Versicherungen
31. März 2023

Gothaer wagt Einstieg in Venture Capital

VC-Strategie mit Fokus auf Nachhaltigkeit soll 100 Millionen Euro umfassen. Mischung aus Early-Stage- und Growth-Fonds angestrebt.

Die Gothaer bereitet den Einstieg in den Markt für Venture Capital (VC) vor. 100 Millionen Euro will die Versicherungsgruppe aus Köln in den kommenden drei bis fünf Jahren in die Asset-Klasse investieren. Das Investment soll einen ausdrücklichen Fokus auf Nachhaltigkeit haben, also in „Sustainability-focused Venture Capital“ erfolgen. Das verkündete Oliver Schoeller, der Vorstandsvorsitzende des Gothaer Versicherungskonzerns auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz am Freitag.

Man befinde sich dabei derzeit in der Phase der Auswahl geeigneter Manager im Markt für Wagniskapital, wobei der Selektionsprozess bereits über ein Screening potenzieller Partner hinaus fortgeschritten sei. Zudem strebt die Kölner Versicherung an, das Investment idealerweise über drei verschiedene Venture-Capital-Partner zu streuen. Geplant ist eine Mischung aus Early-Stage- und Growth-Fonds.

Stark in nachhaltigen Anleihen

Im Jahr 2022 hat die Gothaer zudem 500 Millionen Euro in Themeninvestments gesteckt, wobei davon 256 Millionen Euro in nachhaltige Anleihen (Green, Sustainability und Social Bonds) flossen, der Rest ist in nachhaltigen Alternative Investments committed. Im Jahr 2022 habe die Gothaer zudem ihre Investments im Bereich der Privatmarktfinanzierungen (hier unter anderem Infrastruktur-Finanzierungen und Finanzierung von Renewables) leicht ausgebaut, so Finanzvorstand Harald Epple. Demnach betrug der Anteil an Infrastrukturinvestments Ende 2022 circa 2,8 Prozent der Asset Allocation, der Anteil von Private Debt, zu dem unter anderem auch Infrastructure Debt zählt, sogar zwölf Prozent. Bei den liquiden Anlagen sank der Marktwert-Anteil an der Asset Allokation um 6,3 Prozent, was auch einen Zuwachs bei den alternativen Anlagen zur Folge hatte. Der Rückgang bei den klassischen Anlagen, insbesondere bei langlaufenden Staatsanleihen, sei stark dem Zinsanstieg geschuldet, so Finanzvorstand Harald Epple, der aber zugleich betonte, dass sich die Neuanlage wieder „sehr, sehr erfreulich“ gestalte.

Bei der Nettoverzinsung verzeichnete insbesondere die Gothaer Leben einen deutlichen Rückgang von 3,5 (2021) auf 2,2 Prozent in 2022. Das Kapitalanlageergebnis betrug demnach 350 Millionen Euro nach 558 Millionen Euro in 2021. Dieses resultiere jedoch aus den gesunkenen Anforderungen der Versicherungstechnik für die Zinszusatzreserve (ZZR). In 2022 hat die Gothaer beginnen können, ihre Zinszusatzreserve wieder aufzulösen.

Impact Investments auch in Naturkapital

Die Gothaer will das Thema Nachhaltigkeit auch weiter mit großer Entschiedenheit vorantreiben. „Die nachhaltige Transformation unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft ist die größte Menschheitsaufgabe, die wir in den kommenden drei Jahrzehnten zu bewältigen haben. Wir als Versicherer wollen unseren Beitrag dazu leisten und sowohl unseren eigenen als auch den CO2-Fußabdruck unserer Kunden reduzieren – sei es als Kapitalanleger, Risikoträger oder mit unserer Expertise und Beratungsleistungen für unsere Kunden“, erklärte Schoeller weiter.

In der Kapitalanlage werde die Gothaer fortan jährlich 200 Millionen Euro für Impact Investments (100 Millionen davon für Naturkapital) zur Verfügung stellen. Zudem soll der CO2-Fußabdruck der Aktien- und Unternehmensanleihen sowie der Immobilieninvestments gesenkt werden.

CO2-Zwischenziel für Immobilien

Im vergangenen Jahr ist die Gothaer, wie bereits berichtet, der Net-Zero Asset Owner Alliance beigetreten. Sie will nun ihre Kohlenstoffemissionen in den Asset-Klassen Aktien und Unternehmensanleihen bis 2024 um 25 Prozent je investierter Million Euro gegenüber 2021 reduzieren. Außerdem sollen die Emissionen im Immobilienbereich (Real Estate Equity) um 20 Prozent sinken – und das ebenfalls bis 2024. Im Jahr 2020 war die Gothaer der Global Real Estate Sustainability Benchmark, kurz Gresb, beigetreten, mit der sich die Nachhaltigkeitsperformance von Immobilienbeständen messen und international vergleichbar machen lässt.

Autoren:

Schlagworte: | | | | |

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert