Alternative Anlagen
12. Mai 2021

Infrastruktur: Aus der Illiquiditäts- wird die „Skillsprämie“

Dr. Brodehser auf der AIC: Strukturelle Veränderungen nötig. Nordrheinische Ärzteversorgung mit starkem Fokus auf Renewables.

Durch die Niedrigzinsphase sind Alternatives alternativlos geworden,­ aber sie benötigen auch erhebliche strukturelle Veränderungen im Betriebsablauf, wenn man hier erfolgreich sein will. „Das Asset Management in fünf Jahren wird gar nichts mehr zu tun haben mit dem, was wir heute machen“, prophezeite denn auch „Mister Infrastruktur“ Dr. Peter Brodehser, Head of ­Infrastructure Investments bei Talanx und Ampega Asset Management, auf der virtuellen Alternative Investment Conference (AIC) des Bundesverbands Alternative Investments (BAI) Ende April. ­Alternative Anlagen sind komplex und hätte man die Wahl gehabt, wäre man ohne die andauernde Niedrigzinsphase niemals in ­illiquide Anlagen gegangen. Nun bewege man sich in einer VUCA-Welt aus Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity. Sinkende Renditen bei zugleich steigender Komplexität seien eigentlich ein Albtraum für Investoren. Aber: „Wir werden in den kommenden Jahren noch einen deutlichen Shift sehen von liquiden zu illiquiden Anlagen“, so Brodehser. Illiquiditätsprämien könnten an ­einem umkämpften Markt auf lange Sicht verschwinden und ­gegen eine Komplexitätsprämie, eine „Skillsprämie“ eingetauscht werden für die, die sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzten, so Brodehsers Appell.

Investoren werden ihm zufolge um tiefgreifende strukturelle Veränderungen nicht umhinkommen: Strukturelle Veränderungen seien beispielsweise nötig in den Bereichen SAA, Aufbauorga, ­Ablauforga, in der Marktsondierung, bei der Origination, der Due Diligence, aber auch beim Recruiting, und in den Bereichen Legal, Tax und Accounting. Der Zinspuffer, den es früher gab, wo die ­Aktivseite noch sieben Prozent erwirtschaftet habe, während auf der Passivseite vier Prozent gezahlt werden mussten, sind vorbei und damit falle ein entscheidender Puffer weg. „Früher sind strategische Fehlentscheidungen wegen dieses Puffers nicht aufgefallen, das ist heute anders“, so Brodehser. Gleichzeitig warnte er vor ­zuviel Klein-Klein. „Der Erfolg der Asset-Klasse Infrastruktur hängt nicht daran, ob die Debt Service Coverage Ratio (DSCR) zwei Basispunkte mehr oder weniger hat.“ Das Senior Management sei hier gefragt, strategische Entscheidungen zu treffen: „Will ich eher die Porsche-Strategie oder die Aldi-Strategie fahren?“

Renewables als Inkarnation von Nachhaltigkeit

Für die Nordrheinische Ärzteversorgung hingegen sind neben ­Infrastruktur auch Immobilien ein wichtiger Teil der SAA im illiquiden Bereich: „Infrastruktur und Immobilien sind hier prädestiniert, den kalkulierbaren Kupon zu ersetzen, weil Immobilien über die Miete, Infrastruktur über ­Nutzungsentgelte einen regelmäßigen Einkommensstrom ­sicherstellen und diese können wir eben als sichere Häfen neu definieren“, sagte Bernd Franken, Managing Director Asset Management bei der Nordrheinischen ­Ärzteversorgung, in seinem Vortrag auf der AIC. Dividenden seien im Gegensatz dazu nicht als sicher zu bewerten. „Wir gehen bis zu 100 Jahre in die ­Zukunft Verpflichtungen ein, da können wir Illiquidität ­bewusst vereinnahmen.“ Nachhaltigkeit bezieht das Versorgungswerk laut Franken in alle Investmententscheidungen als zusätzliche Dimension mit ein. Man habe einen sehr starken Fokus auf Erneuerbare Energien in Europa gelegt und in Onshore-Wind in Skandinavien investiert: „Wir halten Onshore-Wind in Mitteleuropa für zu teuer“, so Franken. Windenergie sei klarer Kostenführer bei den Renewables (auch ohne Subventionen tragfähig). Renewables seien hingegen außerdem „die Inkarnation von Nachhaltigkeit“. Andererseits stellte Franken die Frage nach dem Umgang mit sich verändernden Werten innerhalb der langen Laufzeiten von teilweise 20, 25 oder 30 Jahren. So stünden Autobahnen, Flughäfen oder Gaspipeline-Anlagen zunehmend in der ökologischen Kritik. „Die Desinvestment-Kampagnen laufen bei allem, was mit Co₂ zu tun hat.“ Bei den Autobahnen jedenfalls waren die Ärzte vorsichtig. Eine Finanzierung der Leverkusener Autobahnbrücke vor einigen Jahren kam für sie nicht in Frage.

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