ESG ist eine Governance-Aufgabe

Die grundlegende Einbeziehung von ESG in die Finanzanalyse ist mittlerweile im Mainstream angekommen. Die Gewichtung, Schwerpunktsetzung und Tiefe der einzelnen Bereiche und deren Kriterien ist allerdings je nach Investor oder Produktanbieter unterschiedlich. Dabei drängt das G in ESG – die Governance – verstärkt in den Vordergrund und hierhin gehören die Vielfalt und auch Integration.

Diversität ist im Grundsatz: Vielfalt und Unterschiedlichkeit bezogen auf den einzelnen Menschen. So findet sich bereits 1997 für ethisch-nachhaltige Investoren niedergeschrieben die Kulturverträglichkeit, also wie verträglich ist und wie entwickelt sich das wirtschaftliche Handeln in Bezug auf die Lebens- und Entfaltungschancen eines Menschen, die Integration des Gemeinwesens und die Überlebensfähigkeit der natürlichen Mit- und Nachwelt. Die Dimensionen der Diversität umfassen unter anderem Geschlecht, Internationalität, Ausbildung/fachliche Disziplin und Alter. Auch die Sustainable Development Goals beinhalten mit Ziel Nummer 5 „Gleichstellung der Geschlechter“ und Nummer 10: „Weniger Ungleichheiten“ Diversität explizit.

Nach einer Studie von PWC im Jahr 2021 liegen Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion auf Platz 4 der ESG-Prioritäten. Die Motivation, Diversitäts-Aspekte verstärkt einzubeziehen, ist neben der gesellschaftlichen Verantwortung auch ein zu erwartender unternehmerischer Mehrwert durch mehr Kreativität und Innovation, der zu höherer Produktivität und Zufriedenheit führt. Mit Blick auf die jüngsten Krisen wird die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven für das Risikomanagement wichtiger eingeschätzt.

Und so fragen im Rahmen ihrer Vermögensanlagestrategie Investoren zunehmend nach Diversität. In Deutschland zielt dies aktuell zu einem großen Teil auf Gender-Diversität ab. Praktisch gehören ­hierzu Indikatoren und Erhebungen zu genderspezifischen KPIs wie Vergütung, Frauenquote auf allen Ebenen, Geschlechterquote im Einstellungsprozess, Anteil Frauen und Männer in verschiedenen Altersgruppen und Gender Recruitment. Es wird vermehrt nach dem Vorliegen einer Diversitätsstrategie gefragt.

Diversität im G von ESG steht noch am Anfang, aber mit den kommenden Berichtspflichten wird die Bedeutung weiterwachsen. So wird die Diversität in Führungsgremien für die Resilienz und Entscheidungsfindung stärker betont. Einheitliche und standardisierte Erfassung erleichtern Messung und Vergleichbarkeit. Neben dieser Kennzahlenanalyse eignen sich auch Engagement und Voting für eine Erhöhung der unternehmerischen Diversität.

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