Schwarzer Schwan
13. September 2013

Frontrunning mit Obama

Verschwörungstheoretiker aufgepasst! Der US-Geheimdienst NSA hat nicht nur belanglose SMS und E-Mails mitgelesen.

Vielmehr sammelt die inzwischen nicht mehr ganz so geheime Truppe von Barack Obama nach Angaben der Süddeutschen Zeitung auch Wirtschafts- und Finanzdaten. Die NSA will auf diese Weise angeblich Probleme vorhersagen, die zu Finanzkrisen führen können. Laut Presseberichten hat der Geheimdienst beispielsweise den brasilianischen Ölkonzern Petrobras im Visier. Aber auch bei Google soll die vor 61 Jahren vom damaligen US-Präsidenten Harry Truman gegründete Spionagetruppe Daten abgefischt haben.
Mutmaßlich plant der amtierende US-Präsident einen staatseigenen Hedgefonds, der anhand von echten Insider-Informationen Geld scheffeln und so die chronisch klamme Staatskasse aufbessern soll. Auf ihrer Homepage gibt die um Diskretion bemühte NSA jedenfalls unumwunden zu, dass ihr die Ausbildung von Cyber Professionals am Herzen liegt. Was dem hiesigen Datenschutz ein Dorn im Auge ist, könnte die hochverschuldete Nation vor dem Kollaps retten. Der alte Trick mit der Inflation zum Schuldenabbau? Hat ausgedient! Dafür reicht die Zeit nicht mehr. 
Nicht nur bei den Unternehmen der Realwirtschaft geht nun die Angst vor der totalen Überwachung um. Und auch im Bankenlager wird es nun schon wieder ungemütlich. Denn nachdem die Bankenlobby eben noch der Meinung war, nach der Verschiebung von Basel III endlich mal etwas durchatmen zu können, macht diesmal nicht der Baseler Ausschuss Druck, sondern die NSA: Offenbar haben die Abhörexperten die Datenautobahn Swift angezapft, an die mehr als 10.000 Finanzinstitute in aller Herren Länder angeschlossen sind. Mit diesem Schachzug verbunden ist der Zugriff auf mehrere Millionen Bankgeschäfte – täglich.
Von so viel Know-how können unsere Aufseher nur träumen. Während die Untergebenen von Dr. Elke König noch darauf warten, dass ein Vorstand zeitnah Einblick in seine regulären Börsengeschäfte gibt, ist die NSA datentechnisch schon enteilt und kann Frontrunning betreiben. 
Erich Mielke dürfte erst recht vor Neid erblassen, wenn er noch erführe, dass nach Angaben von opendatacity.de die NSA in ihrem Datenzentrum in Utah genug Speicherkapazität besitzt, um ein Volumen von fünf Milliarden Terabyte speichern zu können. Das sagt Ihnen nichts? Dann vielleicht das hier: Unter der Annahme, dass ein Aktenschrank 60 Leitz-Ordner fassen kann, würde das Rechenzentrum nach Berechnungen von opendatacity.de ausgedruckt etwa 42 Billionen Aktenschränke benötigen. Kapazitäten für physische Lagerungen braucht das „Land of the Free“ aber auch noch: Irgendwo will man ja noch Edward Snowden einsperren. 
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein ungestörtes Wochenende.
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