Versicherungen
13. Oktober 2025

GDV will mehr ÖPPs

Verband spricht sich für „eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung mit Lebenszyklusbetrachtung“ aus. Investoren fahren hohe Infrastrukturquoten, allerdings kaum mit deutschen Assets.

Die Asset-Klasse Infrastruktur erfährt in den Portfolios deutscher Institutioneller eine große und steigende Wertschätzung. Gemäß einem Survey des BAI unter deutschen LPs ist Infrastructure Equity mit 85 Prozent die alternative Asset-Klasse mit dem höchsten Anteil. Höher allokiert sind deutsche Anleger im illiquiden Bereich nur in Real Estate. Für das laufende Jahr wird mit einem Zuwachs von weiteren drei Prozentpunkten gerechnet. Kleiner Schönheitsfehler: Von diesem Appetit auf Infrastruktur profitiert Deutschland eher weniger. In seinem aktuellen „Infrastruktur-Report Deutschland 2025“ erkennt der BAI einen „umgekehrten Home-Bias“. Denn während im Gegensatz zur Asset Allokation in Immobilien, wo bei deutschen institutionellen Investoren ein klarer Fokus auf deutsche Projekte liegt, liegt der Anteil deutscher Investoren bei Infrastruktur in Deutschland bei nur rund 15 Prozent. Dabei handelt es sich größtenteils um erneuerbare Energieprojekte.

Hoffnungsträger LuKIFG

Dies ruft nun auch den GDV auf den Plan. In einer Mitteilung moniert der Versicherungsverband, dass die Möglichkeiten privater Investitionen in die öffentliche Infrastruktur in Deutschland bislang zu wenig genutzt werden. Zwar schaffe das neue Länder- und Kommunal-Infrastrukturfinanzierungsgesetz (LuKIFG) neue Chancen für private Investitionen in öffentliche Infrastruktur. Bund, Länder und Kommunen müssten jetzt aber auch mehr öffentlich-private Partnerschaften ermöglichen. „Die deutschen Versicherer haben insgesamt rund 112 Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte investiert – aber nur zu einem geringen Teil in Deutschland selbst“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „So bleibt ein Milliardenpotenzial ungenutzt, das in Straßen, öffentliche Gebäude oder den ÖPNV fließen könnte.“

ÖPP-Projekte sind schneller, kontrollierbarer und kosteneffizienter

Aus GDV-Sicht ergibt sich mit dem LuKIFG eine Chance zum Wendepunkt. Das Gesetz regelt die Verteilung von 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen an die Länder – und sieht ausdrücklich vor, dass auch Öffentlich-Private Partnerschaften (ÖPP) förderfähig sind. „Das ist ein wichtiges Signal“, so Asmussen. Bei ÖPPs übernimmt ein privater Partner im Auftrag der öffentlichen Hand Planung, Finanzierung, Bau und Betrieb eines Infrastrukturprojekts – etwa bei einer Straße, Brücke oder Schule. „Erfahrungen mit ÖPP-Projekten zeigen, dass sie häufig schneller umgesetzt werden, die Kosten besser kontrollierbar bleiben und das Kapital der öffentlichen Hand effizienter eingesetzt wird“, so Asmussen. Im Vergleich zu anderen Ländern fehle es hierzulande an einem verlässlichen Angebot neuer Projekte und an Planungskontinuität.

Politik denkt zu kurzfristig

Ein Problem ist für den GDV das Denken in Legislaturperioden. Weil ÖPPs in der laufenden Finanzierung teurer erscheinen als eine reine Schuldenfinanzierung, wird oft nur kurzfristig gerechnet. „Dabei geht es bei diesen Projekten nicht nur um den Bau, sondern auch um den jahrzehntelangen Betrieb und Erhalt – etwa einer Autobahn über 30 Jahre“, so Asmussen. „Wir brauchen ein echtes Umdenken bei Bund, Ländern und Kommunen. Vorbehalte gegenüber Partnerschaftsmodellen sind unbegründet und kosten am Ende Zeit und Geld.“ Versicherer würden als langfristig orientierte Investoren langfristiges Kapital bieten.

Um die Vorteile solcher Modelle transparent zu machen, spricht sich der GDV dafür aus, bei allen großen Infrastrukturvorhaben verpflichtend eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung mit Lebenszyklusbetrachtung durchzuführen. So wird erkennbar, ob die Zusammenarbeit mit privaten Partnern über den gesamten Zeitraum hinweg wirtschaftlicher ist als andere Beschaffungswege. Gelinge es, das neue Gesetz als Impuls für systematische Projektplanung und verlässliche Partnerschaftsmodelle zu nutzen, könne daraus ein zukunftsfähiger Investitionspfad für die öffentliche Infrastruktur entstehen.

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