Versicherungen
10. Dezember 2025

GDV: Versicherer sind Partner für Infrastrukturfinanzierung

Privates Kapital ist für die Sanierung maroder Infrastrukturanlagen in Europa von entscheidender Bedeutung. Deutsche Versicherer wollen ihr Engagement ausweiten – unter bestimmten Bedingungen.

Deutschland und Europa stehen derzeit vor großen Herausforderungen in der Infrastruktur – das betrifft marode Brücken ebenso wie vernachlässigte Schulen aber auch Schienen und Energiesysteme. Da die öffentlichen Haushalte in vielen EU-Staaten unter Druck stehen, sind innovative Finanzierungsmodelle nach Einschätzung des Versicherungsverbands GDV wichtiger denn je. Institutionelle Investoren können hierbei eine entscheidende Rolle spielen.

Vor diesem Hintergrund veranstaltete der Verband gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft ein Roundtable-Gespräch, um zu diskutieren, wie öffentlich-private Partnerschaften (Public Private Partnerships, PPPs) die Modernisierung der europäischen Infrastruktur beschleunigen können – angefangen bei Transport über Energie bis hin zu anderen zentralen Bereichen.

Nach Verbandsangaben arbeiten die Teilnehmer sowohl die Chancen von PPPs als auch die bestehenden Hürden für eine breitere Nutzung in Europa heraus. Der Tenor lautete: Gut ausgestaltete PPPs mit angemessenen Risikoteilungsmechanismen können herkömmliche Beschaffungsmodelle bei großen, komplexen Projekten übertreffen – und zwar durch Kosten- und Lebenszyklusvorteile sowie Effizienzgewinne. Dies gilt sowohl für klassische Projekte im Straßen- und Hochbau als auch für Vorhaben im Rahmen der grünen Transformation.

GDV erwartet Projekte mit attraktiven Rahmenbedingungen

Aufgrund ihres langfristigen Geschäftsmodells seien Versicherer natürliche Partner für die Finanzierung von Infrastruktur. Dies zeige sich auch in Deutschland: Die Branche hat laut GDV nahezu sechs Prozent ihrer gesamten Kapitalanlagen in Infrastruktur investiert, über 110 Milliarden Euro bis Ende 2024. Tim Ockenga, Leiter der Abteilung Kapitalanlagen beim GDV, signalisierte Bereitschaft, dieses Engagement weiter auszubauen, sofern mehr tragfähige Projekte mit attraktiven Rahmenbedingungen verfügbar werden.

Der Verband argumentiert, dass öffentlich-private Partnerschaften künftig noch besser genutzt werden könnten, um Europas Investitionsbedarf in der Infrastruktur zu decken. Es gehe nun darum, von Best-Practice-Beispielen aus verschiedenen Mitgliedstaaten und Sektoren zu lernen. Außerdem müssten gezielte regulatorische Anpassungen erfolgen, um bestehende Hürden für private Investoren abzubauen.

Weitere Vorschläge betrafen das Bündeln kleinerer kommunaler Projekte, die Überprüfung der relevanten Richtlinien europäischer Förderbanken und die Entwicklung standardisierter PPP-Vertragsmodelle. Diese könnten so breiter eingesetzt werden.

GDV will mehr Public Private Partnerships

Der Ruf des GDV nach Public Private Partnerships ist nicht neu. Erst im Oktober hatte der Verband moniert, dass die Möglichkeiten privater Investitionen in die öffentliche Infrastruktur in Deutschland bislang zu wenig genutzt würden.

Zwar schaffe das neue Länder- und Kommunal-Infrastrukturfinanzierungsgesetz (LuKIFG) neue Chancen für private Investitionen in öffentliche Infrastruktur. Bund, Länder und Kommunen müssten jetzt aber auch mehr öffentlich-private Partnerschaften ermöglichen.

„Kapital fließt dorthin, wo es Chancen statt Hürden gibt“

Anlässlich der ersten Lesung des Standortfördergesetz legte der GDV im November ein Positionspapier vor, das insbesondere Investitionshürden der Energiewende adressiert. Nach Verbandsangaben investieren Versicherer deutlich mehr in Staatsanleihen oder Pfandbriefe als in Erneuerbare Energien. „Kapital fließt dorthin, wo es Chancen statt Hürden gibt. Deutschland sollte kein Standort sein, der lieber prüft als baut“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen damals.

Konkret ist in dem Positionspapier zu lesen, dass die öffentliche Hand beispielsweise Junior-Positionen übernehmen könnte. Weiter plädiert der GDV für eine vermehrte Nutzung von ÖPPs mit einer realistischeren Konzeption von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen. Er argumentiert, dass die private Teilfinanzierung/Einbeziehung privater Partner als politisches Ziel und als Aspekt für einen effizienten Einsatz öffentlicher Mittel etabliert werden sollte.

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