Maßgeschneiderte ESG-Strategie benötigt

Fast 60 Prozent des weltweiten BIPs entfallen auf Schwellenländer. Anleihen aus Emerging Markets (EM) machen rund ein Viertel des weltweiten Anleihemarktes aus. Globale Probleme wie Klima­wandel, Ressourcenknappheit und Migrationsbewegungen ­machen auch vor ihnen nicht Halt und haben oft sogar dort ihren Ursprung. Einzelne Länder zeigen aber in Sachen Nachhaltigkeit auch Fortschritte. Nicht zuletzt wegen ihres robusten Wirtschaftswachstums rücken nachhaltige EM-Fonds zunehmend in den Fokus.

Nachhaltige Investitionen in Schwellenländer bringen jedoch spezielle sozial-ökologische Herausforderungen mit sich. Die oft rohstofflastige Wirtschaftsstruktur macht einen Umgang mit speziellen sozialen und Umweltproblematiken vonnöten. Die Datenverfügbarkeit ist vergleichsweise begrenzt und ­variiert stark, hinzu kommen Governance-Risiken wie Korruption, fehlende Rechtsstaatlichkeit und andere, fragwürdige Geschäftspraktiken.

Trotzdem – oder gerade deswegen – sind Schwellen­länder geradezu prädestiniert für mehr Nachhaltigkeit und Impact in puncto Investitionen. Gelder lassen sich über EM-Investitionen gezielt dorthin leiten, wo es dringenden Fortschritt und der ­Finanzierung innovativer Geschäftsmodelle bedarf. Nachhaltigkeits­investitionen in EM erfordern dabei aber eine Anpassung an lokale Gegebenheiten und kulturelle Sensibilität. Einheitliche Korruptionsmaßstäbe sind aufgrund der heterogenen Strukturen dieser Länder schwer anwendbar und konventionelle Selektivitätssysteme nicht immer praktikabel.

Etablierte EM-Fonds machen vor, wie ­eine maßgeschneiderte Nachhaltigkeitsstrategie in Kombination mit ­soliden ESG-Analysen der Schlüssel zum erfolgreichen, risikoreduzierten Investment in Schwellenländer sein kann. Am besten lässt sich dies über eine aktive Anlagestrategie erreichen. Die Anlagestrategie sollte dabei nicht ausschließlich auf Ausschlüssen fußen. Stattdessen sind eine dynamische, objektive Fundamentalanalyse der Dimensionen E, S und G, die sich an landesspezifische Entwicklungen anpasst, und aktives Engagement essenziell.

Erfahrungen zeigen, dass Emittenten aus den EM offener für Engagements und Impulse sind als häufig angenommen. Regelmäßiges Kontroversenmonitoring und die Einhaltung internationaler ­Standards sind Grundvoraussetzungen, um eine optimale Risiko-Rendite-Relation im nachhaltigen EM-Portfolio zu konstruieren. Investitionen in Schwellenländer können also gerade aus Nachhaltigkeits- wie auch Impact-Gesichtspunkten sehr interessant sein.

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