Großes Risiko: Investments in Diktaturen

Investments, die ESG-Kriterien berücksichtigen, haben im Markttumult seit Russlands Überfall auf die Ukraine besser performt als der breite Markt. Mehr als die Hälfte der Marktkapitalisierung ­russischer Unternehmen liegt im Bereich fossiler Energien. 57 ­Prozent der russischen Unternehmen, die von der Morningstar-Tochter ­Sustainalytics beobachtet werden, ­haben ein ESG-­Risikorating von „Hoch“ oder „Schwerwiegend“. Mit so wenig Russland-­Exposure im Portfolio fällt das Divestment leicht.
Was der Krieg aber auch aufgezeigt hat, ist das Risiko des Investments in nichtdemokratische Systeme. Die Möglichkeit unberechenbarer und ­impulsiver Aktionen autokratischer Staaten wurde von den Finanzmärkten lange unterschätzt – schließlich bräuchten die Diktatoren die globalen Märkte dringender als umgekehrt, so der Irrglaube, der seit sechs Wochen mit schweren bis totalen Wertverlusten ­bestraft wird.
Ein neues Verständnis von Risiko muss her. Für den konkreten Fall des Ukraine-Krieges hat Sustainalytics den sogenannten Systemic Event Indicator ins Leben gerufen. Dieser ermöglicht es, die ­Auswirkungen des Krieges in bestehende ESG-Risikoratings ­einzubeziehen und identifiziert 66 Unternehmen, die erheblich ­betroffen sind: neun davon durch die verheerende Zerstörung in der Ukraine selbst, die restlichen 57 durch die Sanktionen gegen Russland und Belarus.
Woher kommt aber der nächste Schock? Während Russlands ­Präsenz in globalen Benchmarks selbst vor dem Krieg vernach­lässigbar war, fließt weiterhin viel Geld in autokratische Regimes. Fast 30 Prozent der Wertpapiere in Schwellenländer-Indizes kommen aus China – eine weitere undemokratische Atommacht mit ­revanchistischen Intentionen auf Kosten seiner Nachbarländer.
Es ist aber auch möglich, ganz ohne Diktaturen zu investieren. Der Freedom 100 Emerging Markets ETF (FRDM) fährt seit seiner Gründung 2019 deutlich besser als größere Schwellenländer-­Aktienfonds und Indizes, und das mit Ausschluss von Assets aus despotischen Regimes wie in Saudi-Arabien, Russland und China. Selbst Republiken wie ­Ungarn und die Türkei, in denen die ­Integrität der Demokratie in Frage steht, haben dort keinen Platz. Übrigens: Verglichen mit dem Kriegs­beginn am 24. Februar liegt der FRDM Anfang April mit etwa sieben Prozent im Plus – das ist nicht nur eine deutliche Outperformance gegenüber anderen Schwellenländer-Assets, sondern um zwei Prozentpunkte besser als der MSCI World Index.

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