Immobilien
4. Juni 2014

Finanzierungslücke für europäische Gewerbeimmobilien wird kleiner

Netto beläuft sich die Lücke nur noch auf 36 Milliarden Euro. In Deutschland bestehen sogar Überkapazitäten von rund vier Milliarden Euro.

Die Nettofinanzierungslücke am europäischen Gewerbeimmobilienmarkt für das laufende und kommende Jahr ist in den vergangenen zwölf Monaten um acht Prozent auf 36 Milliarden Euro geschrumpft. Dies ist eines der Ergebnisse der aktuellen Studie „Debt Funding Gap Report“ des Immobiliendienstleisters DTZ. Dabei haben gegenläufige Trends diese Entwicklung beeinflusst. 
Eine verbesserte Perspektive für die Kapitalwertentwicklung, höhere LTVs bei Refinanzierungen und mehr Abschreibungen trugen laut DTZ dazu bei, dass die Refinanzierungslücke für europäische Gewerbeimmobilien für den Zeitraum 2014 bis 2015 um ein Drittel auf 51 Milliarden Euro sank. Gleichzeitig hat sich der durch die Bankenregulierung geforderte Kapitalbedarf für Immobilien über Europa hinweg um 50 Prozent auf 73 Milliarden Euro erhöht. Die Bruttofinanzierungslücke auf dem europäischen Gewerbeimmobilienmarkt stieg somit um fast zwei Prozent auf 124 Milliarden Euro. Dass sich ungeachtet dessen netto die Finanzierungslücke reduzierte, liegt den Analysten von DTZ zufolge an dem zunehmenden Kapitalvolumen aus alternativen Finanzierungsquellen. Dieses überdeckte den Anstieg der Bruttofinanzierungslücke und sorgte letztendlich dafür, dass der Nettofinanzierungslücke in den vergangenen zwölf Monaten auf 36 Milliarden Euro zurückging. 
„Alternative Finanzierungsquellen wie Fonds, Versicherungen, Investmentbanken oder die Ausgabe von Anleihen tragen erheblich zur weiteren Marktdiversifizierung bei und relativieren gleichzeitig die traditionelle Dominanz der Geschäftsbanken bei der Finanzierung von Gewerbeimmobilien“, so Yvo Postleb, Country Head Germany bei DTZ. Insbesondere Investmentbanken hätten sich im vergangenen Jahr mit Finanzierungszielen in Milliardenhöhe beeindruckend am Markt zurückgemeldet. Ihr Anteil am ermittelten Volumen aller alternativen Finanzierungsquellen habe sich von vier Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent erhöht. 
Wie DTZ weiter feststellt, haben sich an einigen Märkten sogar bereits Überkapazitäten an Finanzierungsmitteln gebildet, vor allem in Großbritannien, Frankreich und Deutschland. In diesen drei Märkten kommt DTZ auf eine Summe von 45 Milliarden Euro mit einem Anteil von vier Milliarden Euro für Deutschland. Die Bruttofinanzierungslücke hierzulande liegt Berechnungen von DTZ zufolge bei 16,5 Milliarden Euro. Dem stehe ein Kapitalvolumen aus alternativen Finanzquellen von 20,5 Milliarden Euro gegenüber. Postleb geht davon aus, dass die in einem bestimmten Land vorhandenen, aber nicht in Anspruch genommenen Kreditvolumina auf jene Märkte umgeleitet werden, bei denen noch eine Finanzierungslücke besteht. Grund für diese Einschätzung ist der erhöhte Wettbewerb auf den Core-Märkten und die europaweite Ausrichtung der wieder erstarkten Investmentbanken. Der Überhang sei mehr als ausreichend, um die verbleibende Nettolücke von 36 Milliarden Euro zu schließen. „Die Umleitung der Überkapazität dorthin, wo sie am dringendsten benötigt wird, könnte sich jedoch über die kommenden zwei Jahre hinaus hinziehen“, so Postleb. 
portfolio institutionell newsflash 04.06.2014/Kerstin Bendix
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