Alternative Anlagen
19. November 2014

Gothaer baut Erneuerbare-Energien-Portfolio aus

Der Versicherungskonzern investiert 150 Millionen Euro in europäische Solarparks. Auch andere Institutionelle sind sehr rührig. Preqin bezeichnet den Markt für Infrastruktur insgesamt als „crowded“.

Die Gothaer Versicherung investiert bereits seit Jahren in Erneuerbare Energien. Mitte dieses Jahres kündigte das Versicherungsunternehmen mit einem Kapitalanlagevolumen von rund 25 Milliarden Euro an, weitere 200 bis 300 Millionen Euro in dieses Segment investieren zu wollen. Diesen Worten sind nun Taten gefolgt. Wie die Gothaer Anfang dieser Woche mitteilte, stellt man dem Hamburger Solar- und Windparkbetreiber Capital Stage Genussrechtskapital in Höhe von 150 Millionen Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren zur Verfügung. Capital Stage werde diese Mittel in europäische Solarparks investieren.
Laut Capital Stage sollen die Investitionsmittel bis Ende des Jahres 2015 voll investiert sein. „Wir haben Zugriff auf eine gut gefüllte und attraktive Akquisitions-Pipeline“, erklärte Felix Goedhart, Vorstandsvorsitzender der Capital Stage AG. Entsprechend den vereinbarten Investitionskriterien werde sich das Unternehmen im Rahmen der Kooperation mit der Gothaer-Versicherung unter anderem auf Solarparks in Deutschland, Frankreich und Italien konzentrieren. „Mit den Investitionsmitteln können wir unsere auf regenerative Solar- und Windenergie basierende Erzeugungskapazitäten von derzeit 313 MWp (Megawatt Peak; Anm. d. Red.) in absehbarer Zeit in etwa verdoppeln“, so Goedhart.
„Wir freuen uns, dass wir mit der Capital Stage einen weiteren erfahrenen strategischen Partner im Bereich der Erneuerbaren Energien für uns gewinnen konnten“, kommentierte Gothaer-Finanzvorstand Harald Epple den Abschluss der strategischen Partnerschaft. Worin für den Versicherungskonzern die Attraktivität dieser Asset-Klasse liegt, erläuterte Epple im Interview mit portfolio institutionell im Frühjahr dieses Jahres: „Das Profil unserer Investitionen in Erneuerbaren Energien ähnelt dem von Anleihen, passt also sehr gut zu einer Versicherung. Wir wollen relativ gut vorhersehbare, stabile Cashflows.“ Epple geht fest davon aus, „dass es in Deutschland nicht zu rückwirkenden Änderungen bei den Einspeisevergütungen kommt. Ansonsten würde es dem Staat künftig sehr schwerfallen, private Gelder für Finanzierungszwecke zu gewinnen.“ Das vollständige Interview mit Harald Epple und seinem Vorgänger Jürgen Meisch finden Siehier.  
Auch andere Institutionelle zeigen sich rührig 
Nicht nur die Gothaer Versicherung ist auf dem Markt für Erneuerbare Energien in diesem Jahr aktiv geworden. Ein sehr aktiver Investor war in diesem Jahr die Swiss Life, die beispielsweise in britische Windparks investierte. Offshore-Investments tätigten Eon als strategischer Investor mit Investments vor Sussex und Amrum und vier dänische AV-Einrichtungen mit einem Investment in Höhe von 600 Millionen Euro in die Gode Wind Farm II vor Juist. Auch die niederländische Pensionskasse ABP ist auf dem Feld der Erneuerbaren Energien unterwegs. Seit Juli dieses Jahres besteht eine strategische Partnerschaft mit Aquila Capital. Die erste Transaktion wurde nun abgeschlossen, wie Aquila Capital gestern mitteilte. Für die niederländische Pensionskasse wurde ein 33-prozentigen Anteil am norwegischen Anlagenbetreiber Tinfos erworben, der zwei große und neun kleinere Laufwasserkraftwerke in Norwegen betreibt. Im vergangenen Jahr war die Meag unter anderem mit Käufen von französischen und schwedischen Windparks sehr rührig.
Erneuerbare Energien und Infrastrukturinvestments im Allgemeinen erfreuen sich bei institutionellen Investoren großer Beliebtheit. Und so beschreibt der Datenspezialist Preqin in einem aktuellen Report den Markt für Infrastruktur als „crowded“. Seit Anfang 2011 liegt die Zahl der sich im Fundraising befindlichen Fonds mit zwischen 136 und 148 ebenso auf Rekordniveau wie deren Zielvolumen mit insgesamt 85 bis 97 Milliarden Dollar. Dies führt auch zu Rekorden bei den Assets under Management mit 282 Milliarden Dollar und beim sogenannten „Dry Powder“ mit 107 Milliarden Dollar (Stand März 2014). Allerdings sind die Steigerungen bei den investierten Assets deutlich größer als beim abgerufenen und noch nicht investierten Kapital. Für weiteres Wachstum ist gesorgt: Nur 13 Prozent der von Preqin befragten Investoren wollen langfristig ihre Allokation in Infrastruktur reduzieren. Dagegen planen 42 Prozent ihr Exposure zu erhöhen. Dabei sind insbesondere Direktinvestments en vogue. Verdienen konnten die Investoren mit Fonds der Vintage-Jahre 2008 bis 2011 einen Median IRR zwischen 7,6 und 11,9 Prozent und damit also in vielen Fällen die von Infrastrukturinvestoren gewünschten stabilen Renditen. 
portfolio institutionell newsflash 19.11.2014/Kerstin Bendix und Patrick Eisele
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