Traditionelle Anlagen
25. Januar 2021

Dividenden in Europa sinken auf 290 Milliarden Euro

2019 waren es noch 360 Milliarden Euro, gemessen am MSCI Europe. AGI-Dividendenstudie: Vorkrisenniveau frühestens 2022 erreicht.

Zu den Dividenden von europäischen Unternemen hat Allianz Global Investors (AGI) im Rahmen seiner Dividendenstudie Zahlen vorgelegt: Nachdem die Dividendenausschüttungen europäischer Unternehmen in den Vorjahren einen steten Anstieg verzeichnet hatten, kam es 2020 zu einem Einbruch. Infolge der Corona-Krise schütteten die Unternehmen des breiten europäischen Aktienindex MSCI Europe im Jahr 2020 nach Schätzungen von Allianz Global Investors nur knapp 290 Milliarden Euro aus, nach rund 360 Milliarden Euro im Vorjahr. Zwar stammen die Ausschüttungen eines Jahres typischerweise aus den Gewinnen des Vorjahres, aus Vorsichtsgründen kürzten 2020 jedoch viele Unternehmen ihre Dividende oder setzten sie sogar ganz aus. Teilweise durften Firmen auch keine Ausschüttungen tätigen, da sie Hilfsgelder wegen der Coronakrise erhalten hatten. Insgesamt leisteten im vergangenen Jahr nur noch knapp drei von vier europäischen Unternehmen Dividendenzahlungen, nach mehr als 90 Prozent in den Vorjahren. Das sind Ergebnisse der Dividendenstudie 2021 von AGI.

2021 dürften die Ausschüttungen der Unternehmen im MSCI Europe wieder einen Anstieg verzeichnen. „Ähnlich wie beim Konjunkturbild erwarten wir auch für die Dividendenausschüttungen 2021 keine v-förmige Entwicklung, sondern nur eine teilweise Erholung vom vorhergehenden Fall“, erläutert Jörg de Vries-Hippen, CIO Equity Europe bei AGI. In Zahlen: Auf den etwa 20-prozentigen Rückgang im Jahr 2020 dürfte dieses Jahr ein Anstieg um rund 15 Prozent erfolgen, von etwa 290 auf rund 330 Milliarden Euro. „Das Niveau von vor der Corona-Krise dürfte frühestens 2022 wieder erreicht werden.

Sektoren Gesundheit und Versorger im Vorteil

Hierbei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. So konnten etwa der Gesundheitssektor und Versorger während der Krise ihre Ausschüttungen steigern und dürften diesen Kurs fortsetzen. Andere Branchen hingegen waren 2020 stärker gebeutelt. Zyklische Konsum- und Industriegüterunternehmen etwa dürften ihre Dividendenzahlungen nur im Gefolge einer allgemeinen Konjunkturerholung anheben können, und Sektoren wie Energie oder Finanzdienstleister werden wohl noch länger hinter den vorherigen Hochs zurückbleiben“, so de Vries-Hippen.

Trotz des Einbruchs trugen Dividenden in Europa auch 2020 substanziell zur Rendite von Aktien bei. Infolge der Verringerung der Ausschüttungen sank die Dividendenrendite in Europa zwar im Vergleich zum Vorjahr um etwa einen Prozentpunkt, auf rund 2 ¾ Prozent im zweiten Halbjahr. Dies liege aber immer noch deutlich über den Nominalrenditen vieler Rentenmarktpapiere. Zehnjährige Bundesanleihen etwa wiesen über das gesamte letzte Jahr eine leicht negative Rendite aus.

35 Prozent der Aktienerträge aus Dividenden

Noch klarer zeigt sich die Bedeutung von Dividenden in einer Langfristbetrachtung. Dr. Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarkt-analyse und Autor der Allianz Global Investors Dividendenstudie 2021, hebt hervor: „Dividenden verleihen vielen Portfolien Stabilität, vor allem in Jahren mit negativer Kursentwicklung, da sie dann Kursverluste ganz oder teilweise kompensieren können. Hinzu kommt, dass aufgrund der Dividendenpolitik vieler Unternehmen die Ausschüttungen weniger stark schwanken als die Konzerngewinne, was den gesamten Aktienertrag ebenfalls verstetigt.“ In Europa ist die Dividendenkultur im Vergleich zu den USA und Asien besonders stark ausgeprägt. Im Zeitraum 1975 bis Ende 2020 waren hier ungefähr 35 Prozent der gesamten Aktienerträge auf Dividenden zurückzuführen. „Für Anleger bleiben Dividenden daher von zentraler Bedeutung“, fügt Naumer hinzu und ist sich sicher: „Mit Corona ist die finanzielle Repression in die nächste Runde gegangen. Negativzinsen werden noch länger vorherrschen. Die Jagd nach Kapitaleinkommen geht damit weiter.“

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