Alternative Anlagen
22. März 2021

Grüner Hoffnungsträger der Energiewende: H2

Wasserstoff hat auch aus Investorensicht Vorteile. 3. Deutsche Infrastruktur Konferenz bringt Anleger und Anwender zusammen.

Die Energiewende, das Pariser 2-Grad-Ziel und die Transformation der deutschen Wirtschaft: drei Felder, die eng miteinander zusammenhängen, bei deren Umsetzung es aber auch offenkundig hakt und auf denen die Ziele außer Reichweite zu geraten drohen. Der Hoffnungsträger, der die Zielerreichung doch noch ermöglichen soll, ist grüner Wasserstoff.

Grüner Wasserstoff wird an der Börse heiß gehandelt und von Experten heiß diskutiert – letzteres galt auch für die 3. Deutsche Infrastruktur Konferenz. Veranstalter der Konferenz, auf der sich als zweites große Thema alles um Glasfaserkabel drehte, war die IDI – Initiative deutsche Infrastruktur e.V.. Bei der IDI handelt es sich um eine Plattform, auf der verschiedene deutsche Investoren vertreten sind.

„Wasserstoff ist klimapolitisch spannend wegen der Sektorenkopplung, der Speicherungsmöglichkeiten und der Möglichkeit, bestehende Gasnetze für den Transport zu nutzen“, sagte Alexander Mayer, Vorstand der IDI und Geschäftsführer der W&W Asset Management. „Für die IDI wiederum ist Wasserstoff als Investitionsmöglichkeit spannend.“

Überzeugt von den Qualitäten von Wasserstoff ist Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates: „Wasserstoff ist die Antwort auf die Frage, wie eine Industrienation wie Deutschland Klimaneutralität erreichen und dabei Wertschöpfungsketten und Industriearbeitsplätze erhalten kann.“

Gestützt wird diese von Reiche auf der Konferenz gemachte Aussage von dem WindH2-Projekt. In dessem Rahmen will man in Salzgitter künftig grünen Wasserstoff mit Strom aus Windenergie erzeugen. Die WindH2-Partner sind namhaft: Salzgitter AG, die Eon-Tochter Avacon und Linde. Diese wollen mit dem Sektorkopplungsprojekt die Dekarbonisierung der Stahlindustrie vorantreiben. Neu errichtete Windkraft- und Elektrolyseanlagen sollen die CO2-Emissionen der auf dem Gelände betriebenen Hochöfen bis 2050 um etwa 95 Prozent senken. Dr. Johannes Teyssen, Eon-Vorstandsvorsitzender, betonte anlässlich der Inbetriebnahme, dass durch intelligente Sektorkopplung fossile Brennstoffe ersetzt werden können: „Grüne Gase haben das Zeug, zum „Grundnahrungsmittel“ der Energiewende zu werden und einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung von Industrie, Mobilität und Wärme zu leisten.“ Staatssekretär Andreas Feicht betonte in Salzgitter ebenfalls, dass die Verwendung von klimafreundlich hergestelltem Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien ein Schlüsselelement für die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist. Ebenfalls zu Gast war Feicht auf der Infrastruktur Konferenz, wo er unter anderem auf die Optimierungsmöglichkeiten bezüglich der aus Offshore-Windkraft gewonnenen Energie durch Wasserstoff hinwies.

Den Part des Skeptikers übernahm auf der IDI-Konferenz Eric Heymann, Volkswirt bei Deutsche Bank Research: „Grüner Wasserstoff ist noch nicht wirtschaftlich. Es mangelt an Überschüssen bei Erneuerbaren Energien.“ Zudem würden, so Heymann, wirtschaftliche, technologische und politisch-regulatorisch Investitionshemmnisse und -risiken existieren. Die Frage von Dr. Birka Benecke, IDI-Vorständin und Senior Vice President Corporate Treasury bei der BASF, ob volkswirtschaftliches Wachstum und Klimaneutralität möglich sei, beschied Heymann negativ. Mit den auf absehbare Zeit verfügbaren und politisch akzeptierten Technologien lassen sich die beiden Ziele aus Sicht von Heymann nicht unter einen Hut bringen.

Mehrere Vorteile

Die Vorteile, die Wasserstoff bei der Umsetzung – auch aus Investorensicht – bietet, wurden auf der Konferenz jedoch auch deutlich. So wies Katherine Reiche darauf hin, dass der Stromtransport von Nord nach Süd große Trassen benötigt, die Bevölkerung diese jedoch ablehnt – Gasnetze verlaufen dagegen unterirdisch. Dr. Jörg Buisset, Geschäftsführer der Sustainable Hydrogen GmbH, mit der die IDI zur Investierbarkeit von Wasserstoff forscht, brachte das Argument, dass es die deutsche Außenhandelsbilanz Wasserstoff-Importe verkraften kann. „Es gibt keinen zweiten Energieträger, der die Herausforderungen der Energiewende so lösen kann wie Wasserstoff“, so Buisset. Da sollte es am deutschen Grünstrom-Mangel nicht scheitern.

Größter Vorteil aus Investorensicht: der Investitionsbedarf. Dieser ließ sich zum Beispiel den Ausführungen von Dr. Tobias Brosze, Technik-Vorstand der Mainzer Stadtwerke AG, entnehmen. Die Stadtwerke betreiben mit Linde in der Rheinland-Pfälzischen Landeshauptstadt einen Energiepark, in dem Wasserstoff aus überschüssigem Strom aus benachbarten Windkraftanlagen gewonnen wird. „Die Mainzer Unternehmen brauchen grünes Gas und Wasserstoff braucht Fördergelder“, betonte Brosze.

Größere Summen an Altersvorsorgegelder könnten die Mitglieder der IDI für die deutsche Infrastruktur bereitstellen. Zur Deckung dieses Investitionsbedarfs müsste allerdings zuvor noch die Investierbarkeit geschaffen werden. In Deutschland ist es aber vermutlich technologisch einfacher, Grünstrom in Wasserstoff zu wandeln, als politisch-regulatorisch, Kilowatt in Euro zu transformieren.

 

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