Recht, Steuer & IT
13. Dezember 2022

Esma plant für Artikel-8-Fonds höhere Anforderungen

Fondsuniversum könnte deutlich schrumpfen. Studie: Nachhaltiges Ogaw-Vermögen konzentriert sich auf Artikel 8.

In der Welt der nachhaltigen Finanzen fällt es schwer, einen Durchblick zu erlangen. Für etwas mehr klare Sicht sorgt eine aktuelle Studie zur Bewertung des Sustainable-Finance-Segments in Luxemburg. Diese führte die Luxembourg Sustainable Finance Initiative (LSFI) in Zusammenarbeit mit PWC Luxembourg durch.

Zu den wichtigsten Studienergebnissen zählt, dass die Qualifizierung von ESG-Fonds Schwächen aufweist. Die in verschiedenen Studien bewerteten ESG-Dimensionen und -Daten können laut den Studienautoren sehr unterschiedlich sein, denn sie hängen stark von den einzelnen Datenanbietern ab, die in der Regel für die Erhebung und Klassifizierung ihrer ESG-Daten allein zuständig sind. Diese Problematik, die nicht zuletzt den institutionellen Investoren schmerzhaft bewusst ist, zeigt sich auch bei der Bewertung des Impacts. Durch den Mangel an Standardisierung unter den ESG-Datenanbietern sowie an allgemein akzeptierten, standardisierten und genutzten Maßstäben zur Impact-Bewertung sei es nämlich gegenwärtig besonders schwierig, die Auswirkungen nachhaltiger Finanzinvestitionen auf die Realwirtschaft zu bewerten.

Weiteres Ergebnis der Studie ist, dass das von ESG-Fonds verwaltete Vermögen mehr als die Hälfte des gesamten Ogaw-Vermögens von vier Billionen Euro darstellt. Über 53 Prozent des von Ogaw in Luxemburg verwalteten Vermögens ist in Fonds investiert, die den Offenlegungspflichten gemäß Artikel 8 oder Artikel 9 der Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten (SFDR) unterliegen. Mit 47 Prozent des verwalteten Ogaw-Vermögens bilden die Artikel-8-Fonds die vorherrschende Kategorie, während die Artikel-9-Fonds sechs Prozent des verwalteten Ogaw-Vermögens ausmachen.

Nicoletta Centofanti, Interim General Manager der LSFI: „Der Wandel zur Nachhaltigkeit ist noch lange nicht abgeschlossen. Da wir uns in einer Übergangsphase befinden und die Entwicklung des nachhaltigen Finanzwesens rasant voranschreitet, ist es von größter Bedeutung, die erzielten Fortschritte messen zu können. Mit dieser Studie wollten wir die umfangreiche Arbeit der Finanzakteure der letzten Jahre im Bereich nachhaltige Finanzen ergänzen und weiter vertiefen.“

Esma legt die ESG-Latte höher

Möglicherweise könnte die Übergangsphase auch beinhalten, dass die Quote der Artikel-8-Fonds sinkt. Wie nämlich Bloomberg berichtet, hegt die Bankenaufsicht Esma Pläne für strengere ESG-Anforderungen. Laut dem Bericht beinhaltet der Esma-Vorschlag, dass ein Fonds mit ESG-bezogenen Begriffen in seinem Namen mindestens 80 Prozent seiner Bestände in Anlagen halten muss, die tatsächlich der Strategiebeschreibung entsprechen. Fonds, die einen Begriff aus dem Bereich der Nachhaltigkeit in ihrem Namen führen, müssen zusätzlich mindestens 40 Prozent ihres Vermögens in Anlagen investieren, die der Definition der SFRD für nachhaltige Vermögenswerte entsprechen. Derzeitiges Artikel-8-Kriterium ist, dass der Fonds ESG-Merkmale aufweist.

Nach Schätzungen von Morningstar würden derzeit aber nur 18 Prozent der Artikel-8-Fonds die von der Esma vorgeschlagene Schwelle für nachhaltige Investitionen erfüllen. Die Fondsanbieter stehen damit vor einem Problem. Martin Mager, Partner für Investmentfonds bei Linklaters LLP, sagte Bloomberg, dass es sich Vermögensverwalter nicht leisten könnten, von Artikel 8 abzurücken, wenn sie ESG-Kunden behalten wollten. „Den Managern ist klar, dass sie dies brauchen, um ihr Marketing zu betreiben“, sagte er. Jüngst kam es bereits zu einer Reihe von Herabstufungen von der höchsten ESG-Klasse – Artikel 9 – zu Artikel 8.

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