Traditionelle Anlagen
15. Juni 2020

Hohe Volatilität größtes Portfoliorisiko

Globale Finanzexperten im März und April auf Jahressicht optimistisch. Wiederwahl von Trump wäre günstig für Aktien.

In einer globalen Umfrage unter der stattlichen Anzahl von 2.700 Finanzexperten aus 16 Ländern, die von Natixis Investment Managers durchgeführt wurde, zeigt sich verhaltender Optimismus. Demnach erwarten sie, dass Aktienmärkte bis zum Jahresende einen Großteil der Verluste wieder aufgeholt haben. Im Schnitt erwarten die Experten, dass der MSCI World ebenso wie der S&P 500 rund sieben Prozent unter den Kursständen zu Anfang des Jahres liegen werden. Begründen lässt sich diese Einschätzung damit, dass 51 Prozent der Befragten die Kursverluste durch Panikverkäufe mehr noch als durch die fundamentale Lage getrieben sehen. 47 Prozent hielten die Aktien zu Jahresbeginn jedoch für überbewertet. Die Befragung wurde allerdings im März und April durchgeführt – angesichts der Rallye im Mai dürfte für den weiteren Jahresverlauf somit das Kurspotenzial vorerst erschöpft sein. Der S&P 500 lag selbst nach den Kursverlusten der vergangenen Woche nur knapp sechs Prozent unter dem Stand zu Jahresbeginn.

Deutlich pessimistischer sind deutsche Finanzexperten. Diese erwarten für 2020 ein Minus von 12,8 Prozent für den MSCI World, ein Minus von 14,1 Prozent für den S&P 500 und ein Minus von 16,6 Prozent für den DAX. 50 Prozent der deutschen Befragten sehen mit Blick auf die USA ein Ende des Bullenmarktes. Eine Wiederwahl von Donald Trump wird von weltweit 62 Prozent – in Deutschland sogar von 71 Prozent – als begünstigender Faktor für die Aktienmärkte gesehen. Angesichts der Zündeleien mit einem Handelsstreit mit China mag dies überraschen. Auch die Unternehmenssteuerreform, welche er ohne Rücksicht auf Staatsfinanzen und Zunahme der sozialen Ungleichheit durchführte, dürfte als Strohfeuer so nicht wiederholbar sein. Eine von den Demokraten geplante Reform des amerikanischen Gesundheitssystems dürfte vielen Anlegern jedoch auch nicht schmecken.

Größte Portfoliorisiken

Als größte Portfoliorisiken geben die Befragten die hohe Volatilität (69 Prozent) noch vor Rezessionsängsten (67 Prozent) an, geopolitische Spannungen gelten knapp der Hälfte als Hauptrisiko. Interessant ist, dass deutsche Finanzexperten Risiken durch Volatilität weniger stark gewichten (51 Prozent der Befragten gaben dies an), dafür geopolitische Risiken mit 66 Prozent stärker befürchten. Nachrangig ist die Befürchtung niedriger Renditen (19 Prozent) sowie Liquidität (17 Prozent).

„Angesichts milliardenschwerer staatlicher Konjunkturprogramme und unterstützender Maßnahmen der Notenbanken scheint es, als hätten sich die Finanzmärkte überraschend schnell erholt“, kommentiert Sebastian Römer, Head Central and Eastern Europe bei Natixis Investment Managers. Er rät zur Vorsicht. „Die Volatilität am Markt wird hoch bleiben und eine zweite Infektionswelle kann Real- und Finanzwirtschaft jederzeit wieder zurückwerfen. Diese Skepsis spiegelt sich auch in den eher verhaltenden Performanceprognosen der befragten Finanzprofis wider.“

Laut 81 Prozent der internationalen Finanzexperten wiegte der lange Bullenmarkt Anleger in Sicherheit, speziell private Anleger hätten sich bei ihrer eigenen Risikoeinschätzung schwer getan. „Der Marktabschwung und die gegenwärtige Erholung dienen als Lektion in Sachen Verhaltensökonomik, vor allem, wenn man durch harte, reale Verluste vorgegeben Ziele verfehlt hat“, sagte Dave Goodsell, Executive Director des Center for Investor Insight von Natixis. „Investoren haben gelernt, dass sich Risiken jederzeit schlagartig realisieren können. Vor diesem Hintergrund sind Finanzprofis, gefordert, mit ihren Kunden über Risiko- und Renditeerwartungen zu sprechen, ihnen zu helfen, widerstandsfähige Portfolios aufzubauen und Emotionen bei Marktschwankungen im Zaum zu halten.“ Insbesondere bezüglich passiver Anlagen bescheinigen die Experten, dass Anleger die damit verbundenen Risiken oftmals unterschätzten oder schlichtweg nicht verstünden.

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