Banken
30. April 2020

Finanzbranche rechnet mit stärkeren Folgen als 2008

CFS-Umfrage unter Führungskräften: Eigenkapitalmaßnahmen werden begrüßt. Ungleiche Verteilung der Hilftsprogramme Gefahr.

Laut einer Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) unter Führungskräften von Banken, Versicherern, Asset Managern und Service Providern erwarten 78 Prozent der Befragten schwerere wirtschaftliche Folgen durch die Corona-Krise als durch die Finanzkrise 2008. Zwar werden die überwiegend aus Sonderkrediten und Kreditgarantien bestehenden Maßnahmen der Bundesregierung in Höhe von 750 Milliarden Euro von 60 Prozent für angemessen gehalten, allerdings wünschen sich knapp 80 Prozent zusätzlich Eigenkapitalinstrumente zur Stützung der Unternehmen, insbesondere um die Verschuldung der Unternehmen nicht weiter ansteigen zu lassen. Dem steht nur eine Minderheit von 13 Prozent entgegen. 24 Prozent wünschen sich noch größere Förderbeträge, nur zwölf Prozent halten bereits die bisherigen Maßnahmen für überzogen. „Die Akzeptanz von Hilfen in Form von Eigenkapital würde wohl seitens der Finanzindustrie starke Unterstützung finden hier könnte ein Schlüssel zur Sicherung und Rückgewinnung der Finanzstabilität in Europa liegen“, kommentiert Professor Dr. Jan P. Krahnen, wissenschaftlicher Direktor des Center for Financial Studies.

Bezüglich der europäischen Dimension des Problems gibt es große Divergenzen. 54 Prozent der Befragten befürworten eine europäische Koordinierung der Maßnahmen mit einheitlichen Standards, 41 Prozent lehnen dies ab. Sehr deutliche Ergebnisse liefert die Studie dagegen hinsichtlich der ungleichen Dimensionierung der Maßnahmen im Norden und Süden Europas: 85 Prozent der Befragten sehen hierin die Hauptgefahr für die Eurozone. „Da die ungleiche Dimensionierung viel stärker als Problem benannt wird, als die mangelnde internationale Koordinierung der Programme, liegt hier vielleicht eine wichtige Erkenntnis für die Politik: Es liegt im Eigeninteresse auch der Nordländer, der Asymmetrie in den Rettungsprogrammen auf europäischer Ebene entgegenzuwirken – egal ob koordiniert oder nicht“, so Krahnen. Gleich Corona-Bonds sollen es dann für 48 Prozent der Teilnehmer doch nicht sein – 23 Prozent befürworten diese prinzipiell. Immerhin 30 Prozent haben dazu keine dezidierte Meinung.

CFS-Index bricht ein

Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance e.V., stellte die Studie in einen größeren Globalisierungszusammenhang: „Die aktuelle Krise fordert und fördert die globale Koordination in den Bereichen Medizin, Wissenschaft und Wirtschaft. Zwar begünstigte die weltweite Vernetzung die schnelle Verbreitung der Corona-Pandemie, sie ist aber auch Teil der Lösung, weil man durch Zusammenarbeit schneller sein kann. Dem wird noch zu wenig Rechnung getragen.“

Der von CFS erhobene CFS-Index, der die Verfassung der deutschen Finanzbranche misst, brach gegenüber dem vorherigen Quartal derweil so stark ein wie nie zuvor. „Eine derart starke Verdüsterung der Erwartungen in der Finanzindustrie hinsichtlich aller gemessenen Leistungszahlen Umsatz, Ertrag, Mitarbeiter, Investitionen – hat es seit Beginn der Erhebung im Jahre 2007 nicht gegeben, auch nicht während der Finanzkrise 2008. Es scheint daher wichtig, dass bei allen Corona-induzierten Rettungs- und Wiederaufbaumaßnahmen die Auswirkungen auf die Finanzstabilität höchste Aufmerksamkeit erfährt – zumal wir nun ein Aufsichtsregime geschaffen haben, das einen pauschalen Bailout erschwert“, so Krahnen.

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