Statement
2. Juli 2019

Indexstrategien: damals und heute

Anleihen aus Schwellenländer werden gern genutzt, um ­Rendite zu generieren. Doch nicht jeder Investor ist mit den Ergebnissen zufrieden. Der Grund: Viele aktive Manager liefern nicht.

Erweiterte Aktienstrategien schlagen aktive Ansätze

Interview mit Akbar Ali, EMEA Investment Strategist im Active Quantitative Equity Team, State Street Global Advisors

In der Vergangenheit wurden Schwellenländer als Wachstumschancen „angepriesen“. Welche Gründe sprechen heute für eine Investition?
Aktien in Schwellenländern sind im Vergleich zu entwickelten Märkten, vor allem den USA, günstig bewertet. Aufgrund von geopolitischen Bedenken haben sich die Mittelzuflüsse aus dem Ausland in Schwellenländer leicht verringert. Dabei hat sich die Unsicherheit in einem Umfeld, in dem die Märkte bereits lokale politische Spannungen, Wahlen und die Furcht vor einer wirtschaftlichen Abschwächung zu ver­dauen haben, weiter verstärkt. Schließlich ist das Marktumfeld – selbst mit einer geringen Wahrscheinlichkeit eines militärischen Konflikts im Nahen Osten und einer Eskalation der Handelsrhetorik zwischen China und den USA – ideal für eine Einzeltitelauswahl, denn zwischen den Marktpreisen und den zugrunde liegenden Fundamentaldaten der Unternehmen besteht eine große Lücke. In der IT-Branche beispielsweise erkennen wir bisher nie da gewesene Möglichkeiten in den Software-, IT-Dienstleistungs- und Halb­leitermärkten. Eine vorsichtige Haltung nehmen wir gegenüber mehreren ­asiatischen Banken ein. Ein neues Chancen-Risiken-Profil ergibt sich aus der Streuung zwischen Preisen und Fundamentaldaten. In einem solchen Marktumfeld empfehlen wir einen vorsichtigen, breitgestreuten und disziplinierten Ansatz in kleinen Positionen zu wählen, um somit die eigene Anlagestrategie zu erweitern.
Daten zeigen, dass erweiterte Aktien­strategien (Tracking Error unter zwei ­Prozent) bessere Ergebnisse erzielen als ­aktive und hochaktive Strategien. Die Überschussrendite liegt bei einer erweiterten ­Aktienstrategie bei 0,4 Prozent, bei den beiden aktiven Strategien dagegen nur bei 0,27 beziehungsweise 0,04 Prozent. Darüber hinaus haben ­indexbasierte ­Strategien in Schwellenländern schwächer abgeschnitten, da die Transaktionskosten hoch ­(insbesondere aufgrund von Belastungs­faktoren wie Steuern und Gebühren) und die angebotenen erwarteten Renditen somit nicht höher sind. Damit bietet eine ­erweiterte Schwellenländer-Aktienstrategie eine gute Alternative. Ihre Vorteile: eine konsistente, verlässliche Outperformance und Portfoliocharakteristika, die der Benchmark ähneln.

Was sind für die Bewertung eines
Unternehmens der Schwellenländer die wichtigsten Faktoren?
Bei der Betrachtung der Aussichten eines ­bestimmten Unternehmens aus dem Raum der Schwellenländer sind die wichtigsten Größen: Bewertung, Qualität und ­Stimmung am Markt. Mit Qualität meine ich dabei eine objektive, quantitative Betrachtung, die Aufschluss darüber geben kann, wie gut das Unternehmen geführt wird. In der Vergangenheit wurden hierzu ­Jahresabschlüsse herangezogen, doch heute gibt es neue ­Datenbestände zu immateriellen Aspekten wie der Medikamenten-Pipeline oder dem Studienfortschritt bei Pharmaunternehmen sowie wichtige ESG-Kennzahlen.
Wir messen die Stimmung im Markt, sodass Anleger Trends im Markt erkennen und sich zunutze machen können. Da manche Trends auf Verhaltensmuster zurückzuführen sind, können wir die Stimmung am Markt zur ­Bestimmung eines günstigen Zeitpunkts zum Kauf oder Verkauf nutzen. Die Datenquellen, auf die wir zurückgreifen, sind Gewinnprognosen, Kursänderungen, Positionierungen von Hedgefonds und große ­Datensätze wie Lieferketten.
Allerdings ist nicht jede Kennzahl für ­jeden Sektor oder jedes Land gleich aussage­kräftig. So ist bei der Bewertung von ­Banken der Buchwert durchaus hilfreich. Dagegen lohnt sich bei der Suche nach attraktiv bepreisten Aktien der Informationstechnologie eher ein Blick auf den Unternehmenswert.

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