Schwarzer Schwan
11. Juni 2021

Familienpolitiker

Investieren mit Auslaufschutz

So geht professionelle Kapitalanlage: Kleinanleger sprechen sich in Internetforen ab und jagen in einer konzertierten Aktion den Kurs einer Aktie nach oben. Erfolgreich war der Aktien-Flashmopp beim Pennystock Windeln.de. Windeln.de-Aktien schossen innerhalb von einer Woche bis vorgestern auf über sieben Euro empor. „Windlige Geschäfte“ titelte dazu die Süddeutsche Zeitung.

 

Vom Pennystock zur Kursrakete – und zurück?

Das Geschehen erinnert an die Kurskapriolen bei Gamestop. Auch bei Windeln.de ist die Geschäftsentwicklung wenig überzeugend. Am 1. April musste der Vorstand mitteilen, dass nach pflichtgemäßem Ermessen anzunehmen ist, dass ein Verlust in Höhe von mehr als der Hälfte des Grundkapitals eingetreten ist. Anders als bei Gamestopp können die Kleinanleger aber über den Squeeze-out von Shortsellern keine weitere Kursrakete zünden. Von einem Engagement von Leerverkäufern ist nämlich nichts bekannt.

Investieren mit Xi Jinping oder Konrad Adenauer?

Sehen die Kleinanleger also etwas, was Profis und der Vorstand des Unternehmens nicht sehen? Klar: Kaiser Vespasians dictum „pecunia non olet“ gilt gerade bei Windeln. Erwarten die Kleinanleger aber vielleicht auch Panikkäufe von Windeln wie bei Toilettenpapier? Oder begeistert die neuen Aktionäre die Entscheidung von Chinas weisem Präsidenten Xi Jinping, den Familien im Reich der Mitte nun auch drei Kinder zu erlauben? Seine Diktatur-gewohnten Untertanen dürften aber keine Erlaubnis, sondern eine Vorgabe brauchen, bevor sie ihr Familienportfolio diversifizieren.

Wahrscheinlich erinnern sich aber die Anleger an Konrad Adenauer. Der erste Bundeskanzler sagte schließlich: „Kinder kriegen die Leute immer.“ Für ihn traf dies auch zu. Adenauer hatte acht Kinder und 24 Enkel. Auf eine solche Altersvorsorge lässt sich natürlich ein Umlageverfahren bauen!

Was den Anlegern aber bewusst sein muss: Der Auslaufschutz von Windeln bietet keinen Schutz vor Kursverlusten. Gestern stand der Kurs nur noch bei etwa drei Euro.

Ein schönes Wochenende ohne Übertreibungen wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell!
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