Wie CO2-Zertifikate zu unterscheiden sind

Die Dekarbonisierung ihrer Portfolios können Investoren über ­verschiedene Pfade verfolgen. Ein besonderer Weg – weil es sich um ein sehr direktes Investieren in die Reduzierung von Treibhaus­gasemissionen handelt – ist der Markt für CO₂-Zertifikate.
Zu unterscheiden ist zwischen dem verpflichtenden und dem ­freiwilligen Markt. Der verpflichtende Handel mit Verschmutzungsrechten existiert in vielen Staaten und Regionen. Das größte Handelssystem ist der EU-Emissionsrechtehandel (EU-ETS). Gestartet in 2005 verpflichtet er Unternehmen in der EU in den Sektoren ­Energie, Industrie und Luftverkehr ihre CO₂-Emissionen zu senken. ­Eventuell zusätzlich benötigte Emissionsrechte können Unternehmen am Handelsmarkt zukaufen. Die Preise für Zertifikate (jeweils eine ­Tonne CO₂) stiegen von 2017 bis 2022 rasant, bewegen sich seitdem aber seitwärts bei rund 80 Euro pro Zertifikat. Grundsätzlich können Investoren auch mit CO₂-Emissionsrechten handeln. Zahlreiche Finanzprodukte stellen auf Preisentwicklungen im Markt ab.
Von diesem Markt zu unterscheiden ist der freiwillige Handel mit CO₂-Zertifikaten. Dieser stellt auf freiwillige CO₂-Minderungs­verpflichtungen von Unternehmen, Städten oder Privatpersonen ab. Damit wollen diese ihre CO₂-Emissionen mit Klimaschutz­projekten kompensieren, die CO₂ einsparen. Der freiwillige Markt ist sehr heterogen und umspannt eine Vielzahl von Projekten, wie etwa Waldschutz, Aufforstung oder die technische Speicherung von CO₂. Auch soziale Projekte – vor allem im globalen Süden – können diese Anforderung erfüllen, so zum Beispiel der Einsatz ­effizienter Kochöfen. Der Markt weist eine hohe Nachfrage ­auf. Die Qualität der Projekte wird dabei durch international anerkannte Organisationen gewährleistet. Die Messung der Emissions­minderung und die Kontrolle der Projekte vor Ort ­erfolgt durch ­unabhängige Prüfer. Für diese Zertifikate gibt es keine festen Börsenplätze, sie werden in der Regel bilateral gehandelt. Die ­Preise variieren sehr stark, abhängig von Qualität, Nachfrage einzelner Projekttypen, Gestehungskosten etc. und schwanken zwischen fünf und 15 Dollar. Für einzelne Projekttypen werden ­­jedoch auch deutlich höhere Preise erzielt. Gegenwärtig hat der Markt ein ­jährliches Volumen von zwei Milliarden Dollar. Für 2030 wird ­mindestens eine Verfünffachung des Volumens vorausgesagt.
Denkbar sind im freiwilligen Markt Direktinvestments in einzelne Projekte. Für weniger risikobereite Investoren führt der Weg eher über Fonds. Dabei gibt es zum einen Lösungen, die eine klassische Rendite ausweisen (zumeist im niedrigen zweistelligen Bereich), zum anderen gibt es solche Fondsprodukte, die vergünstigten Zugang zu CO₂-Zertifikaten offerieren. Auch Mischformen existieren.

Dr. Armin Sandhövel, CEO, act to impact AG;
Dr. Sascha Lafeld, Chief Carbon Officer, ClimatePartner GmbH

Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert