Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

EU-Taxonomie, Offenlegungsverordnung, IDD und Mifid II, CSR-Richtlinie und Sustainable Finance – die Branche stöhnt über diese Regulierungsflut. Die Taxonomieverordnung soll genaue Kriterien abstecken, was „ökologisch nachhaltiges Wirtschaften“ ist. Sie ist ein wichtiger Baustein des European Green Deal, mit dem die Staatengemeinschaft – wenig ambitiös – bis 2050 klimaneutral werden will.

Die bisher auf Umweltaspekte beschränkte Taxonomie soll zudem noch um soziale Ziele erweitert werden. Abschließend definiert sind bisher nur zwei von sechs Umweltzielen der Taxonomie für 15 Branchen. Sie traten am 1. Januar 2022 in Kraft.

Die Pläne der EU, Atomkraft und Erdgas als CO₂-arme „grüne Technologie“ in die Taxonomie aufzunehmen, zeigen, dass die Taxonomie Spielball von Lobbyismus und politischen Interessen ist. Die EU-Länder sind entzweit.

Es besteht die Gefahr, dass sich die Taxonomie in eine falsche Richtung entwickelt. Die Zeit drängt, die Erderwärmung schreitet ungebremst voran.

Taxonomie droht zur Datenkrake zu mutieren

Gelingt es nicht rasch, abschließend ein überzeugendes Gesamtwerk vorzulegen, mit dem ökologische wie soziale Ziele klar und eindeutig adressiert sind und welches dem Anleger wirkliche Orientierung anbietet, droht der gute Wille zu scheitern und die Taxonomie zur reinen Datenkrake und zum Rohrkrepierer zu mutieren.

Nicht zielführend wäre, wenn Investoren bei der Erfüllung ihrer Offenlegungspflichten lediglich extrinsisch motiviert zum reinen Häkchensetzer werden oder die Taxonomie Greenwashing Tür und Tor öffnet. Deshalb müssen dringend politische und wirtschaftliche Partikularinteressen zurückgestellt und eine neue Dynamik des Machens erreicht werden. Zudem gilt, überbordende Regulatorik zu vermeiden, da diese kaum noch überschaubar und beherrschbar ist.

Es fehlt an Anreizen

Es ist wenig Mehrwert erkennbar, wenn regulatorische Vorgaben ohne spürbaren eigenen Nutzen lediglich eins zu eins umgesetzt und die sich aus der Nachhaltigkeit bietenden Chancen für ein ­aktives Risikomanagement sowie ein effizientes Portfoliomanagement nicht genutzt werden. Hierzu fehlt es an Anreizen und Überzeugung. Nur dann können Anleger eigene wertebasierte ESG-Strategien in den Unternehmen entwickeln, die sich nicht nur auf die Kapitalanlagen und das Risikomanagement allein begrenzen.

Nachhaltigkeit darf nicht der Politik überlassen bleiben, sondern muss vorrangige Aufgabe in jedem Unternehmen sein. Wenn hier erkannt wird, dass sich ökonomische und nachhaltige Zielsetzungen keineswegs ausschließen, sondern komplementär ergänzen, wird Rendite im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltig.

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