Strategien
21. Oktober 2020

EU emittiert ersten Social Bond

Zwei Anleihe-Tranchen mit Gesamtvolumen von 17 Milliarden Euro. Orderbuch erreichte über 233 Milliarden Euro.

Mit der Ausgabe ihres ersten Social Bonds in ihrer Geschichte stieß die Europäische Union am Dienstag auf eine enorme Nachfrage am Markt. Es handelt sich um die erste Geldaufnahme der Europäischen Kommission am Anleihenmarkt seit der Einigung auf einen europäischen Wiederaufbaufonds auf dem EU-Krisengipfel im Juli. Das Orderbuch erreichte am Dienstag über 233 Milliarden Euro für zwei Anleihe-Tranchen mit einem Gesamtvolumen von 17 Milliarden Euro (Laufzeit zehn und 20 Jahre). Mit diesen Einnahmen wird das Sure-Programm (Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency) der EU finanziert, das der Sicherung von Arbeitsplätzen und der Vermeidung von Arbeitslosigkeit in den Mitgliedstaaten dient. Damit stellen die Mittel ein wichtiges Element in der Unterstützung zur Bewältigung der Corona-Krise dar. Das berichtete Union Investment in einer Pressemitteilung.

Wie die EU-Kommison Anfang Oktober mitteilte, sollen bis zu 100 Milliarden Euro im Sure-Programm als Social Bonds emittiert werden. Ein entsprechendes Rahmenwerk (Social Bond Framework) wurde auf den Weg gebracht, das die Einhaltung der sozialer Ziele für Investoren sicherstellen soll.

Bloomberg zufolge wurde die zehnjährige Anleihe mit drei Basispunkten über Midswaps bewertet, während das 20-Jährige Wertpapier mit 14 Basispunkten über Midswaps gehandelt wurde. Obwohl Vergleiche für diese neuen Anleihen schwer zu ziehen seien, wurde die Zehn-Jahres-Anleihe fast einen Basispunkt höher angesetzt als die impliziten Marktspreads für bestehende EU-Anleihen.

EU-Kommission als gewichtiger Player

Der Auftritt der EU-Kommission sei aber auch wegen der bereits absehbaren weiteren Emissionen ein Meilenstein in der Geschichte des europäischen Staatsanleihenmarktes, urteilt Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten und Mitglied des Union Investment Committees. Denn die EU-Kommission dürfte sich bis zum Jahr 2026 mit einem möglichen Anleihevolumen von bis zu 850 Milliarden Euro zu einem gewichtigen Spieler am Kapitalmarkt entwickeln.

Dies sogar auch dann, wenn nicht von allen Mitgliedsstaaten die möglichen Unterstützungsgelder der Kommission tatsächlich gezogen werden. Die Bundesrepublik Deutschland dürfte sich beispielsweise für ihre Krisenhilfen günstiger selbst über den Kapitalmarkt refinanzieren“, so Kopf. 

Mit einem Volumen von rund 850 Milliarden Euro käme die EU-Kommission nach Spanien auf Platz fünf der größten Anleiheemittenten. Aufgeteilt würde diese Summe auf die Finanzierung der Arbeitslosenhilfen, bei der bis zu 100 Milliarden Euro möglich sind und auf die Finanzierung von Next Generation EU (bis zu 750 Milliarden Euro). Aktuell hat die EU-Kommission rund 52 Milliarden Euro an Anleihen ausstehend.

Das große Emissionsvolumen der EU-Kommission setzt aus Sicht von Union Investment aber voraus, dass die Mittelaufnahme möglichst berechenbar wird. Eine Möglichkeit hierfür sei die Schaffung eines zentralen europäischen Schuldenmanagers, der Transparenz bezüglich der geplanten Emissionsdaten und Emissionsvolumen sowie der Laufzeiten schafft. „Dies ist für Investoren wichtig. Daher sollten die Anleihen der EU-Kommission künftig im Rahmen von Auktionen an den Markt kommen und nicht nur über Bankensyndikate“, so Christian Kopf.

Autoren:

Schlagworte: |

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert