Immobilien
26. Oktober 2022

ESG wird auch für Real Estate Debt wichtiger

Inrev-Bericht zum europäischen Markt zeigt starkes Wachstum, angetrieben von UK. 80 der 98 Vehikel sind Closed-End-Fonds.

Real-Estate-Debt-Fonds verzeichneten in Europa in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum. Die Studie ‚Debt Vehicles Universe‘ des europäischen Fondsverbands Inrev listet 98 Vehikel mit einem Ziel-Eigenkapital von insgesamt 60,6 Milliarden Euro auf. In den vergangenen sieben Jahren haben sich der Studie zufolge Anzahl und Größe der Vehikel im Universum mehr als verdoppelt. Angetrieben wurde das Wachstum besonders durch den britischen Markt. Zudem beginnt das Thema ESG auch in der privaten Immobilienfinanzierung immer mehr an Fahrt zu gewinnen, so die Studie.

Von 46 Fonds mit einer Länderstrategie konzentrieren sich gleich 36 auf das Vereinigte Königreich. Die durchschnittliche Größe der auf Großbritannien fokussierten Fonds liegt bei 470 Millionen Euro. Dies ist deutlich mehr als bei den auf einen anderen europäischen Markt ausgerichteten Fonds, die im Durchschnitt 170 Millionen Euro umfassen.

85 Prozent sind geschlossene Vehikel

Zudem sind 80 der 98 Vehikel sogenannte Closed End Funds. Die Mehrheit (85,1 Prozent) des gesamten Eigenkapitals im Fonds-Universum konzentriert sich dabei auf geschlossene Vehikel und 64,3 Prozent sind auf eine Strategie für vorrangige Darlehen ausgerichtet. Damit haben Senior-Debt-Fonds den größten Anteil, auf die 54 der 98 Vehikel und 38,8 Milliarden Euro des gesamten Zielkapitals entfallen. Zudem war hier ein Trend zu beobachten: Die Zahl der geschlossenen Vehikel ist von 37 im Jahr 2016 auf 80 im Jahr 2022 stark angestiegen. Liquiditätsbedenken erklären zumindest teilweise ihre Dominanz, insbesondere angesichts der relativ geringen Größe und Unreife des europäischen Marktes für nicht börsennotierte Debt-Fonds.

Die Liquiditätsbedenken spiegeln sich auch in den vorgeschlagenen Entwürfen für eine Überarbeitung der Alternative Investment Fund Managers Directive (AIFMD) wider, die vorsehen, dass ein Debt-Fonds, der mehr als 60 Prozent seines Nettoinventarwerts in Darlehen investiert, eine geschlossene Struktur haben muss, um Liquiditätsinkongruenzen zu vermeiden. 60 der 80 geschlossenen Vehikel im Universum verfügen Inrev zufolge zudem über eine Klausel zur Verlängerung des Liquidierungsdatums, die im Falle einer erheblichen Marktkorrektur oder eines Stimmungsumschwungs bei den Anlegern als Risikominderungsmechanismus dient.

Enormer Druck zur Dekarbonisierung

Zudem gewinnt auch das Thema Nachhaltigkeit bei der Kreditvergabe zunehmend an Bedeutung, auch getrieben durch die Regulierung. So äußert sich Iryna Pylypchuk, Direktorin für Forschung und Marktinformationen, von Inrev: „Die Expansion des europäischen Marktes für nicht börsennotierte Immobilienkredite bietet eine vielfältigere Auswahl an Finanzierungsmöglichkeiten und einen gesunden Wettbewerb für traditionelle Kreditgeber. Zur Bestätigung dieses Wachstums sehen wir jetzt die ersten Anzeichen für ein Eingreifen der Regulierungsbehörden. Der europäische Immobilienmarkt steht unter enormem Druck zur Dekarbonisierung, und die traditionellen Kreditgeber halten sich bei der Kreditvergabe für  Nachrüstungen weitgehend zurück. Die größte Frage ist also, inwieweit die nicht-traditionellen Kreditgeber eine Finanzierungslücke füllen werden, insbesondere wenn es um ein ESG-fokussiertes Kreditangebot geht.“

In UK spielen Nicht-Banken größte Rolle

Großbritannien ist der am weitesten entwickelte Markt für nicht börsennotierte Immobilienkredite in Europa und ist am stärksten gewachsen. Diese Tatsache werde Inrev zufolge durch den kürzlich von der Bayes Business School veröffentlichten Commercial Real Estate Lending Report H1 2022 untermauert, aus dem hervorgeht, dass die Kreditvergabe durch Nicht-Banken im Vereinigten Königreich mit 38 Prozent zum ersten Mal in der Geschichte die Kreditvergabe durch Banken und Bausparkassen übertrifft.

Diversifikation über Länder nimmt zu

Auf Mehrländerfonds entfallen 70,1 Prozent der Zielkapitalbeteiligungen, und sie dominieren die Neuauflegung von Fonds. Mit 840 Millionen Euro ist die durchschnittliche Größe dieser Vehikel doppelt so hoch wie die eines durchschnittlichen Ein-Länder-Peers (420 Millionen Euro).  Nur 15 Vehikel im Universum verfolgen eine einzige Sektor-Strategie, und diese sind mit durchschnittlich 180 Millionen klein. Von diesen konzentrieren sich zwölf auf den Wohnungsmarkt.

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