Asset Manager
24. Juni 2021

„Fusion wie aus dem BWL-Lehrbuch“

CAM mergt mit Altamar Capital. Gespräch mit Dr. Rolf Wickenkamp.

Es tut sich was in der deutschen Private-Markets-Szene: Der Kölner Private-Equity-Pionier CAM Alternatives fusioniert mit der spanischen Altamar Capital Partners. Geben die zuständigen Behörden wie erwartet ihren Segen, entsteht ein pan-europäischer Manager von Private Assets mit einem Volumen von 14 Milliarden Euro mit über 220 Mitarbeitern. Co-Chairmen der geplanten Altamar CAM Partners S.L werden Claudio Aguirre und Dr. Rolf Wickenkamp sein.

„Das wird eine Fusion wie aus dem BWL-Lehrbuch“, freut sich Wickenkamp im Gespräch mit portfolio institutionell. „Es gibt keine Überschneidungen bei den Kunden, keine in den Regionen, aber eine gemeinsame Schnittmenge bei den Segmenten.“ CAM ist in Köln beheimatet und hat Standorte in London und Vancouver, Altamar ist in Madrid, Barcelona, New York,Santiago de Chile und Taipei vertreten. Interessant könnte für die Kölner künftig vor allem der Standort in Südamerika sein. „Der Zusammenschluss eröffnet uns einen Zugang zu den Fondos de Pensiones in Chile, Peru und Kolumbien“, blickt Wickenkamp voraus. Bezüglich der Segmente erläutert der CAM-Gründer, dass beide Häuser die Felder Buyouts, Infrastruktur und Private Debt beackern. Allerdings dotiere CAM eher Midmarket- und Lower-Midmarket-Buyout-Fonds und die Zielfonds des neuen Partners würden sich eher auf größere Buyouts fokussieren.

Altamar bringt Immobilien und VC in Ehe ein

Zudem kann CAM in die neue Ehe noch Spezialitäten wie ein auf den Healthcare-Sektor fokussiertes FoF-Programm, oder einen auf Deutschland spezialisierten Private Equity FoF mit Schwerpunkt auf Co-Investments einbringen, Altamar eine Immobilien-Plattform, ein Secondary-Programm sowie mit der Tochter-Gesellschaft Galdana in Barcelona eine Venture-Capital-Einheit, die, so Wickenkamp, äußerst erfolgreich in VC-Technologie investiert. Auch wegen der Immobilien könne Altamar mit insgesamt neun Milliarden Euro Assets under Management eine größere Mitgift beisteuern. Vor kurzem gab Allianz Real Estate den Kauf eines spanischen Wohnungsportfolios bekannt. Einer der Verkäufer: Altamar Capital Partners.

Überschneidungen sehen die Partner auch bezüglich Unternehmenskulturen, Visionen und Werte. Vor allem aber kenne und schätze man sich schon länger. Wickenkamp: „Wir kennen uns schon seit 2007 und arbeiten seit drei Jahren eng im Bereich Private Debt zusammen. Ich bin zudem seit Gründung Mitglied des vierköpfigen Altamar International Advisory Boards.“ Eine Fusion habe man schon in früheren Jahren angedacht.

Nun mehr AuM als Golding oder HQ

Mehr Assets under Management zu haben, hilft auf verschiedenen Feldern. „Wir können mehr investieren, haben somit bei General Partnern eine höhere Visibilität und können auch mehr Beiratssitze beanspruchen“, nennt Wickenkamp einige Vorteile. Mit 14 Milliarden Euro ist die neue Gesellschaft nun größer als Golding Capital und HQ Capital, die ihre Assets under Management mit elf Milliarden Euro beziehungsweise zehn Milliarden Dollar angeben. Die erst vor wenigen Jahren gegründeten Gesellschaften Yielco und Palladio kommen auf ein Anlagevolumen von jeweils etwa sechs Milliarden Euro. Deutlich kleiner ist Altamar CAM jedoch als die europäischen Branchenriesen Partners Group und Ardian, die jeweils über 110 Milliarden Dollar auf die Waage bekommen. Schroders, die 2017 die Schweizer Adveq übernommen haben, zählt etwa 50 Milliarden Euro an Private Assets.

Neue Mitarbeiter von Caplantic

Aus dem Markt ausgeschieden sind in den vergangenen Jahren VCM, die HSH Nordbank und von Braun & Schreiber. Wenig erfolgreich lief es auch für Caplantic. Von der Talanx-Tochter wechselte ein halbes Dutzend an Mitarbeitern zu CAM, darunter der ehemalige Geschäftsführer Peter Hielscher, der nun im CAM-Aufsichtsrat sitzt. Wickenkamp ist sich sicher, dass es künftig mehr Konsolidierungen geben wird. Für die Zukunft von Dachfonds, die wegen der doppelten Kostenebene oft skeptisch gesehen werden, ist Wickenkamp insgesamt aber nicht bang. „Fund of Funds sind nicht tot, sie haben viele Vorteile. Die Investition in Private Equity auf diversifizierter Basis, der Zugang zu Top-Fonds, die Due Diligence von zahlreichen Zielfonds und Reportings bis hinunter auf die Unternehmensebene sind wertvolle Dienstleistungen und die dabei anfallenden Kosten gerechtfertigt.“

Plädoyer pro Dachfonds

Vor allem aber machen sich die Kosten auch bezahlt: „Der Durchschnitt der Dachfonds erzielt nach Kosten bessere Renditen als der Median der Zielfonds.“ Um heute erfolgreich zu sein, müssen die Dachfonds aber über spezialisierte Programme verfügen. Sie dürfen sich nicht mehr wie früher als Bauchladen für alle möglichen Beteiligungen verstehen, meint Wickenkamp. Auch allgemein habe sich in der Branche vieles professionalisiert.

Wickenkamp macht – auch auf andere Marktteilnehmer – einen hochmotivierten Eindruck. Den Appetit auf Deals und Transaktionen hat der 73-Jährige, der 1988 in Diensten der damaligen Colonia Nordstern sein erstes Private Equity-Committment abgab, längst noch nicht verloren. Konsequenterweise plant Wickenkamp auch, die neue Gesellschaft noch fünf Jahre zu begleiten.

Autoren:

Schlagworte:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert