Statement
2. Juli 2019

Fünf Gründe für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern

Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern stehen zu Unrecht im Schatten der Staatsanleihen der Emerging Markets. Der Beitrag nennt fünf Gründe für eine höhere Gewichtung von Unternehmensanleihen.

Die Wachstums-Story wird neu geschrieben

Interview mit Stefan Bauer, Head of Institutional Sales, Franklin Templeton.

Emerging Markets wurden Anleger in der Vergangenheit immer als Wachstumsstory „verkauft“. Was sind heute Gründe zu investieren?
Die Investmentidee für Schwellenländer beruht auch immer noch auf deren tendenziell höheren Wachstumsraten und damit einer höheren Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Aber der Motor hinter diesem Wachstum verändert sich zusehends.
Viele Schwellenländer befinden sich auch weiterhin in einem Aufholprozess zu den Industrienationen. Es bedarf anhaltender Investitionen in Infrastruktur und Bildung, um die bestehenden Einkommenslücken zu schließen. Die Globalisierung und damit die Integration in den weltweiten Wertschöpfungskreislauf haben in den vergangenen Jahrzehnten viele Menschen aus bitterster Armut befreit. Südkorea ist ein Beispiel für ein Land, dass diese Entwicklung nahezu abgeschlossen hat.
Mit steigendem pro-Kopf-Einkommen bildete sich in den Emerging Markets eine breite Mittelschicht, die mit ihrem Wohlstand zur Transformation der Länder beiträgt. Schwellenländer entwickeln sich weg von rein exportorientierten, verlängerten Werkbänken hin zu Staaten mit ausgeprägtem Binnenmarkt und konsumentengetriebenen Wachstumsmodellen. Emerging Markets bleiben eine Wachstums-Story, aber eine deutlich andere als in der Vergangenheit.

Ist die wichtigste Einflussgröße immer noch der Fed-Zins?
Keine Volkswirtschaft der Welt kann sich dem Einfluss der Federal Reserve vollständig entziehen. Das gilt weder für die Notenbanken der Industrieländer noch für die der Schwellenländer.
Die Höhe des US-Leitzinses und die US-Zinsstrukturkurve bietet immer noch wichtige Ankerpunkte für die Kapitalmärkte der Emerging Markets. Aber in den vergangenen Jahrzehnten haben sich diese Länder mehr und mehr von den USA emanzipiert. Es sind heimische Anleihemärkte entstanden, deren ausstehendes Volumen an Lokalwährungsanleihen sich seit 1995 mehr als verzwanzigfacht hat, ohne dass die Verschuldung der Staaten im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftskraft nennenswert zugenommen hätte.

Wie sehen Sie das Risk-Return-Profil von Frontier Markets im Vergleich zu „klassischen“ Emerging Markets?
Frontier Markets weisen heutzutage ein Rendite-Risiko-Profil auf, das „klassische“ Schwellenländer vor 30 oder 40 Jahren hatten. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Aktuelle „Frontier Markets“ liegen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung deutlich hinter den „Emerging Markets“ zurück. Sie sind weniger integriert in die globalen Waren- und Kapitalströme. Ihre Kapitalmärkte sind teilweise nur rudimentär entwickelt und bieten weniger Instrumente und geringere Liquidität für in- und ausländische Investoren. Die Stabilität staatlicher Institutionen und Eigentumsrechte sind nicht immer über jeden Zweifel erhaben. Informationen über potenzielle Investments (Unternehmens- und/oder Anleiheanalysen) gibt es kaum beziehungsweise sind von variierender Qualität. Die Kreditratings der Länder, und davon abgeleitet auch von den lokalen Unternehmen, sind meist deutlich schlechter.
Die Wahrscheinlichkeit, dass aufgrund beschränkter Informationen und mangelnder Transparenz der Institutionen in den Frontier Markets Probleme in einem Land sehr schnell zu Ansteckungseffekten führen, ist vergleichsweise hoch. Nicht ausreichend informierte Anleger könnten dann alle Länder in einen Topf werfen und damit die gesamte Anlageklassen unter Druck bringen. Diesem Phänomen internationaler Finanzmärkte sind die Emerging Markets dagegen weitestgehend entwachsen.

Die Volatilität von Währungen ist deutlich größer als der Kupon. Welchen Sinn machen somit Local Bonds?
Technisch ausgedrückt ist die Volatilität die Schwankung der Erträge um ihren Mittelwert. Dies sagt zunächst einmal nichts über die Richtung der Wechselkursentwicklung aus. Wenn man Volatilität ausschließlich unter Risiko-Gesichtspunkten betrachtet, ist man geneigt, den Wert lokaler Anleihen in Zweifel zu ziehen. Aber Volatilität als symmetrisches Konzept muss auch als Chance aufgefasst werden. So wie Kuponerträge von Währungsschwankungen „aufgefressen“ werden können, können sie auch durch Währungserträge gesteigert werden.
Lokale Anleihen bringen deutlich höhere Kupons bei erheblich niedrigerer Duration im Vergleich mit Industrieländeranleihen und bieten damit bereits einen gewissen Puffer gegen adverse Währungsschwankungen. In der längeren Frist betrachtet gibt es makroökonomische Gründe für die Entwicklungen von Renditen und Währungen. Länder mit robustem Wachstum und steigenden Zinsen sollten ausländisches Kapital anziehen und damit eine Aufwertung ihrer Währung erfahren. Ein erfolgreiches Management von lokalen Anleihen zieht das fundamentale Umfeld einer Volkswirtschaft mit in Betracht und umfasst damit immer auch ein Management der Währungen.

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