Stiftungen
24. Januar 2022

„Es braucht Mut, Zeit und Expertise“

Auch für kleinere Anleger können alternative Anlagen interessant sein, wie das Beispiel der Carl-Zeiss-Stiftung zeigt. Den Nutzen von Alternatives sowie die Umsetzung erläutert Hannes Banzhaf.  

Die Carl-Zeiss-Stiftung verfolgt die Ziele Inflationsausgleich und, Wertschwankungen möglichst niedrig zu halten. Für den Leiter Finanzen der Stiftung, Hannes Banzhaf, können diese Ziele nur mit einer breiten Diversifikation erreicht werden – und darum nutzt die Stiftung auch alternative Anlagen. Dies und weiteres erläutert Banzhaf im Interview mit portfolio institutionell.

Alternatives haben den Vorteil, Illiquiditätsprämien zu erzielen.

Ja. Alternatives haben aufgrund der Komplexitäts- und Illiquiditätsprämien ein gutes Risiko-Rendite-Verhältnis. Die liquiden Anleihemärkte sind dagegen durch den Aufkauf von Anleihen durch die Notenbanken verzerrt und teuer. Entscheidend ist für uns bei der Portfoliostrukturierung auch, möglichst wenig miteinander korrelierte Risiken einzugehen. Wenn man sich mit den alternativen Produkten auseinandersetzt, kann man in der Regel gut erkennen, welche Risikofaktoren diese beinhalten. Ein Beispiel: Wir haben zwei Fonds für Erneuerbare Energien gezeichnet. Bei diesen Fonds sehen wir das größte Risiko in der Strompreisentwicklung. Diese wiederum korreliert sehr wenig mit den anderen Risiken im Portfolio.

Renewables profitieren von einem hohen Strompreis – im Gegenteil zur energieintensiven Glasproduktion des Stiftungsunternehmens Schott. Sind die beiden Fonds auch eine Art Hedge?

Da besteht kein Zusammenhang. Die ­Stiftungsunternehmen sind operativ eigenständig. Wir versuchen aber, die von der Stiftung geförderten Schwerpunktthemen auf der Finanzanlageseite zu spiegeln. Nach Möglichkeit wollen wir die Wirkung, die wir durch die Wissenschaftsförderung erzielen, durch die Finanzanlagen nochmal stärken.

Das klingt nach Impact Investing.

Das haben wir auch im Portfolio. Zum Beispiel die beiden Erneuerbaren-Energien-Fonds. Wir sind aber auch über Private Equity in Impact-Fonds investiert. Wir sind in Bezug auf die Finanzanlagen nicht auf die MINT-Förderung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) eingegrenzt. Generell versuchen wir, im gesamten Portfolio eine möglichst hohe nichtfinanzielle Wirkung zu erzielen. Das ist für uns in der Due Diligence ein wesentliches Kriterium.

Was ist grundsätzlich bei der Due Diligence von alternativen Managern wichtig?

Wir achten auf die üblichen Kriterien wie Strategie, Track Record, die Erfahrung und die Ressourcen des Teams. Verstehen wollen wir auch den Sourcing-Ansatz. Zu diesen Themen tauschen wir uns mit den Asset Managern aus. Zur Risikodiversifizierung wählen wir auch Dachfonds und Dachfonds-ähnliche Konzepte, achten zudem darauf, dass ein Singlefonds nur etwa drei Prozent des Gesamtportfolios ausmacht, und wählen in der Regel größere Asset Manager aus. Gerne sehen wir, dass etablierte und nachhaltig orientierte Referenzinvestoren mit im Fonds sind. Beispielsweise sind skandinavische Pensionskassen oder die KfW in einigen unserer Fonds als Ankerinvestor dabei.

Das Problem für das Gros der Stiftungen dürften bei Alternatives die geforderten Anlagevolumina sein.

Ja und nein. Ich glaube, dass es Mut, Zeit und Expertise braucht, in andere Anlageklassen abseits der in Deutschland üblichen Stiftungs-Assets zu gehen. Nach meiner Erfahrung gibt es Produkte, die relativ breit diversifiziert sind und relativ niedrige Mindestvolumina erfordern. Ich gehe davon aus, dass es davon künftig auch mehr Angebote gibt. Viele Asset Manager versuchen bereits, neue Produkte zu entwickeln, die kostengünstig sind und einen relativ einfachen Zugang ermöglichen. Letztlich wird es nach meiner Einschätzung eine ähnliche Entwicklung geben wie im liquiden Bereich, wo sich mit dem ETF ein einfaches und kostengünstiges Vehikel am Markt etabliert hat.

Ein Beispiel sind für mich Open-End-Strukturen. Mit diesen kann man schnell ein stabiles Exposure aufbauen und muss nicht wie bei einem geschlossenen Singlefonds jahrelang auf die Calls warten. Das kann gerade für Stiftungen vorteilhaft sein, die neu in Alternatives investieren wollen. Wir sind über Singlefonds, Open-End- und Dachfonds-Konstrukte investiert. Bei uns sind Investitionsvehikel der Schwerpunkt, bei denen wir in der Regel zu Beginn voll abgerufen wurden. Wir starteten mit dem längerfristigen Portfolio erst 2019 und wollten relativ schnell ein Exposure aufbauen.

Vorteil dieser Evergreen-Strukturen sind zudem die Rückgabemöglichkeiten. Zwar können wir eine gewisse Illiquidität eingehen. Aber zu viel Illiquidität wäre nicht gut. Schließlich sind unsere Förderperioden mit in der Regel sechs Jahren meist kürzer als die Laufzeiten von geschlossenen Fonds. Grundsätzlich ist Illiquidität für die meisten Stiftungen kein Problem. Stiftungskapital ist langfristig anzulegen. Eine Stiftung könnte also sogar bewusst besonders langlaufende Fonds auswählen.

Das vollständige Interview mit der Carl-Zeiss-Stiftung lesen Sie in der Januar-Ausgabe von portfolio institutionell. Diese erscheint am 28.01.

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