Alternative Anlagen
10. Februar 2020

Infrastruktur und Politik

BMWi forciert Energiewende. Erfolgreiche ÖPP-Beispiele im Straßenbau.

Wer in Infrastruktur investieren will, muss in Vorleistung gehen. „Für eine Transaktion wie Amprion mussten wir bei den Gremien viel Überzeugungsarbeit leisten“, blickt Lutz Horstick von der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe (ÄVWL) auf den Einstieg eines Investorenkonsortiums in das deutsche Starkstromnetz vor fast zehn Jahren zurück. „Aber das lohnt sich, weil Infrastruktur ein großer Markt ist und es von Verteil ist, wenn schnell entschieden werden kann. Die großen Infrastrukturfonds warten auf uns nicht!“

Die ÄVWL, die gemeinsam mit anderen Versorgungswerken innerhalb des Konsortiums der größte Einzelinvestor ist, kann im Rückblick mit dem Investment Case zufrieden sein. „Es handelte sich um ein sehr attraktives Chancen-Risikoprofil in einem damals stabilen energiepolitischen Umfeld“, so Horstick, der von einer „Erfolgsstory“ spricht. Mit Blick in die Zukunft müssen jedoch auch Herausforderungen angenommen werden. Zu diesen zählen der Zinsverfall, weil der risikolose Basiszins Einfluss auf die zugestandene Eigenkapital-Vergütung hat. Zudem werden die Diskussionen über die Netzentgeltvergütung verstärkt parteipolitisch geprägt.

Diese Aussagen tätigte der Leiter Kapitalanlage Wertpapiere und Darlehen der ÄVWL auf der 2. Deutschen Infrastruktur-Konferenz der Initiative Deutsche Infrastruktur, IDI, zu deren Vorstand Horstick zählt. Eine Erfolgsstory der IDI wiederum ist die Umsetzung eines Club Deals für Investitionen in Glasfaser. „In die ersten Themen wurde bereits investiert und es gibt eine interessante Pipeline“, berichtete Michael Rieder, IDI-Vorstand und Geschäftsführer von Palladio Partners. „Deutschland ist kein Selbstläufer. Aber deutsche Altersvorsorgeeinrichtungen sind für deutsche Kommunen und Stadtwerke ein attraktiver Partner.“ Vertreten waren auf der Konferenz neben vielen Versicherungen auch viele kommunale Vertreter wie Stadtwerke sowie politische Prominenz.

Ulf Loleit, Leiter Corporate Finance ZF Group und Moderator der Veranstaltung, sagte: „Als deutsche Altersvorsorgeeinrichtungen suchen wir nach stabilen Renditen, um unseren langfristigen Pensionsverpflichtungen nachzukommen. Gerne würden wir mehr in deutsche Infrastrukturprojekte investieren. Das Potential als Branche liegt sicher im Milliarden Euro Bereich und kann einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft leisten.“

Zudem hat die IDI ihren Vorstand erweitert. Als neues Vorstandsmitglied wurde Dr. Birka Benecke, Senior Vice President Corporate Treasury der BASF Group, auf der jüngsten Mitgliederversammlung der IDI am 29. Januar in Berlin, gewählt. Der Vorstand besteht nun aus sechs Mitgliedern. Neben Benecke sind Axel-Rainer Hoffmann, Vorstand für Kapitalanlagen der Volkswohl Bund Versicherungen, Lutz Horstick, Leiter Kapitalanlagen Wertpapiere und Darlehen der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe, Ulf Loleit, Leiter Corporate Finance der ZF Group, Alexander Mayer, Sprecher der Geschäftsführung bei W&W Asset Management sowie Michael Rieder, Managing Partner bei Palladio Partners, im Vorstand vertreten.

Netzentwicklungsplan braucht Akzeptanz

Über Netze berichtete auf der 2. Deutschen Infrastruktur-Konferenz auch Stephanie von Ahlefeldt aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, BMWi. „Für die Energiewende braucht es ein gigantisches Infrastrukturprogramm. Es muss investiert werden und jetzt geht es darum, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen.“ Bezüglich des Rahmens ging die Leiterin der Abteilung für Energiepolitik auf den Netzentwicklungsplan und das EEG ein. Der Stromtransport von Nord nach Süd müsse gelingen, die Engpässe beseitigt werden. Wichtig für den Netzentwicklungsplan sei aber auch, dass dieser gesellschaftlich und politisch akzeptiert werde. Dieser Plan habe auch trotz des Kohleausstiegs Bestand. „Die Messe für die Kohle ist gelesen“, so von Ahlefeldt. Das EEG wiederum werde auch weiter einen stabilen Investitionsrahmen liefern. „Es braucht aber mehr Marktlogik.“ Bezüglich Stromüberschüssen verweis von Ahlefeldt auf Power-to-Gas-Technologien. Interessant sei auch der Import von Wasserstoff.

Erfolgreiche ÖPP-Beispiele

Ein starker Fürsprecher für ÖPPs in der Verkehrsinfrastruktur ist Dr. Peter Ramsauer, politischer Beirat IDI e.V., und ehemaliger Bundesminister für Verkehr. Mit den heutigen Verfügbarkeitsmodellen habe man für den Ausbau und auch den Neubau von Autobahnabschnitten gute Erfahrungen gemacht. Als Beispiele nennt Peter Ramsauer die A8 und die A94 in Bayern. „Beides sind sehr erfolgreiche-ÖPP-Beispiele. Das A94-Teilstück war erstmalig ein kompletter Neubau und nicht nur eine Erweiterung“, so Ramsauer. Dieser Kraftakt war vor allem politischer Natur und mit der Überwindung enormer Widerstände verbunden. Aber: Wer – siehe oben – in Infrastruktur investieren will, muss eben in Vorleistung gehen.

Version vom 12. Februar 2020.

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