Versicherungen
7. November 2022

Eiopa sieht Makro- und Marktrisiken mit Sorge

Risiko-Dashboard der EU-Behörde verzeichnet stark gestiegene Marktrisiken im dritten Quartal 2022. Zukünftig steigende Kreditrisiken, ESG- und Cyberrisiken erwartet.

Gestiegene Marko- und Marktrisiken sind derzeit die Hauptsorge der Versicherungsaufsichten auf europäischer Ebene. So stuft die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) in ihrem ‚Risk Dashboard‘ Makro- und Marktrisken aktuell als hoch ein.

Das Dashboard basiert auf den Solvency-II-Daten des zweiten Quartals 2022. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Exponierung der Versicherer zudem gegenüber Makrorisiken hoch ist, wobei der Trend im dritten Quartal nach unten zeigt. Makrorisiken bleiben einer Mitteilung der Eiopa zufolge aber ein Hauptgrund zur Besorgnis, da die Erwartungen für das globale BIP-Wachstum weiter zurückgehen und die CPI-Prognosen für die wichtigsten geografischen Gebiete hoch sind, auch wenn die Arbeitslosigkeit niedrig bleibt. Berücksichtigung findet zudem, dass der gewichtete Durchschnitt der zehnjährigen Swap-Sätze anstieg und die Zentralbanken die Normalisierung ihrer Geldpolitik fortsetzen. Alle anderen Risikokategorien, wie Rentabilität und Solvabilität, Klima- sowie Digitalisierungs- und Cyberrisiken, bleiben aktuell auf mittlerem Niveau.

Im Verhältnis weniger Staatsanleihen

Die Marktrisiken liegen, bedingt durch die hohe Volatilität an den Anleihe- und Aktienmärkten, weiterhin über dem Durchschnitt des vergangenen Jahres. Die Immobilienpreise verharren auf demselben Niveau. Das mediane Engagement der Versicherer in Anleihen und Aktien bleibe, Stand Q2 2022, relativ unverändert, während das mediane Engagement in Immobilien im zweiten Quartal 2022 leicht anstieg. Die Kreditrisiken bleiben relativ moderat. Die CDS-Spreads verharren für Staatsanleihen und Finanzanleihen auf niedrigem Niveau, während sie für Unternehmensanleihen außerhalb des Finanzsektors im dritten Quartal 2022 weiter ansteigen. Das relative Engagement der Versicherer in verschiedenen Anleihekategorien blieb im Großen und Ganzen stabil, während es bei Staatsanleihen im zweiten Quartal leicht zurückging. Die durchschnittliche Kreditqualität der Anlagen der Versicherer blieb im Median stabil.

Hohe SCR-Quoten der Versicherer

Neben steigenden Marko- und Marktrisiken rechnet die Eiopa für die kommenden zwölf Monate damit, dass die Kredit-, die Klima- und Cyberrisiken ansteigen werden. Bei Rentabilitäts- und Solvenzrisiken, wo der Trend im dritten Quartal 2022 ansteigt, geht sie für die nächsten zwölf Monate von einer Seitwärtsbewegung aus. Der Anstieg der Zinssätze seit Anfang 2022 könnte der Hauptgrund für die aktuell hohen SCR-Quoten der Versicherer sein, so die Aufsichtsbehörde Eiopa. Aufgrund des Anstiegs der Zinssätze verbuchten die Versicherer Marktwerte-Verluste bei Derivaten, da sie in der Regel so positioniert sind, dass sie sich gegen einen Zinsrückgang absichern. So stieg der Median der CDS-Spreads der Versicherer weiter an, obwohl die externen Ratings der Versicherer seit der letzten Bewertung weitgehend stabil blieben, so die Behörde.

Zudem steigende Kredit-, Klima- und Cyberrisiken erwartet

Was Klimarisiken betrifft, so haben die Versicherer ihr relatives Engagement in grünen Anleihen beibehalten. Das Wachstum der grünen Anleihen in den Portfolios der Versicherer sei jedoch zurückgegangen, während das Wachstum der ausstehenden grünen Anleihen der Eiopa zufolge stabil sei. Bezüglich der Wesentlichkeit von Digitalisierungs- und Cyberrisiken für Versicherungen sind diese nach Einschätzung der Aufsichtsbehörde leicht zurückgegangen (für das dritte Quartal 2022). Im dritten Quartal 2022 hat die Häufigkeit von Cybervorfällen im Vergleich zum Vorjahresquartal abgenommen. Sowohl bezüglich Klima- als auch Cyberrisiken steht das Risiko-Dashboard der Eiopa für die kommenden zwölf Monate jedoch auf steigend.

Über 2.000 Einzelversicherungen ausgewertet

Das Risiko-Dashboard der Eiopa, das auf Solvabilität-II-Daten basiert, fasst die wichtigsten Risiken und Schwachstellen im Versicherungssektor der Europäischen Union anhand einer Reihe von Risikoindikatoren für das zweite Quartal 2022 zusammen. Die Daten basieren auf Finanzstabilitäts- und Aufsichtsberichten, die von 94 Versicherungsgruppen und 2198 Einzelversicherungsunternehmen erhoben wurden. Hier geht es zum Risk Dashboard der Eiopa.

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