Schwarzer Schwan
7. Juli 2017

Einfallsreichtum fürs Leben

Der FC Bayern kooperiert mit Siemens. Sponsoren aus dem Lager der Assekuranz gucken in die Röhre.

Uli Hoeneß ist endgültig wieder salonfähig: Direkt neben dem Vorsitzenden des Vorstands der Siemens AG, Joe Kaeser, sitzend, konnte der wenig geläuterte Steuersünder Uli Hoeneß – „Ich bin der einzige Deutsche, der Selbstanzeige gemacht hat und trotzdem im Gefängnis war. Ein Freispruch wäre völlig normal gewesen" – stolz sein Sommermärchen verkünden: Siemens ist für die nächsten drei Jahre „Performance Partner“ seines FC Bayern. Beide Seiten jubilieren zur Sponsoring-Vereinbarung: „Unsere Partnerschaft basiert auf Zusammenarbeit und gemeinsamen Idealen.“ Dass beide Seiten gemeinsame Ideale haben, ist glaubwürdig, wenn man sich an den Siemens-Skandal rund um die schwarzen Kassen erinnert. Mia san eben mia! 
So beeindruckend wie die Anzahl der Deutschen Meisterschaften, die Höhe der Bilanzsumme des FC Bayern und die Volumina, die der Präsident mit Währungsderivaten umsetzte, ist auch die Liste der Sponsoren. Allein aus dem Dax werben Adidas, Allianz, Audi/Volkswagen, Deutsche Telekom, Lufthansa, SAP und Siemens mit dem Rekordmeister für sich, der vom wegen eines Zollvergehens vorbestraften Karl-Heinz Rummenigge geführt wird. Vergegenwärtig man sich die Kapitalmarktaffinität von Uli Hoeneß, liegt die Idee nahe, ein Zertifikat oder einen ETF auf den FC-Bayern-Sponsoren-Pool aufzulegen. Was das dann für eine Faktorprämie wäre? Vermutlich Momentum – zumindest bis zum alljährlichen, für einen Strukturbruch in der FC-Bayern-Performance sorgenden, Viertel- oder Halbfinalaus in der Champions League.
Betrachtet man Sponsoring einmal von der Sponsoren-Seite, fällt auf, dass Werbepartnerschaften von Versicherungen mit Fußballvereinen nicht immer so erfolgreich ablaufen, wie diejenigen von Allianz und FCB. Von Performance-Partnerschaft wie in München kann etwa beim FC Augsburg nicht unbedingt die Rede sein, auch wenn der Club und dessen Hauptsponsor, die WWK Versicherungen, das anders sehen, wo man ja doch ganz ähnlich ticke – hüben wie drüben. In der Augsburger „WWK-Arena“ gab es zuletzt jedenfalls nicht besonders viel zu feiern.
Die Versicherungswirtschaft ist auch bei zahlreichen anderen Vereinen als Geldgeber mit im Boot und verspricht sich, wie der Siemens-Konzern, einen besseren Draht zum Endkunden. Die Signal Iduna ist bekanntermaßen Inhaber der Namensrechte am größten Fußballstadion des Landes: Neben der Borussia aus Dortmund engagiert sich die Signal-Iduna-Gruppe auch beim Hamburger SV. Die Öffentliche Versicherung Bremen (ÖVB) wiederum ist Teil der „Team-11-Sponsoren“ von Werder Bremen und Hauptsponsor der Werder Bremen-Frauenmannschaft. Laut Wikipedia betreibt der Versicherer im Weserstadion sogar eine Agentur. Ideen muss man haben! Nicht umsonst beansprucht der Siemens-Konzern den Slogan „Ingenuity for life“ für sich – Einfallsreichtum fürs Leben.
Ganz schlecht lief die vergangene Saison aber für die Bayerische. Als Trikotsponsor des TSV 1860 München stieg die Münchener Versicherung von der zweiten direkt in die vierte Liga ab – und musste sich noch vom 1860-Investor aus dem Morgenland öffentlich beschimpfen lassen, weil man ein Darlehen nur gegen Sitze im Aufsichtsrat geben wollte. Anders als die FCB-Geldgeber hat die Bayerische mit möglichen Wiederaufstiegen aber die größte Upside! Und wenn das erste Punktspiel beim FC Memmingen gewonnen wird, träumt man als 60-Fan sogar von der Champions League.  
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein schönes, wenn auch fußballfreies Wochenende. 
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