20. August 2012

Immer mehr Institutionelle ächten Agrarinvestments

Die Liste der prominenten Investoren und Anbieter, die der Asset-Klasse „Soft Commodities“ den Rücken kehren, wird immer länger. Nur die Allianz zeigt sich unbeirrt.

Nachdem die Deutsche Bank im März angekündigt hatte, sich bei Spekulationen mit Nahrungsmittel-Rohstoffen vorerst zurückzuhalten, will unter anderem die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) generell keine Investments in diesem Bereich mehr anbieten. Wie die größte deutsche Landesbank im Juli ankündigte, wird der Vertrieb von Investmentprodukten mit Bezug zu Agrarrohstoffen eingestellt.
Darüber hinaus haben sich inzwischen sowohl die Dekabank als auch die Commerzbank aus dem Geschäft zurückgezogen. Presseberichten zufolge nahm die Commerzbank alle Agrarprodukte aus ihrem Rohstofffonds „Comstage ETF CB Commodity EW Index TR“ heraus und beabsichtigt auch, keine neuen börsennotierten Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln mehr aufzulegen.
Während die betreffenden Rohstofffonds der LBBW aufgrund rechtlicher Faktoren voraussichtlich erst zum Ende des laufenden Jahres ohne Agrarinvestments angeboten werden können, wurde die Umbildung des Commerzbank-Fonds bereits per Ende Juli vollzogen.
Allianz beharrt auf Agrarinvestments
Die Allianz, die von Nichtregierungsorganisationen für Investitionen von Asset-Management-Kunden in Agrarrohstoff-Indexfonds kritisiert wird, zeigt sich dagegen unbeirrt. Jay Ralph, als Nachfolger von Joachim Faber bei der Allianz für Asset Management zuständig, hält die Vorwürfe für „unberechtigt“. Die Gelder der Versicherungskunden seien nicht in Rohstoffe oder Rohstoff-Indexfonds investiert.
Allerdings sind Kunden der Vermögensverwalter Pimco und AGI zu etwa zwei Prozent in Rohstoff-Indexfonds investiert. Davon lassen sich wiederum ein Drittel Agrarrohstoffen zuordnen. Die Investments, so Ralph, seien zum Nutzen der Farmer. „Diese Investments erzielen Erträge, weil sie Farmern auf den Warenterminmärkten bei der Absicherung gegen schwankende Preise dienen: Der Farmer möchte sicher gehen, dass er einen bestimmten Preis für seine Ernte erzielt. Dafür sucht er einen Risikopartner, davon profitieren der Farmer und der Anleger.“ Wie Ralph weiter ausführt, seien diese Investments langfristiger Natur, und kaufen oder entziehen dem Markt keine realen Rohstoffe, und nehmen am Handel im Liefermonat der Rohstoffe nicht teil. „Hinzu kommt, dass unsere Kunden bisher eher antizyklisch investierten, also mit ihren Investitionen dem Markt Liquidität in Phasen boten, wenn Preise fielen. Dieses Investitionsverhalten hilft, den Markt zu stabilisieren. Ein Rückzug dieser Investoren hätte daher negative Folgen für die Farmer und für die Preise.“
Auf die Frage, was die Allianz tun kann, um die Folgen steigender Nahrungsmittelpreise zu minimieren, antwortete Ralph: „Ein Rückzug als Investor wäre fatal. Die steigende Preise zeigen, dass die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage weiter wächst. Um dem zu begegnen, brauchen wir nicht weniger, sondern mehr Investitionen in die Leistungsfähigkeit der Agrarwirtschaft, der Nahrungsmittelproduktion und ihren Vertrieb.
Ein Rückzug der langfristigen Investoren in den Rohstoff- und Indexfonds wäre ebenso schädlich, ist Ralph überzeugt. „Die Farmer in den USA sind gegen die Folgen und Risiken einer Dürre durch Ernteversicherungen und die Liquidität an den Warenterminbörsen gut abgesichert. Die meisten Farmer in den Entwicklungs- und Schwellenländern haben diese Möglichkeit bisher nicht. Wir diskutieren, ob Mikro-Versicherungen und ein Mikro-Warenterminmarkt Farmer und Kunden in den Entwicklungsländern helfen könnte. Wenn das der Fall ist, werden wir überlegen, wie wir dazu beitragen können.“ Ralph fügt hinzu, dass die Allianz bereits in elf Ländern Asiens, Afrikas und Südamerikas der größte Mikroversicherungsanbieter sei, und erwähnt Programme für verantwortungsbewusste Verkaufspraktiken, Wetterderivatetests, satellitengestützte Erntebeobachtungen und begleitende Versicherungslösungen für asiatische Länder. Außerdem sei die Allianz führender Investor in erneuerbare Energien.
Zu den Maßnahmen der Allianz zählt auch die Gründung eines ESG Boards. Dieses soll den Dialog mit Nichtregierungsorganisationen und anderen Experten führen, um wichtige soziale und ökologische Themen rechtzeitig zu erkennen und einschätzen zu können. 
portfolio institutionell newsflash 20.08.2012/pe/tbü
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