Immobilien
20. Juni 2023

Ineffizienteste Gebäude zuerst sanieren

Trilog-Verhandlungen für Überarbeitung der EU-Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD) starten. ZIA pocht auf wirtschaftliche Machbarkeit der Maßnahmen und realistischen Zeitrahmen.

Während in Deutschland das Gebäudeenergiegesetz („Heizungsgesetz“) heiß diskutiert wird und es nun noch vor der Sommerpause im Bundestag verabschiedet werden soll, startet nun auf EU-Ebene das Trilog-Verfahren zwischen dem EU-Parlament, dem Rat und der EU-Kommission über die Überarbeitung der EU-Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden (Energy Performance of Buildings Directive). Der Zentrale Immobilienausschuss (ZIA) hat aus diesem Anlass ein Positionspapier veröffentlicht und mahnt darin „eine möglichst präzise Vorbereitung der europäischen Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD)“ an.

Klare Ziele und Realismus beim Zeitrahmen

„Wir brauchen eine EPBD mit gezielten Impulsen für die klimafreundliche Renovierung des Gebäudebestands“, betont Dr. Joachim Lohse, Geschäftsführer des ZIA. Es sei dabei „sehr wichtig, alle auf diesem Weg mitzunehmen, die von den weitreichenden Entscheidungen betroffen sind.“

Der ZIA verweist auf Mieterinnen und Mieter, Vermieter und Vermieterinnen sowie auf Investoren und Investorinnen, die Kapital, Fachkräfte und bezahlbare Baumaterialien benötigten, um durch Renovierung und Neubau energieeffizientere Häuser tatsächlich zu realisieren. Die Umsetzung der EU-Richtlinie dürfe weder zur finanziellen Überforderung von Investoren und Vermietern noch zu sozialen Verwerfungen führen. „Wir brauchen klare Ziele, aber auch realistische Zeitrahmen und machbare Regelungen“, betont Lohse. „Wir müssen stärker europäisch denken und die Grundlagen da harmonisieren, wo es sinnvoll ist, aber den Mitgliedstaaten zugleich ausreichend Raum zur Gestaltung lassen.“

Minimum Energy Performance Standards, MEPS

Ein Kernvorhaben in der geplanten Richtlinie ist es, die MEPS, die sogenannten Minimum Energy Performance Standards, einzuführen. Es handelt sich dabei um Mindestvorgaben für die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Der ZIA unterstützt hierbei einen „Worst-first“-Ansatz, bei dem die ineffizientesten Gebäude zuerst saniert werden, warnt aber wegen des Fachkräftemangels, gestiegener Baukosten und immer höheren Zinsen vor Umsetzungsproblemen im Alltag. Auch müssten Fragen von Denkmalschutz und Erhalt des Stadtbildes berücksichtigt werden. Der ZIA urteilt in seinem Positionspapier, die aktuellen Vorschläge zu den MEPS seien „sehr ambitioniert“.

Harmonisierung von Energieausweisen

Außerdem sollen innerhalb der EU die geltenden Regelungen für Energieausweise harmonisiert werden (der EU-Terminus hierfür: Energy Performance Certificates, EPC). Zum Hintergrund: In einigen europäischen Ländern werden bisher auch Nicht-Wohngebäude in unterschiedliche Energieeffizienzklassen eingeteilt, in Deutschland gibt es das bisher nur für Wohngebäude.

Bezüglich der Energieausweise unterstützt der Verband die Neuregelung der Ausweise und die angestrebte Harmonisierung, um mehr Vergleichbarkeit zwischen den Mitgliedsstaaten zu erreichen. Die Erwartung: Bereits ausgestellte Energieausweise sollten ihre Gültigkeit bis zur Neuausstellung behalten, um Ressourcen zu schonen.

Neuer Neubaustandard

Zudem unterstützt der Verband der Immobilienwirtschaft die Vorgabe, den Energiebedarf des Nullemissionsgebäudes (Zero Emission Buidings, ZEB) als künftigen Neubaustandard und das Erreichen der neuen Energieeffizienzklasse A durch erneuerbare Energien zu decken. Dies unter einem Vorbehalt: Bis die Gas-, Strom- und Fernwärmenetze vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt wurden, müsse in einer Übergangsphase auch der anteilige Gebrauch fossiler Energieträger in hocheffizienten Gebäuden noch möglich bleiben, betont der Verband.

Rahmenbedingungen für PV-Ausbau

Bezüglich dem Einsatz und Ausbau von PV auf und an Gebäuden spricht sich der Verband dafür aus, die „steuerlichen und finanziellen Rahmenbedingungen“ dafür „zu stärken“. Zudem müsse „die Eigenerzeugung von Solarstrom als Beitrag der Immobilienwirtschaft zur Transformation anerkannt werden.“

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