Strategien
16. November 2022

Greenium ist ein Hinweis auf Qualität

GDV-Studie: Je reifer der Markt, desto geringer wird Renditeabstand. „Dunkelgrüne“ Anleihen mit strengen Nachhaltigkeitskriterien lohnen sich als Finanzierungsinstrument für Emittenten.

Nachhaltigkeitsbewusste Anleger sind häufig bereit, für Green Bonds auch Renditeeinbußen in Kauf zu nehmen gegenüber herkömmlichen Bonds – allerdings schwindet dieser Renditeabstand, das so genannte Greenium, mit einer fortschreitenden Reife des Marktes. Das hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, GDV, in einer Meta-Studie zum europäischen Anleihenmarkt herausgefunden. Der Gesamtmarkt für Green Bonds umfasst demnach aktuell ein kumuliertes Emissionsvolumen seit Marktentstehung (erste Anleihenemission in 2007) von rund einer Billion Euro.

In einzelnen Marktsegmenten sei das Greenium in der Höhe überschaubar. Es weise zudem auf eine besondere Qualität der Emittenten, zum Beispiel hinsichtlich Zertifizierungen hin. Für die Versicherer, die laut GDV insgesamt mit rund 1,8 Billionen Euro an den Märkten investiert sind und jedes Jahr 300 Milliarden Euro neu anlegen, könne diese Anlageklasse somit weiterhin eine wichtige und zunehmend bedeutende Rolle im nachhaltigen Kapitalanlagemix spielen, teilt der Verband mit.

Stabilere Kurse in turbulenten Marktphasen

Inhalt der Meta-Studie ist eine Übersicht zu Untersuchungen zum Renditeunterschied zwischen grünen Anleihen (Green Bonds) und vergleichbaren konventionellen Anleihen, dem sogenannten Greenium. Ein Ergebnis: Das Greenium ist grundsätzlich abhängig von der gewählten Asset-Klasse. Bei öffentlichen Emittenten ist das Greenium minimal bis gar nicht vorhanden. Zudem habe laut Studie auch das Investitionsverhalten von Green-Bond-Investoren eine Auswirkung auf die Preise: Green-Bond-Investoren halten ihre Anleihen tendenziell länger. Dadurch sind die Kurse grüner Anleihen gerade in risikoaversen Marktzyklen stabiler und können eine attraktive Anlage darstellen. Außerdem sieht der GDV auch einen Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeitskriterien und Renditeabschlag: Je strenger die Nachhaltigkeitskriterien, die sich der Emittent auferlegt hat, sind, desto größer ist das Greenium. Nicht zertifizierte grüne Anleihen oder Anleihen zweifelhafter Emittenten weisen dagegen im Durchschnitt keine nennenswerten Renditeunterschiede auf. Sogenannte „dunkelgrüne“ Anleihen lohnen sich also für Unternehmen als Finanzierungsinstrument.

56 Basispunkte Unterschied

Die Studie vergleicht die Durchschnittsrenditen von konventionellen Anleihen mit denen von grünen, nicht zertifizierten Bonds und grünen, zertifizierten Bonds. Im Ergebnis zeigt sich eine Renditedifferenz von 29 Basispunkten bei Neuemissionen von grünen Anleihen (durchschnittliche Rendite: 3,48 Prozent) zu konventionellen Anleihen (durchschnittliche Rendite: 3,77 Prozent). Auffällig sei jedoch, dass der Renditevorteil für Emittenten bei nicht-zertifizierten grünen Anleihen bei nur einem Basispunkt lag, der Renditevorteil bei zertifizierten grünen Anleihen jedoch bei 56 Basispunkten. Insofern ist es für Emittenten aus Renditesicht am vorteilhaftesten einen grünen, zertifizierten Bond zu emittieren. Die komplette Studie können Interessierte hier abrufen.

EU-Standard für Green Bonds marktweit etablieren

Zu den Ergebnissen der Studie sagt der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen: „Die Studie zeigt, dass Green Bonds attraktive Assets für Versicherer sind und sich auch für Emittenten mit glaubhaften Nachhaltigkeitsstandards rechnen. Damit sich der bisher noch begrenzte Markt für grüne Anleihen jetzt schneller entwickelt, brauchen wir einen marktweit akzeptierten EU-Green-Bond-Standard und mehr Emissionen. Auch Staaten könnten hierbei eine größere Rolle spielen.“

Autoren:

Schlagworte: | | |

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert