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3. August 2020

Fondsindustrie profitiert von Pensionsgeldern

Kommalpha: Fast zwei Billionen Euro in Spezialfonds. Versicherer größte Anlegergruppe – noch.

Pensionseinrichtungen sind seit 15 Jahren die mit Abstand am deutlichsten wachsende Investorengruppe im Investmentfondsgeschäft. Ihre Fondsbestände steigerten sich in der Betrachtungsperiode um 398,6 Prozent. In absoluten Beträgen bedeutet dies eine Zunahme von 84 Milliarden Euro Ende 2005 auf 421 Milliarden Euro per Ende Dezember 2019. Finden lassen sich diese Daten in einer aktuellen Analyse von Kommalpha. Diese stützt sich auf Bundesbank-Daten.

Laut dieser Analyse weisen Lebensversicherungen als größte Investorengruppe mit einem Zuwachs von 392 Milliarden Euro im Bereich Investmentfonds zwar einen höheren absoluten Betrag auf, kommen jedoch von einem höheren Bestandsniveau am Ausgangspunkt der Betrachtungsperiode. Ihre Fondsbestände legten um 210,6 Prozent zu. Nicht-Lebensversicherungen steigerten ihren Fondsbestand um 194,3 Prozent von knapp 68 Milliarden Euro auf 199 Milliarden Euro.

Deutscher Spezialfonds profitiert

Für Versicherungen und Pensionseinrichtungen bleibt der deutsche offene Spezial-AIF das mit Abstand beliebteste Produkt für die indirekte Kapitalanlage. Institutionelle Anleger schichten seit langer Zeit direkte in indirekte Anlagen in Form von Spezialfonds um und frische Liquidität landet in entsprechender Quote gleich in Spezialfonds. Ende 2019 betrug das Spezialfondsvolumen rund 1,84 Billionen Euro. Es hat sich in 15 Jahren somit mehr als vervierfacht. Die Anzahl von Spezialfonds sank im gleichen Betrachtungszeitraum moderat von rund 4.900 auf 4.147, was Rückschlüsse auf höhere Durchschnittsvolumina und entsprechend positive Skaleneffekte bei Kapitalverwaltungsgesellschaften zulässt. Die Nettomittelaufkommen von Spezialfonds befinden sich laut Kommalpha seit vielen Jahren auf sehr hohem Niveau. In 2019 konnten sie netto 105,5 Milliarden einsammeln und in den Jahren davor pendeln die Zahlen zwischen 80 und 100 Milliarden Euro.

Bei den Spezialfondsvermögen sind Versicherungen mit einem Marktanteil von 34 Prozent und einem Volumen von 610 Milliarden Euro per Ende 2019 nach wie vor die größte Investorengruppe. Der Marktanteil der Altersvorsorge- beziehungsweise Pensionseinrichtungen ist in den vergangenen zehn Jahren von 16 auf 26 Prozent gestiegen, was somit ein überproportionales Wachstum im Vergleich zum Markt bedeutet. Mit einem Spezialfondsvolumen von 114 Milliarden Euro in 2009 sind sie um einen Faktor von 4,2 auf 484 Milliarden Euro Ende 2019 gewachsen und seit 2011 die zweitbedeutendste Investorengruppe bei Spezialfonds. Angesichts des dynamischen Wachstums dieser Anlegergruppe scheint es für Kommalpha nur eine Frage der Zeit, bis Altersvorsorgeeinrichtungen das Kundensegment Versicherungen als bedeutendste Investorengruppe bei Spezialfonds ablösen.

Stiftungen gewinnen an Bedeutung

Als „besonders bemerkenswert“ erwähnt Kommalpha, dass private Organisationen ohne Erwerbscharakter wie Stiftungen seit 2019 das drittbedeutendste Anteilseignersegment bei Spezialfonds sind. Sie haben Kreditinstitute vom dritten Rang abgelöst und weisen einen Marktanteil von elf Prozent und ein Volumen von 204 Milliarden Euro auf. Das Wachstum des Spezialfondsvolumens von privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter sei „rasant“.

April historisch negativ

Für das laufende Jahr lässt sich konstatieren, dass Covid-19 auch den Spezialfondsmarkt infiziert hat. Nachdem sich das erste Quartal hinsichtlich der Nettomittelaufkommen und Mittelzuflüsse vom Corona-Virus unbeeindruckt gezeigt hat, liefert der April historische Cashflows im negativen Sinne. Es sind 4,5 Milliarden Euro netto aus Spezialfonds abgezogen worden, obwohl 24,1 Milliarden Euro an frischem Geld dotiert wurden. Diese Konstellation gab es auch in der Hochzeit der Finanzkrise nicht. Im Mai hat sich das Geschehen wieder etwas beruhigt und es sind Nettomittelzuflüsse in Höhe von 457 Millionen Euro zu verzeichnen, was aber hinsichtlich des Niveaus immer noch sehr gering ist.

Für die Zukunft wagt Kommalpha eine eher pessimistische Prognose für die Zukunft des Spezialfonds. Grund sei jedoch nicht die Pandemie oder der Zins. Sondern: „Es wird die demografische Entwicklung in Deutschland sein, die ab 2030 dafür sorgen wird, dass die Bilanzen von Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen kippen und die große Auszahlungsphase beginnt.“

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