22. Oktober 2014

„Die Zukunft wird zur ernsten Belastungsprobe“

Die aktuelle Risikomanagementstudie von Union Investment lässt für zahlreiche institutionelle Investoren nichts Gutes erahnen. Viele dürften ihre Anlageziele verfehlen.

Großanleger in Deutschland sehen schwierige Zeiten auf sich zukommen. Wie der aktuellen Risikomanagementumfrage von Union Investment zu entnehmen ist, erwarten die Anleger mit Blick auf das kommende Jahr, dass durchschnittlich 43,5 Prozent von ihnen die selbst gesteckten Anlageziele nicht erreichen werden. Der Pessimismus ist bei Banken und Sparkassen besonders ausgeprägt. Die in dieser Investorengruppe mit der Kapitalanlage befassten Manager rechnen damit, dass innerhalb ihrer Branche 49 Prozent ihre Anlageziele im kommenden Jahr verfehlen werden. 
Am geringsten wiederum fällt die Zielverfehlungsquote mit 37,8 Prozent im Investorensegment der Unternehmen aus, wie Union Investment mit Blick auf die jüngste Studie erläutert, die auch die Anlagepräferenzen und Risikoeinstellungen institutioneller Investoren untersucht hat. Der Asset Manager hat vom 14. April bis 26. Mai insgesamt 109 Großanleger befragt. 
Laut der Studie sehen die Großanleger nicht nur auf Sicht eines Jahres, sondern auch mittelfristig die Gefahr, ihre Anlageziele nicht erfüllen zu können. Beispielsweise gehen sie für das Jahr 2018 davon aus, dass im Durchschnitt 43,6 Prozent der institutionellen Investoren ihre Anlageziele nicht erreichen werden. „Die Anleger sind ganz offensichtlich davon überzeugt, dass das Niedrigzinsumfeld und die schwierigen Anlagebedingungen auf absehbare Zeit anhalten“, meint Alexander Schindler, der für das institutionelle Kundengeschäft zuständige Vorstand bei Union Investment. Seiner Meinung nach wird die Zukunft „für viele von ihnen zu einer ernsten Belastungsprobe“.
Sicherheit weniger wichtig 
Als Reaktion auf die Herausforderungen des Niedrigzinsumfeldes hat sich die Einstellung der Investoren nach Einschätzung von Union Investment bereits verändert. Innerhalb des klassischen Orientierungsrahmens von Sicherheit, Liquidität und Rendite erhält der letztgenannte Aspekt eine zunehmend größere Bedeutung. So erachten in der aktuellen Befragung 19 Prozent der Anleger die Rendite als das generell wichtigste Kriterium ihrer Kapitalanlage. Das ist nach Angaben der Studienmacher der höchste Wert seit der Finanzkrise. Im vergangenen Jahr lag er noch bei acht Prozent.
Sicherheit bleibe zwar der dominierende Aspekt bei der Anlageentscheidung, er werde allerdings von nur noch 64 Prozent der Großanleger als wichtigstes Kriterium benannt, bemerkt der genossenschaftliche Asset Manager. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatten sich 79 Prozent der Befragten in diesem Sinne geäußert. Zurückgegangen ist auch die Risikoaversion der Umfrageteilnehmer. Lag der Anteil derjenigen, die ihre Anlagepolitik als sicherheitsorientiert bezeichnen, vor Jahresfrist noch bei 84 Prozent, so sank der Wert in der aktuellen Untersuchung auf 77 Prozent. 
Nach Angaben der Studienmacher steht die Vermeidung von Verlusten weiterhin ganz oben auf der Prioritätenliste deutscher Großanleger. Für 80 Prozent von ihnen sei dieser Aspekt von größter Bedeutung. Und vor diesem Hintergrund erhalte das Risikomanagement einen hohen Stellenwert. Wie Union Investment hervorhebt, sei bei der Auswahl eines Asset Managers dessen Risikomanagement-Kompetenz daher besonders wichtig. 82 Prozent der Investoren äußerten sich entsprechend, gegenüber 70 Prozent im Vorjahr. Nach Ansicht von Schindler sollte Risikomanagement aber „nicht allein defensiv“ betrachtet werden: „Angesichts des Renditedrucks geht es für Anleger heute mehr denn je darum, risikokontrolliert einen Mehrertrag zu erwirtschaften.“ Gutes Risikomanagement sei damit auch zugleich immer Chancenmanagement. 
Das Pflichtenheft eines Asset Managers
Nach Einschätzung der Studienautoren sollten Asset Manager auf der einen Seite die Fähigkeit zur asset-klassen-übergreifenden Risikoanalyse und -kontrolle mitbringen. Auf der anderen Seite dürfe es aber auch an einem tiefen Verständnis der hiesigen Regulierungsanforderungen nicht mangeln. Denn für 84 Prozent der Großanleger spielten rechtliche Risiken eine herausgehobene Rolle bei ihrer Anlageentscheidung. Größte Bedeutung habe für die Anleger die Umsetzung der Regelungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). 68 Prozent halten dieses Erfordernis für besonders wichtig, gefolgt von der regulierungskonformen Umsetzung investorenspezifischer Anlageverordnungen (61 Prozent) sowie der Berücksichtigung weiterer Regelungswerke wie Solcency II oder Basel III (47 Prozent). 
portfolio institutionell newsflash 22.10.2014/Tobias Bürger
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