Strategien
23. November 2021

Grüne Finanzanlagen lassen an Einfluss zu wünschen übrig

Analyse kritisiert Green Finance. Grüne Finanzierungen nicht mit grünen Zwecken verknüpft.

Zu einer kritischen Bestandsaufnahme von grünen Finanzanlagen kommt eine kürzlich veröffentlichte Analyse. „A primer on green finance: From wishful thinking to marginal impact“ kommt zu dem Ergebnis, dass grüne Finanzanlagen weit weniger Einfluss auf die Investitionen von Unternehmen und Staat haben als gewünscht. Gemeinsame Autoren der Analyse sind die Dresdner Niederlassung des Ifo Instituts, das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung Safe und ESMT Berlin. Der Grund für den geringen Einfluss: „Es gibt in Unternehmen und im Staatshaushalt praktisch keine ursächliche Verknüpfung zwischen grünen Finanzierungsinstrumenten und einer Verwendung der Gelder für grüne Zwecke“, erklärt Marcel Thum, Leiter der Ifo-Niederlassung Dresden.

Jan Pieter Krahnen, Safe-Direktor, sagt: „Wer in grüne Finanzanlagen investiert, macht dadurch zwar sein eigenes Portfolio grüner, aber es ändert sich nichts an den Emissionen der Gesamtwirtschaft.“ Bezüglich grünen Staatsanleihen kritisieren die Autoren, dass der Bund diese in genau der Höhe emittieren kann, in der vorher grüne Ausgaben im Bundeshaushalt identifiziert werden konnten. Somit werden also lediglich konventionelle durch grüne Anleihen ersetzt: „Durch grüne Staatsanleihen werden dem Bundeshaushalt keine zusätzlichen Mittel zur nachhaltigen Transformation zur Verfügung gestellt“, sagt ESMT-Präsident Jörg Rocholl. Mit dem Kauf grüner Staatsanleihen können Investoren daher keine direkte Einflussnahme auf den Klimaschutz nehmen.

Pro Engagement und Emissionshandel

Green Finance habe daher nicht unbedingt die positiven Eigenschaften, die sich Anleger erhoffen. Allerdings können sich Anleger aktiv in Entscheidungsprozesse im Unternehmen einbringen, entweder persönlich oder über ihre Fondsvertreter, um eine tatsächliche Änderung in der Produktion hin zu mehr Nachhaltigkeit anzustoßen. „Dabei müssen sie aber bereit sein, Renditeeinbußen hinzunehmen, denn eine grünere Unternehmenspolitik geht in der Regel zulasten der Erträge“, sagt Thum, der sich damit gegen die Mehrheitsmeinung stellt.

Die Autoren fordern, den Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsbemühungen auf einen politischen Regulierungsrahmen zu legen statt auf privates Engagement. Beispielsweise ließe sich der Schadstoffausstoß mithilfe eines Emissionshandelssystems erheblich verringern.

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