Keine Angst vor der grünen Blase

Mit dem Aufschwung des nachhaltigen Investierens mehren sich die Stimmen, dass die Bewertungen der nachhaltigen Unternehmen zu hoch seien, dass sich eine Blase gebildet habe, die zu ­bersten drohe. Mahner erinnern gar an die Dotcom-Blase, die 2000 platzte und viele Anleger rat- und mittellos zurückließ.
Das meiste daran hält einer kritischen Überprüfung kaum Stand. Zunächst einmal handelt es sich beim nachhaltigen Investieren um Risikomanagement und Chancenoptimierung. Risikomanagement, weil man die Unternehmen auf ihre Zukunftsfähigkeit hin analysiert und gezielt auf die Frage hin untersucht, ob sie in einer Welt der globalen Erwärmung und der Reaktion darauf noch eine Daseinsberechtigung haben. Und Chancenoptimierung, weil wir damit diejenigen Unternehmen herausfiltern, die die besten Möglichkeiten haben, auch in der Zukunft erfolgreich tätig zu sein.
Das führt uns zur Bewertung. Selbstverständlich sind einige der nachhaltigen Unternehmen hoch ­bewertet. Das liegt aber schlicht daran, dass sie besonders gut und besonders zukunftsfähig sind. Dass ein innovationsstarkes Unternehmen, dem in einer Welt der Erneuerbaren Energien Tausende Möglichkeiten offenstehen, am Markt höher bewertet wird als ein Kohleförderer, dessen Ende absehbar ist, scheint nur folgerichtig.
Und: Der Vergleich mit der Dotcom-Blase hinkt. Seinerzeit war die Welt voll von Schaumschlägern, die behaupten konnten, in der ­Garage am nächsten großen Ding zu tüfteln. Vieles davon war ­bestenfalls Wunschdenken. Beim ESG-Investieren aber gibt es im Bereich Nachhaltigkeit keinen Platz für Märchen. Das Gros der ­Geschäftsmodelle ist ausgereift, die Transparenz ist hoch, viele der Nachhaltigkeitsstars beweisen ihr Marktpotenzial Tag für Tag.
Hinzu kommt: Ein kritischer Blick zurück zur Dotcom-Bubble lehrt uns einiges. Das Thema Digitalisierung verschwand ja nicht mit dem Platzen der Blase. Vielmehr muss man konstatieren, dass Aktionäre mit Konzernen wie Amazon, Microsoft und Apple seit dem Platzen der Blase sehr viel Geld verdienen konnten. Wir ­müssen davon ausgehen, dass der Klimawandel und damit die ­Diskussion um die Nachhaltigkeit der Wirtschaft noch viele ­Generationen nach uns beschäftigt. Selbst wenn sich also ­heute einzelne nachhaltige Unternehmen als zu hoch bewertet oder überschätzt herausstellen sollten, wird das Thema nicht verschwinden. Für aktive und nachhaltige Investoren gilt es aber, heute schon die Spreu vom Weizen zu trennen und die Geschäftsmodelle zu ­identifizieren, deren Stern noch lange weiter steigen wird.

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