Versorgungswerke
10. Dezember 2019

Gesundheitsbewusste Zahnärzte

Die Versorgungsanstalt der Zahnärzte Rheinland-Pfalz hat einen großen Immobilien- und einen kleinen Healthcare-Schwerpunkt. Das Investoren-Interview mit Patrick Eisele von portfolio institutionell.

Wo stützt sich die VARLP auf die Apobank?

Beger: Die Apobank ist für große Teile ­unserer Assets Depotbank. Verschiedene ­Assets werden von deren Fondstochter Apo Asset Management GmbH (Apo Asset) verwaltet. Außerdem ist die Apobank für uns in Mainz ein wichtiger Mieter.
Generell ist der Kontakt seit der Einrichtung unseres Masterfonds etwas lockerer geworden. Trotzdem bleibt die Apobank aber für den Berufsstand, dem wir dienen, der erste Ansprechpartner bei finanziellen Fragen.

Die Versorgungsanstalt zählt etwa 400 ­Millionen Euro an Assets. Wo hat man bei diesem Anlagevolumen Vorteile, wo liegen die Nachteile?

Beger: Kleinere Millionenbeträge zu investieren hat den Vorteil, schneller und flexibler ­reagieren zu können.
Ermert: Die Vorteile einer kleinen Organisation sind die kurzen Entscheidungswege und die hohe Transparenz von oben nach unten. Andererseits hängen die Konditionen von den gezeichneten Volumina ab. Darum sind wir mit anderen Versorgungswerken in ­mehrere Club Deals involviert. Diese Ko­operationen schaffen Kostenoptimierungen und Opportunitäten.
Standes- und Ländergrenzen kennen wir ­dabei nicht. Bei Investments arbeiten wir ­beispielsweise eng mit dem Versorgungswerk der Rechtsanwälte in Rheinland-Pfalz zusammen, mit dem wir auch einige gemeinsame Immobilien in Mainz und ­Koblenz ­halten.

Wie relevant sind Immobilien für die VARLP?

Beger: Sehr. Wir haben einen erheblichen Anteil in Immobilien und hierfür glück­licherweise schon frühzeitig die Öffnungsklausel genutzt. Immobilien bescherten uns in der Vergangenheit zwar keine besonders hohen, dafür aber konstante und ­kalkulierbare Renditen von 3,5 bis vier Prozent. Das waren gute Beiträge zur Gesamtanlage. Bekanntlich sind nun aber die Immobilienpreise stark ­gestiegen, was die Rendite drückt. Wir ­bleiben aber in Immobilien engagiert.

Wie administrieren Sie das ­Immobilienportfolio?

Beger: Wir haben unsere Fonds und unsere Direktbestände in einer Immobilien-Investment KG gebündelt und an die Warburg-HIH ausgelagert. Vor zehn Jahren mussten wir uns noch komplett um die kaufmän­nische und technische Hausverwaltung, das heißt jeden tropfenden Wasserhahn, selbst ­kümmern.

Dafür sind Sie jetzt Bauherr.

Beger: Wir haben schon in den 70er-Jahren selbst gebaut. Ein Teil dieser Gebäude vermieten wir heute an die Apobank. Selbst zu bauen ist für ein kleines Versorgungswerk wie wir – ohne Immobilienfachabteilungen – ein großer Aufwand. Mit Auslagerungen in die Immobilien Investment KGs versuchen wir Kosten zu senken und die Verwaltung ­effektiver zu gestalten.
Ermert: Eigene Projektentwicklungen helfen, auf brauchbare Renditen zu kommen. Das können wir aber nur dort machen, wo wir in alle Schritte involviert sind und über ausreichend Know-How verfügen.

Wie investiert die Versorgungsanstalt in ­Aktien? Welches Risikomanagement wird ­für diese Asset-Klasse betrieben?

Ermert: In unserem Masterfonds haben wir Mischfonds und reine Aktienfonds. Neu ­installiert haben wir in diesem Jahr ein ­Risiko-Overlay. Ein Grund hierfür sind die ­erwähnten drei Risikoklassen. Getrieben wurde die Entscheidung für das Overlay aber auch durch die Entwicklung an den Börsen im vierten Quartal 2018. Dass die Aktienmärkte ausgerechnet zum Jahresende ihren Tiefpunkt erreichten, hat sich auf das Ergebnis nicht besonders günstig ausgewirkt.
Das Overlay kostet aber auch. Darüber, wie wir die Absicherung fahren, entscheiden wir sehr flexibel. Es handelt sich also nicht um ein mechanisches Overlay.
Die Quote unserer gehandelten Aktien liegt bei etwa acht Prozent. Darüber hinaus halten wir Unternehmensbeteiligungen im Private- Equity-Sektor; in der Regel über Dachfondskonstrukte. Trotzdem haben wir mit zwei ­institutionellen Healthcare-Publikumsfonds einen Schwerpunkt gesetzt.

Was spricht für Themenfonds in der ­institutionellen Kapitalanlage?

Ermert: Ein Zahnarzt kennt sich mit Gesundheitsthemen sehr gut aus. Investments in Pharma, Biotech oder in auf IT-Lösungen für Heilberufe spezialisierte Unternehmen sprechen unsere Mitglieder an.
Beger: Für dieses Thema spricht auch, dass es sich um einen wachsenden Markt handelt. Healthcare ist ein Zukunftsthema. Der Markt boomt in alternden Gesellschaften und in ­Regionen, wo sich eine Mittelschicht aus­bildet. Außerdem ist Healthcare krisen­resistent. Auch wir Halbmediziner im ­Verwaltungsrat können beurteilen, dass ­diese Unternehmen Produkte mit großer ­Nachfrage entwickeln und produzieren.

Ein Fondsunternehmen ist der ­Telemediziner Teladoc. Ist ein solcher Dienstleister für eine Arztpraxis nicht eher eine Bedrohung?

Ermert: Für die Heilberufe bringt die ­Digitalisierung sicherlich nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen mit sich. Man denke hierbei nur an die Anbieter, die den Patienten eine Diagnostik ohne Auf­suchen einer Praxis anbieten.
Der Bedarf nach einer „echten“ Zahnarzt­praxis bleibt aber. Eine Zahnbehandlung ­mittels App durchzuführen, dürfte schwierig sein. Mit einem 3D-Drucker kann man ­vielleicht einen Zahnersatz herstellen. ­Implantiert werden muss dieser allerdings von einem Zahnarzt.

Besteht die Gefahr, dass ein Zahnarzt sein ­berufliches Risiko durch diese Kapitalanlage seines Versorgungswerks noch hebelt?

Beger: Wir können kein Kumulierungsrisiko erkennen, das gleichzeitig Zahnärzte und Healthcare-Fonds trifft.

Ein anderes Fondsunternehmen ist das in ­Koblenz ansässige Software-Unternehmen Compugroup Medical. Dessen Aktien ­könnten Sie doch auch direkt kaufen.

Ermert: Investments in Einzelwerte zu ­tätigen ist stark risikobehaftet. Bei Healthcare handelt es sich auch um ein internationales Thema. Ein breit aufgestellter Fonds ­erhöht dabei die Chance, in die künftigen Marktführer zu investieren.
Sendelbach: Der Apo Medical Opportunities ist beispielsweise ein globaler Aktienfonds, der zu je einem Viertel in Pharma, Biotechnologie, Services und Medizintechnik sowie regional zu etwa 60 Prozent in den USA ­investiert. Der Fonds wirkt durch seinen ­Themenschwerpunkt innerhalb der Aktienquote diversifizierend und ertragsstabilisierend. Zum MSCI World ist der Fonds seit 2005 nur mit 0,7 korreliert. Eine Beimischung dieses Fonds in die Aktienquote entlastet also das Risikobudget und ver­bessert die Sharpe Ratio.
Beim zweiten oben erwähnten Fonds, der eher Satelliten-Charakter hat, handelt es sich um eine kleinere Allokation in den Apo ­Digital Health Aktienfonds. Dieser investiert in ­Unternehmen mit Bezug zur Digitalisierung des Gesundheitssektors.

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