Engagement: Steter Tropfen höhlt den Stein

Aus Engagementsicht fällt der Rückblick auf die Hauptversammlungssaison durchwachsen aus. Obwohl die pandemische Lage es durchaus zugelassen hätte, fand das Gros der Treffen im virtuellen Raum statt – löbliche Ausnahme bildet die Deutsche Telekom, die mit der Entscheidung zum Präsenzformat einen wichtigen Schritt in Richtung Normalisierung unternommen hat. Bei vielen anderen Konzernen blieben hingegen Aktionärsrechte wie etwa das Frage- und Auskunftsrecht auf der Strecke.

Dieser missliche Umstand fällt ausgerechnet in eine Zeit, in der in den Unternehmen wegweisende Entscheidungen auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft gefällt werden müssen. Trotz der kritikwürdigen Umstände konnte Union Investment in diesem Jahr bei fast 2.000 Hauptversammlungen abstimmen und hat 19 Aktionärstreffen mit einer Stellungnahme begleitet. Diese Wahrnehmung der Anlegerinteressen ist von großer Wichtigkeit, weil die Investoren als Eigentümer über den künftigen Kurs der Unternehmen und damit auch über den Kurs ihrer Wertpapiere mitentscheiden. Denn Unternehmen, die sich der Transformation der Wirtschaft in eine CO₂-ärmere Zukunft verweigern, werden über kurz oder lang an der Börse dafür bestraft werden.

Das macht sich nicht immer sofort ­bemerkbar. Nachhaltigkeit und Engagement sind keine Themen, die tagtäglich an der Börse neu verhandelt werden, sondern langfristig wirken. Dementsprechend sind die Erfolge nicht immer in Euro und Cents messbar. Freilich gibt es zahlreiche Studien, die eine Korrelation von starker Börsenperformance und Nachhaltigkeit nahelegen, es gibt aber auch solche, die diese Beziehung nicht finden.

Als Treuhänder sehen wir vor allem zwei tragende Argumente: Nachhaltigkeit ist Risikomanagement. Zahlreiche Konzerne sind in den vergangenen Jahren an der Börse aufgrund von Mängeln bei der Nachhaltigkeit bestraft worden, sei es aufgrund von Umweltskandalen, Kinderarbeit oder Korruption. Mit einer umsichtigen Nachhaltigkeitsanalyse und konsequenten Ansprache im Unternehmensdialog und auf der HV hätte sich einiges davon im Vorfeld antizipieren lassen. Das gelingt nicht immer kurz-, aber häufig langfristig.

Und Nachhaltigkeit wirkt nicht nur auf der Risikoseite. Auch auf der Chancenseite gilt: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wenn es darum geht, ein Unternehmen fit zu machen, dann spielen nachhaltige und aktive Aktionäre eine Schlüsselrolle. Den Erfolg dieser Arbeit kann man nicht nur, aber auch am Aktienkurs ablesen.

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