14. Juni 2017

Haltedauer: Trend geht in Richtung sieben Jahre

Private-Equity-Fonds halten ihre Beteiligungsunternehmen immer länger. Dies ist nicht zuletzt eine Folge der Finanzkrise. Für die Rendite muss dies kein Nachteil sein.

Gut Ding will Weile haben: Finanzinvestoren halten deutsche Unternehmen heutzutage deutlich länger als noch vor zehn Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt der „Private Equity Exit-Report“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC. Demnach blieben hiesige Firmen zwischen 2004 und 2009 durchschnittlich nur 3,7 Jahre im Besitz von Private-Equity-Gesellschaften – während die mittlere Haltedauer seitdem bei 5,3 Jahren liegt. „Setzt sich der Trend fort, werden sich Finanzinverstoren bis 2019 im Schnitt erst nach knapp sieben Jahren von ihren Portfoliounternehmen trennen“, sagt Steve Roberts, Leiter Private Equity bei PwC in Deutschland.
Verlängern sich die Haltedauern der Portfoliounternehmen verlängert sich auch unweigerlich die Fondslaufzeit für die Investoren von Beteiligungsfonds. Die Fondslaufzeiten sind zu einem Großteil mittlerweile zweistellig. „Uns wurden Laufzeiten von acht bis zehn Jahren und Renditen von 15 bis 20 Prozent versprochen. Beides stimmt nicht. Wir sind trotzdem zufrieden, weil acht Prozent per annum im Vergleich zu anderen Asset-Klassen relativ gut ist“, sagte Bernd Knobloch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Hertie-Stiftung, auf einer Investmentkonferenz von Faros Consulting Ende des vergangenen Jahres. 
Operative Verbesserungen brauchen Zeit
Die längeren Haltefristen spiegeln aus Sicht von PWC einen grundsätzlichen Strategiewechsel in der Branche wieder. „In den Nullerjahren setzten viele Beteiligungsgesellschaften auf Finanzoptimierung. Dazu gehörte die Methode, die Übernahmen mit einem hohen Anteil an Fremdkapital zu finanzieren, um über den sogenannten Leverage-Effekt die Renditen zu steigern“, sagt Roberts. „Heutzutage versuchen die meisten Private Equity-Manager dagegen, die akquirierten Unternehmen operativ nach vorne zu bringen – was naturgemäß länger dauert.“ Das bedeute allerdings nicht, dass die langen Halteperioden immer freiwilliger Natur seien, so Roberts: „In den letzten Jahren sind die Bewertungen und Kaufpreise von Unternehmen kontinuierlich gestiegen. Dadurch verlängert sich auch der Zeitraum, den insbesondere Finanzinvestoren benötigen, um ihre Unternehmen mit der angestrebten Rendite zu veräußern. 
Zumindest bei vier der zehn größten Exits seit 2014 hat sich gemäß PWC Geduld bezahlt gemacht. Bei diesen Deals betrug nämlich die Haltedauer mindestens sieben Jahre. Den höchsten Erlös mit 3,9 Milliarden Euro erzielte der US-Finanzinvestor Terra Firma im August 2015 beim Verkauf der Raststätten-Kette „Tank & Rast“. Hier lag die Haltedauer bei 10,6 Jahren. Den vierten Rang belegte mit einem Volumen von 2,2 Milliarden Euro der Weiterverkauf des Baustoffunternehmens Xella im vergangenen Dezember. Die Duisburger Firma hatte sich zuvor 8,3 Jahre im Besitz eines von Goldman Sachs angeführten Konsortiums befunden. 
Bei anderen Deals bergen die länger als erwarteten Fondslaufzeiten verbunden mit der Illiquidität von Private Equity das Risiko für die Limited Partner, sich für zwölf Jahre oder länger an ein 2+20-Fee-Modell zu ketten. Womöglich ist dann zu konstatieren, dass nach Kosten Aktien die bessere Alternative gewesen wären“, warnte auf der Faros-Veranstaltung Dr. Wolfram Gerdes, KZVK-VKPB-Vorstand. Andererseits könnten GPs – womöglich auch wegen der längeren Fondslaufzeiten – auf die Idee kommen zu versuchen, die Hurdle Rates nachzuverhandeln. Im aktuellen Global Private Equity Barometer von Coller Capital gaben allerdings 61 Prozent der weltweit befragten Investoren zu Protokoll, hierzu keinen Gesprächsbedarf zu haben. 31 Prozent könnten sich aber bei der Hurdle Rate ihr Entgegenkommen vorstellen, wenn dafür auch zu Gunsten der Investoren andere Vereinbarungen nachjustiert werden. In den meisten Fällen waren die Gebühren jedoch gut investiert: 80 Prozent der Limited Partner erzielten laut dem Barometer netto im Schnitt elf Prozent oder mehr. Fast ein Fünftel der LPs generierten sogar 16 Prozent und mehr mit ihren Beteiligungsfonds.
portfolio institutionell newsflash 14.06.2017/Patrick Eisele
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