Mehr als nur Umweltschutz: Biodiversität

Die 15. UN-Weltnaturkonferenz in Montreal setzte ein Zeichen für den weltweiten Artenschutz, indem man sich auf ambitionierte Ziele zum Erhalt der Biodiversität einigte. Die Entscheidung hat vielfältige Konsequenzen, auch für Anleger. Denn wer bei Biodiversität nur an Umweltschutz denkt, liegt falsch. Das Artensterben wird ebenso wie der Klimawandel zu einem wachsenden wirtschaftlichen Risiko.

Trotzdem sind bei Unternehmen effektive Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt selten. Damit wird Biodiversität auch im Risikomanagement relevant. Klimawandel und Dekarbonisierung sind bei Unternehmen und Investoren deutlich präsenter als die wirtschaftlichen Risiken einer abnehmenden Artenvielfalt. Ein Grund ist, dass es zu Biodiversität bislang viel weniger gesetzliche Vorgaben gibt.

Erst seit etwa einem Jahr existiert in der EU der Entwurf einer Verordnung über „abholzungsfreie Produkte“. Konkret geht es bei der noch nicht rechtskräftigen Regelung um Soja, Palmöl, Rindfleisch, Holz, Kakao und Kaffee. Unternehmen sollen unter anderem nachweisen, dass Lieferanten Produkte oder deren Inhaltsstoffe nicht auf frisch abgeholzten Flächen gewonnen haben. Denn Rodungen zur Gewinnung neuer landwirtschaftlicher Flächen, aber auch die geänderte Nutzung von zuvor schon bewirtschafteten Böden – Stichwort Monokulturen – sind der Hauptgrund für den Biodiversitätsverlust.

Holzindustrie und Landwirtschaft gelten als Hauptverursacher. In allen Fällen gilt, dass die landwirtschaftlichen Betriebe ihre eigene Lebensgrundlage gefährden, wenn sie auf den Böden nicht nachhaltig wirtschaften. Infolge der Veränderung des lokalen Klimas und sinkender Erträge sind Farmer auf immer neue Landgewinnung angewiesen, mit erheblichen schädlichen Auswirkungen für Mensch und Natur.

Diese Risiken betreffen nicht nur die Betriebe selbst, sondern auch die beliefernden Konzerne. Union Investment schrieb im Sommer mehr als 50 investierte Unternehmen an. Etwa die Hälfte der Unternehmen hat trotz Erinnerung bislang nicht reagiert. Die Antworten der übrigen Konzerne zeigen, dass der Status quo meist unzureichend ist.

Mehr Chance als Risiko sind für Investoren hingegen Unternehmen, die einen direkten Beitrag zum Artenschutz leisten könnten. Das können Hersteller von Monitoringsystemen für Regenwälder und den Agrarbereich sein ebenso wie Landmaschinenhersteller, die auf sogenannte „Smart Farming“-Lösungen setzen. Die Ergebnisse der jüngsten Weltnaturkonferenz dürften dazu beitragen, solche Geschäftsmodelle für Investoren attraktiver zu machen.

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