Versicherungen
8. Juli 2016

Erste Erkenntnisse zu Solvency II

Deutlich mehr als 90 Prozent des anrechnungsfähigen Eigenkapitals ist von höchster Qualität. In den Kapitalanlagen hat sich fast nichts getan.

Die deutsche Versicherungsbranche ist erfolgreich im neuen Regime angekommen. So lautet das Fazit von Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor der Bafin, bei der Veröffentlichung der ersten Zahlen zu Solvency II. Demnach betrugen die anrechnungsfähigen Eigenmittel zum Stichtag 1. Januar 2016 – Day One – rund 410 Milliarden Euro und sanken im ersten Quartal auf rund 401 Milliarden Euro. Diese bedecken das SCR von rund 134 Milliarden Euro (Day One) beziehungsweise 143 Milliarden Euro (erstes Quartal). Die mittlere Solvency-II-Bedeckungsquote der Branche lag zum 1. Januar 2016 bei rund 305 Prozent und sank im ersten Quartal 2016 auf rund 280 Prozent. 
Wie die Bafin weiter mitteilte, zeigten zum Day One drei Unternehmen eine Unterdeckung der Solvabilitätskapitalanforderungen (SCR) auf. Mit ihnen steht die Bafin „in engem Kontakt“. Sie haben bereits, wie gesetzlich vorgesehen, Maßnahmen zur Bereinigung der Bedeckungssituation ergriffen.   
Um die Risikolage einzuschätzen, ist wesentlich, wie stark sich Veränderungen innerhalb der Solvenzbilanz auf die SCR und die zu ihrer Bedeckung anrechnungsfähigen Eigenmittel auswirken. Die Bafin merkt in diesem Zusammenhang an, dass selbst erhebliche Schwankungen im marktkonsistenten Wert der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten im Branchenmittel nur abgeschwächt auf die Risikosituation durchschlagen. Dies zeige sich deutlich in den Veränderungen der Werte von Day One zum ersten Quartal. In diesem Zeitraum stieg die Solvenzbilanzsumme um 83 Milliarden Euro an. Auf der Aktivseite resultieren dabei rund 69 Milliarden Euro aus der Veränderung im Marktwert der Kapitalanlagen. Auf der Passivseite stieg der marktkonsistente Wert der Verbindlichkeiten im ersten Quartal um rund 92 Milliarden Euro an. Diese erheblichen Veränderungen führten im Ergebnis lediglich zu einer Verminderung der anrechenbaren Eigenmittel in Höhe von neun Milliarden Euro und einem Anstieg der SCR von ebenfalls neun Milliarden Euro.
Im aktuellen Marktumfeld stellen Schwankungen an den Kapitalmärkten die bedeutendste Teilrisikoart dar, merkt die Bafin an. Deutlich mehr als 90 Prozent der anrechnungsfähigen Eigenmittel der Unternehmen können laut Bafin der höchsten Qualitätsstufe (Tier 1) zugerechnet werden. Für Day One sind über 370 Milliarden Euro in Tier 1 eingestuft. Dieser Wert übersteigt die Mindestanforderung von 50 Prozent der SCR (das entspräche rund 67 Milliarden Euro) deutlich.
Wie die Finanzaufsicht weiter mitteilte, verwenden die meisten der 342 berichtspflichtigen Versicherer zur Berechnung der SCR die Standardformel. In insgesamt 39 Fällen nutzen die Unternehmen eine der von der Aufsicht genehmigten Individualisierungsmöglichkeiten, davon 15 ein volles internes Modell und 17 ein internes Partialmodell.
In ihrer Betrachtung hat die Bafin auch ein Blick auf die Anlageklassen geworfen und festgestellt: Auch unter Solvency II entfällt der größte Teil auf Anleihen. Direkt gehaltene Aktien und Immobilien nehmen nur einen sehr geringen Anteil am Marktwert der gesamten Kapitalanlagen von rund 1,8 Billionen Euro zum Start von Solvency II ein.    
portfolio institutionell newsflash 08.07.2016/Kerstin Bendix 
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