Strategien
10. November 2025

EKD richtet Friedensethik neu aus

Reaktion auf veränderte Weltlage. Dilemma bezüglich Atomwaffen.

Kriegerische Konflikte erfordern in der Evangelischen Kirche Deutschland, EKD, eine Auseinandersetzung mit ethischen Anlagerichtlinien. So kündigt die EKD ihre neue Friedensdenkschrift (Welt in Unordnung – Gerechter Frieden im Blick) als Neuausrichtung der protestantischen Friedensethik an. Angesichts der vielfältigen friedens- und sicherheitspolitischen Herausforderungen gerade nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine, aber auch nach dem überhasteten Ende des Einsatzes in Afghanistan habe der Rat der EKD bereits im September 2022 beschlossen, die friedensethische Positionierung der EKD weiterzuentwickeln.

Die neu ausgerichtete Friedensethik versuche sowohl dem christlichen Ideal der Gewaltfreiheit als auch der veränderten Weltlage gerecht zu werden. Unter der Realität von Gewalt und Bedrohung rücke die Anerkennung staatlicher Schutzpflichten in den Vordergrund.

Bezüglich Atomwaffen sieht die Denkschrift ein Dilemma. Während ethisch die Ächtung von Atomwaffen aufgrund ihres verheerenden Potenzials geboten sei, könne andererseits der Besitz von Nuklearwaffen angesichts der weltpolitischen Verteilung dieser Waffen trotzdem politisch notwendig sein. Am Beispiel des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine werde die Problematik nuklearer Rüstung in heutigen Konflikten deutlich: Zum einen habe der Verzicht der Ukraine auf die auf ihrem Gebiet verbliebenen sowjetischen Atomwaffen wohl mit dazu beigetragen, dass sie Opfer eines konventionellen Angriffs geworden ist. Zum anderen sind die teils versteckten, teils offenen Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen durch die Russische Föderation ein Zeichen dafür, dass auch in einem konventionellen Konflikt die Drohung mit nuklearen Waffen eine entscheidende Rolle spielen kann.

Eine Neuausrichtung der EKD ist auch bezüglich Waffenlieferungen zu erkennen. Bislang haben sich Kirchen gegen Rüstungsexporte ausgesprochen. Nun könnten Waffenlieferungen aber je nach Einschätzung der realen Gegebenheiten ethisch geboten sein.

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