Alternative Anlagen
5. November 2025

Family Offices schätzen Direktbeteiligungen

Berenberg-Analyse zu Strukturen und Strategien von Single Family Offices. Viel Engagement bereits in der Frühphase.

Während die Vermögen von Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen der Demographie geschuldet stagnieren und schrumpfen, ist eine zumindest semi-institutionelle Anlegergruppe auf Wachstumskurs: Family Offices. Etwas Licht in diese eher im verborgenen agierende Anlegergruppe bringt eine aktuelle Publikation von Berenberg.

Laut dieser darf man derzeit von 1.200 Single Family Offices in der DACH-Region ausgehen. Davon seien etwa 600 bis 700 in Deutschland ansässig. Das zu verwaltende Vermögen, die Anzahl der Mitarbeitenden sowie die Einbindung und Zahl der zu betreuenden Familienmitglieder variiere erheblich. Für die letztendliche Struktur eines Single Family Offices ist, so informiert Berenberg, die Höhe des zu verwaltenden Vermögens oft nachrangig. Maßgeblich sei vielmehr die übergeordnete Familien- und Gesamtvermögensstrategie, die Asset-Klassen-Strategie sowie die Art und Weise der Strategieumsetzung. Diese bestimmen in ihrer Gesamtheit die spezifische Form der Vermögenssteuerung und somit auch die Struktur eines Single Family Offices. Das mache jedes Single Family Office in hohem Maße individuell und nur schwer mit anderen Single Family Offices vergleichbar. Dennis Nacken, Head of Single Family Office Investment Advisory bei Berenberg, beschreibt Single Family Offices wie folgt: „Individuell, vertrauensvoll, unternehmerisch denkend und diskret – kennst du ein Single Family Office, kennst du genau eins.“

Ein großer Unterschied zur institutionellen Anlegerschaft ist, dass Direktbeteiligungen eine große Rolle spielen. Laut Berenberg hat sich der Anteil von Direktbeteiligungen am Gesamtvermögen in den vergangenen Jahren bei denjenigen Single Family Offices, die Vermögen in Direktbeteiligungen allokieren, spürbar verändert. Als auffällig bezeichnet der Vermögensverwalter insbesondere den Rückgang sehr hoher Direktbeteiligungsquoten. Während 2023 noch 30 Prozent der befragten Single Family Offices mehr als 40 Prozent ihres Vermögens in Direktbeteiligungen allokierten, liegt dieser Wert 2025 nur noch bei 21 Prozent. Dies ist zum Teil auch auf die Marktphase und das Sentiment der vergangenen Jahre zurückzuführen, insbesondere auf die Zeit nach der Corona-Pandemie und den Russland-Ukraine-Konflikt. Andererseits entwickelten sich Vermögenswerte in anderen Asset-Klassen positiv, was die Beteiligungsquote ebenfalls drückt.

Single Family Offices agieren als Angel

Interessant ist, dass immer mehr Single Family Offices in frühere Unternehmensphasen investieren. So stieg der Anteil der Single Family Offices, die Angel-Investments tätigen, von 20 Prozent im Jahr 2023 auf 27 Prozent im Jahr 2025. Bei Seed-Investments stieg der Anteil sogar von 40 Prozent im Jahr 2023 auf 53 Prozent im Jahr 2025. Als Grund für die Akzeptanz von Frühphasen-Risiken nennt Berenberg die größeren Gestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten. Dies unterstreiche auch den unternehmerischen Ansatz vieler Prinzipale. Bei Investitionen in solche Unternehmen spielen zudem oft auch strategische Faktoren eine Rolle, beispielsweise wenn neben dem Single Family Office auch ein (Familien-) Unternehmen existiert.

Exit eingeplant

Investments in frühe Phasen können aber auch zur Risikostreuung sinnvoll sein. Denn einerseits sind die Bewertungen niedriger und damit die Ticketgrößen kleiner, andererseits lassen sich mehrere kleine Beteiligungen anstelle eines einzelnen großen Engagements tätigen. Kleinere „Ticketgrößen“, die Beteiligung an Unternehmen in der Frühphase sowie der Wunsch, in den jeweiligen Unternehmen aktiv mitzugestalten, legen eine ebenso aktive Exit-Gestaltung nahe, was auch die Berenberg-Daten bestätigen: Über die Hälfte der Befragten (61 Prozent im Jahr 2025) gab an, über keine klar definierte Exit-Strategie für ihre Direktbeteiligungen zu verfügen. Keine Angaben erhält die Analyse leider dazu, wie erfolgreich die Exits ausfallen.

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