Große Potenziale, große Risiken

Wenn wir in zehn oder 15 Jahren zurückblicken, werden wir sagen: Die Corona-Krise hat unsere Sicht auf Industrie- und ­Schwellenländer grundlegend verändert. Der Anstieg der Verschuldung im ­Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in manchen Industrieländern ist so ­gewaltig, dass er sogar über das Niveau aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs hinausgeht. Die Gesamtverschuldung der ­Industrieländer liegt im Durchschnitt über 125 Prozent. Schwellenländer dagegen liegen insgesamt bei etwa 63 Prozent. Doch auch hier stieg die ­Verschuldung stark, lag sie doch vor der Pandemie noch bei etwa 30 bis 40 Prozent. Das heißt, auch so manches Schwellenland wird Schwierigkeiten bekommen, sobald das billige Geld aufhört zu ­fließen. Doch dieses Risiko wird in den Schatten gestellt von den Problemen, die vermutlich von einigen Industrieländern ausgehen werden.

Einzelne Schwellenländer könnten auf lange Sicht deswegen die weitaus ­bessere Wahl sein. Sie haben zum großen Teil ihre Lektion aus der Finanzkrise 2008/2009 gelernt und verschulden sich heute nicht mehr, oder weit weniger in US-Dollar, dagegen häufiger in ihrer Landeswährung. Anleger ­erkennen zunehmend die anhaltend positive Entwicklung. ­Ent­sprechend ist davon auszugehen, dass die Allokationen der ­Kapitalanleger in ausgewählte Schwellenländer zunehmen. Eine ­nachhaltige und robuste Fiskal- und Schuldenpolitik ist auch in der Kapitalanlage zentral für die langfristige Entwicklung.

Neben der finanziellen Dimension von Nachhaltigkeit geht es in der Kapitalanlage von Schwellenländer-Anleihen immer stärker auch um ESG-Kriterien. Erfreulicherweise stellen die Emittenten heut­zutage mehr Daten zur Verfügung. Die Herausforderung liegt nun darin zu eruieren, wie belastbar diese Informationen sind. Des­wegen sollte man bei allen ESG-Anleihen, unabhängig von den Emittenten, die Einhaltung der Kriterien kritisch prüfen.

Als großer institutioneller Investor für reputationssensible Anleger sehen wir es als unsere Pflicht und Verantwortung, ESG-Kriterien sorgfältig und umfassend zu analysieren. Dementsprechend haben wir unsere Investmentprozesse so strukturiert, dass wir die Ergebnisse unserer Analysen dokumentieren und dazu berichten. Dabei nutzen wir extern bereitgestellte Daten und Analysen, verlassen uns primär aber auf unsere eigene Analyse- und Risikokompetenz. ­Unter nachhaltigem Investieren verstehen wir eine ganzheitliche und profunde Herangehensweise – das gilt insbesondere auch bei Investments in Schwellenländer. Resilienz und Widerstandskraft in der Krise sind heute wichtiger denn je.

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