Alternative Anlagen
26. Juni 2019

Frischer Wind fürs Portfolio

Commerz Real zum Offshore-Windpark Veja Mate. Auch Onshore auf dem Einkaufszettel.

Die weltweit per Windenergie erzeugten Kapazitäten sind im vergangenen Jahr um neun Prozent auf 591 Gigawatt gestiegen. Dazu trugen vor allem neue Offshore-Anlagen bei. Diese kommen zwar nun insgesamt „nur“ auf 23 Gigawatt, die auf hoher See stehenden Windanlagen legten aber um 24 Prozent zu. Diese Zahlen stammen aus dem aktuellen Renewables 2019 Global Status Report.

Seit Februar 2018 tragen auch die 402 Megawatt des in der Nordsee gelegenen Windparks Veja Mate zu dieser Leistung bei. Gebaut wurde der zweitgrößte Offshore-Windpark Deutschlands laut Wikipedia von einem Konsortium bestehend aus der Highland Group, Siemens Financial Services (SFS) und Copenhagen Infrastructure Partners. Die Investitionssumme betrug 1,9 Milliarden Euro.

Commerz Real, KGAL, WPD und Ikea

Ein Jahr später haben sich die Commerz Real und die zum Ikea-Reich gehörende Ingka Group als größte Anteilseigner eines Konsortiums mit je mehr als 200 Millionen Euro an der Projektgesellschaft des Offshore-Windparks beteiligt. Weitere Partner sind Fonds der deutschen Investmentunternehmen KGAL Gruppe und WPD Invest. Insgesamt hat das Konsortium etwa 80 Prozent der Anteile an der Projektgesellschaft übernommen. Zusammen mit dem Fremdkapital beläuft sich das Transaktionsvolumen auf über zwei Milliarden Euro. 20 Prozent der Anteile verbleiben bei SFS. Die technische Betreuung des Parks erfolgt im Rahmen eines Full-Service-Vertrags durch Siemens Gamesa Renewable Energy.

Seed for Speed

Die erwähnten mehr als 200 Millionen Euro hat die Commerz Real in Form von Seed Money eingebracht. Vorstand Johannes Anschott sieht im Gespräch mit portfolio institutionell in der Möglichkeit, Kunden auch hohe Volumina quasi „vorschießen“ zu können, für die beteiligten Parteien verschiedene Vorteile. „Wir sind mit eigener Seed Money schneller im Markt unterwegs und aus Sicht der Kunden sinkt das Blind-Pool-Risiko“, so Anschott. Der eine oder andere Investor wäre eventuell bereit, selbst Seed Money für günstigere Konditionen zu geben. Dann kann ein Fondsmanager jedoch nicht mehr alle Kunden gleich behandeln. Drittens besteht aus Sicht eines Verkäufers eine höhere Transaktionssicherheit. Zudem kann die Vertraulichkeit in den Deal-Verhandlungen leichter gewährleistet werden.

Inzwischen hat die Commerz Real ihre Anteile an Versicherungen, Pensionskassen, Stiftungen und Family Offices weitergereicht. Anschott: „Diesen können wir eine Rendite von circa sechs Prozent bieten.“ Regulatorisch handelt es sich um ein sogenanntes Stauchungsmodell, bei dem in den ersten acht Jahren die Kilowattstunde mit 19,4 Cent vergütet wird. Danach erfolgt eine Reduktion. „Unsere Stromgestehungskosten (Levelized Cost of Electricity / LCOE) liegen weit unterhalb des Floors von 3,9 Cent“, so Anschott.

Bislang kann man in Wiesbaden mit dem Windpark in der Nordsee zufrieden sein. Der Windertrag liege über der Kalkulation und auch der Anschluss an das Stromnetz sei problemlos erfolgt. „Der Park wurde nach erfolgtem Netzanschluss und Inbetriebnahme erworben“, erklärt Anschott.

Versicherungen geben, insbesondere regulatorisch bedingt, lieber Fremdkapital. Zu den bekannten Ausnahmen zählen die Alte Leipziger und die Gothaer. Dazu sagte der damalige Alte-Leipziger-Vorstand Walter Botermann im Interview mit portfolio institutionell: „Ich habe mich immer gefragt, warum viele Kollegen hierfür nicht Eigenkapital geben. Auch die Sicherheit des Fremdkapitals ist schließlich begrenzt. Da kann man auch gleich Eigenkapital geben. Gegen technische Probleme kann man sich als Eigenkapitalgeber versichern.”

Auf dem Einkaufszettel der Commerz Real steht aber auch noch Onshore-Wind. Kürzlich habe man als Seed Asset einen Windpark im Nordosten Deutschlands erworben. „Auch ohne die garantierten Einspeisevergütungen des EEG – also nach 2016 – ist es noch möglich, sinnvoll in Renewables zu investieren“, so Anschott, der hier beispielsweise auf den Erwerb von Parks, die bis 2016 ans Netz gegangen sind, oder PPAs (Power Purchase Agreements) verweist.

Eine Rendite-Upside nach der Laufzeit, wenn ein Park abgeschrieben und das Fremdkapital getilgt ist, schließt Johannes Anschott nicht aus. Schließlich komme es durch E-Mobilität zu einer neuen Stromnachfrage, der nicht mehr durch Kohle oder Atomkraft begegnet werden kann. Der Nachteil, wenn man Windstrom auf dem freien Markt verkaufen will: Wenn das Windangebot groß ist, sinkt der Strompreis.

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