Portfoliosteuerung entlang der Biodiversität

Biodiversität – also die Vielfalt der Arten, der Gene und der Lebensräume – ist ein Indikator für eine intakte und produktive Natur. ­Abgesehen von ökologischer Verantwortung der einzelnen ­Wirtschaftsteilnehmer ist es mittlerweile auch aus einer Risiko­perspektive nachweisbar zwingend notwendig, dass ­Abhängigkeiten und Wirkungen auf Biodiversität in die Portfoliosteuerung integriert- und steuerungsrelevant werden. Unternehmen sind auf der Einzelebene mit den direkten Risiken des Biodiversitätsverlustes durch physische Risiken konfrontiert, welche sich beispielsweise durch Bodenerosion materialisieren. Indirekt wirkt die Biodiversitäts-Krise auf Unternehmen, indem sich diese durch politische Maßnahmen anpassen müssen. All diese Risiken werden bisher nur sporadisch und mehr oder minder freiwillig in den Büchern der Unternehmen festgehalten.

Aus einer Bankperspektive mit Fokus auf den eigenen Kapitalanlagen ergibt sich ein kumuliertes Risiko durch die Anhäufung von Biodiversitätsrisiken. Denn die Biodiversität ist eines von sechs Umweltzielen, auf das eine Wirtschaftsaktivität nach EU-­Taxonomie-Verordnung in Zukunft einzahlen muss. Eine Studie der niederländischen Zentralbank zeigte 2020, dass allein die niederländischen Finanzinstitute mit 510 Milliarden Euro Risiken in Bezug auf die biologische Vielfalt ausgesetzt sind. Die gefährdeten Vermögenswerte machten sogar 36 Prozent der von der Zentralbank untersuchten Vermögenswerte niederländischer Banken, Pensionsfonds und Versicherungen aus. Eine Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Investitionsentscheidungen ist somit aus einer Risiko- sowie Renditeperspektive notwendig. Das ist mittlerweile auch in der Regulatorik angekommen: Nicht umsonst hat die Bafin ein „Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken“ ausgegeben, in dem auch der „Schutz der biologischen Vielfalt“ festgehalten wird. Dabei erweisen sich Instrumente wie beispielsweise das Integrated Biodiversity Assessment Model oder das ­Encore-Tool der Natural Capital Finance Alliance als nützlich. Sie helfen dabei, zu erkennen, inwieweit Unternehmen Naturkapital-Risiken ausgesetzt sind und welche Chancen sich auf der anderen Seite durch Investments in Biodiversität ergeben.

Diversifizierung im Sinne des Erhalts der Biodiversität wirkt ­gesamtwirtschaftlich ebenso risikominimierend und renditesichernd. Was bisher als freiwilliges Bafin-Merkblatt formuliert ist, muss als verbindliche Regulierung verabschiedet werden, um sowohl ökologische-, als auch renditeabhängige Risiken zu vermeiden.

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