Nachhaltigkeitsdaten vergleichbar machen

Der Zusammenhang zwischen Datenbasis und Analyse ist recht einfach: Ohne hinreichende Datengrundlage ist keine Analyse möglich. Gerade zu ESG-Kriterien hat sich die Datenlage zwar kontinuierlich verbessert, dennoch gibt es nach wie vor Lücken. Das liegt zum einen an der Granularität des jeweiligen Reportings – manche Unternehmen berichten sehr detailliert, andere so gut wie gar nicht. Zum anderen liegt es aber auch in der Natur der Sache. Denn derzeit herrscht noch Unklarheit bei der Datenerhebung: Welche Daten sind für welches Unternehmen relevant? Und gerade bei den sozialen und Governance-Faktoren stellt sich die Frage, wie man hier Fortschritte überhaupt messen kann.
Das zeigt: Es fehlen klare Daten- und Berichtsstandards für kapitalmarktnahe Unternehmen. Eine Standardisierung der erforderlichen Daten wäre sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn sich damit nicht alle Herausforderungen der ESG-Analyse lösen lassen. Klare Vorgaben zu den Daten würden vor allem die Vergleichbarkeit der Unternehmen enorm erhöhen und damit Anlageentscheidungen verbessern. Jedoch gilt: Die Regu­lierung dazu muss praxistauglich sein. Sind regulatorische Hürden zu hoch oder zu weit vom unternehmerischen Alltag entfernt, ist die Gefahr, dass sie die Analyse erschweren. Ein Beispiel dafür ist die EU-Taxonomie, deren ESG-Standards so hoch sind, dass sie von kaum einer Aktiengesellschaft erfüllt werden können.
Wichtig für Anleger ist auch: Die Möglichkeit bleibt, auf Basis der Daten zu unterschiedlichen Einschätzungen zu kommen. Nachhaltigkeit liegt auch im Auge des Betrachters, und auch die Methoden nachhaltigen Investierens sind nicht immer gleich. Einige Investoren legen beispielsweise ihren Fokus auf die Wirkung. Diese lässt sich gerade bei illiquiden Assets wie etwa Projektfinanzierungen vergleichsweise einfach und direkt nachweisen. Anders sieht es bei liquiden, börsengehandelten Assets aus. Hier spielen in der Regel andere Messgrößen eine Rolle, etwa der ESG-Score, die CO₂-Emissionen oder die grundsätzliche Art des Geschäftsfeldes und des Geschäftsgebarens. Investoren setzen daher bei liquiden Assets in der Regel andere Schwerpunkte und konstruieren beispielsweise Investmentfonds mit einem möglichst geringen CO₂-Fußabdruck. Denn dieser ist auch für ein großes Portfolio messbar.
Um Investoren diesen Spielraum zu geben, ist zwischen den Rohdaten der Unternehmen und der jeweiligen Interpretationsleistung zu unterscheiden. Damit die Vielfalt des Kapitalmarktes erhalten bleibt und sich die Vergleichbarkeit der Unternehmen verbessert.

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