Recht, Steuer & IT
27. Februar 2019

GDV plädiert für SFCR-Reform

Gesetzlich vorgeschriebene Solvenzberichte werden kaum gelesen. Transparenzziel wird verfehlt.

Der GDV setzt sich für eine grundlegende Überarbeitung der gesetzlich vorgeschriebenen Solvenzberichte (SFCR) ein. Diese Berichte sollen die Finanzlage der Unternehmen für eine breite Öffentlichkeit transparent machen. Gelesen werden die mit hohem Aufwand erstellten Berichte allerdings kaum.

33 Leser pro Monat
Die SFCR der deutschen Versicherungsunternehmen wurden 2018 in den ersten vier Monaten nach Veröffentlichung hochgerechnet nur rund 11.800 mal abgerufen, wie aus einer GDV-Befragung hervor geht. Im Monatsdurchschnitt entspricht dies etwa 33 Downloads pro Unternehmen. Die Streuung ist zudem groß: Während die Berichte einiger Unternehmen relativ gesehen häufiger gelesen werden, werden die SFCR anderer Versicherer überhaupt nicht abgerufen. Vor knapp einem Jahr berichtete beispielsweise Uwe Ludka, GDV-Ausschussmitglied und Vorstandsvorsitzender der Itzehoer Versicherungen, in einem Workshop: „Unser Geschäftsbericht wurde über tausend Mal angeklickt, unser SFCR-Bericht dagegen keine zehnmal. Wir müssen aber alles erstellen und drucken.“ Bei den Itzehoer Versicherungen kommen die SFCR-Berichte auf insgesamt knapp 200 Seiten.

Geschäftsberichte werden siebenmal häufiger gelesen
Leicht überdurchschnittlich ist das Interesse an den Berichten der Lebensversicherer, die im Mittel rund 46mal abgerufen werden. Die SFCR der Schaden-/Unfallversicherer kommen im Durchschnitt jeweils auf 27 Downloads. Auch die SFCR der Versicherungsgruppen kommen nicht über gut 33 Abrufe pro Monat hinaus. Zum Vergleich: Die Geschäftsberichte der Versicherungsgruppen finden im Durchschnitt immerhin 236 Leser.

Götz Treber, Leiter Finanzregulierung beim GDV, sagt: „Transparenz ist die Grundlage für eine funktionierende Versicherungsaufsicht und das Vertrauen der Kunden in die Branche. Die Solvenzberichte unter Solvency II werden diesem Transparenzanspruch jedoch nicht gerecht, sondern liefern eine Datenflut, die selbst Experten überfordert. Die anstehende Überprüfung des Aufsichtssystems bietet die Chance, die Berichte konsequent am Informationsbedarf der Adressaten auszurichten.“

Um den SFCR adressatengerechter zu gestalten, plädiert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für eine Aufteilung in einen kurzen, verständlichen Bericht für Versicherungsnehmer sowie einen ergänzenden Datenteil, der sich in erster Linie an die Fachöffentlichkeit richtet. Auch die EU-Kommission sieht beim Thema Berichtspflichten Nachbesserungsbedarf und hat das Thema daher in die anstehende Evaluierung des Solvency-II-Regelwerks („Review 2020“) aufgenommen.

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