Traditionelle Anlagen
17. Dezember 2025

Investoren gegen Tiefseebergbau

Kirchliche Investoren und NKI sehen große ESG-Risiken. Anleger plädieren für Moratorium und mehr Kreislaufwirtschaft.

Die Weltwirtschaft braucht Rohstoffe und sucht nach neuen Vorkommen. Benötigt werden diese – insbesondere beispielsweise auch Lithium – auch für die Energiewende. Viel Potenzial wird in den Tiefen der Meere verortet. Allerdings weist der Tiefseebergbau große ESG-Risiken auf. Mit diesen hat sich in einer aktuellen Studie das NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlagen beschäftigt. Als „Tauchpartner“ konnte das NKI den Arbeitskreis Kirchlicher Investoren (AKI) gewinnen. Zu der Kooperation konnte der AKI seine Analysen zu den Risiken des Tiefseebergbaus einbringen.

In der Konsequenz dieser Analyse setzt sich der AKI intensiv für einen Stopp des Tiefseebergbaus ein. Kritisch sieht diesen auch Metzler Asset Management. Wie der AKI informiert, zählt der Vermögensverwalter zu den Unterstützern der von WWF und anderen NGOs getragenen Initiative für ein Moratorium.

Der Fokus der Diskussionen über die Risiken des Tiefseebergbaus liegt auf den Risiken für die nur wenig erforschte Biodiversität und die Ökosysteme der Tiefsee. Nach aktuellen Schätzungen, so NKI, sind 95 Prozent des gesamten Meeresbodens und 99,999 Prozent des Tiefseebodens noch unerforscht.

Irreversible Schäden

Die Ökosysteme der Tiefsee sind bisher vom Menschen weitgehend ungestört. Forschende seien sich aber einig, dass die Unterwasser-Ökosysteme aufgrund der dort sehr langsam stattfindenden Prozesse eine geringe Widerstandsfähigkeit gegenüber Veränderungen aufweisen. Die in den großen Tiefen herrschende Dunkelheit, Kälte und Nahrungsarmut führen dazu, dass die Arten der Tiefsee erst spät ihr Fortpflanzungsalter erreichen und die Fruchtbarkeitsraten niedrig sind. Angesichts der langsamen Erholungsraten der Ökosysteme der Tiefsee sei es unwahrscheinlich, dass sich zerstörte Lebensräume innerhalb menschlicher Zeiträume erholen. Umweltschäden könnten also irreversibel sein.

Auch am Finanzmarkt werden die Risiken des Tiefseebergbaus als so hoch eingeschätzt, dass sich einige Initiativen den Forderungen nach einem Moratorium anschließen. Wie NKI berichtet, kommt die Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP FI) zu dem Schluss, dass „es keine vorhersehbare Möglichkeit gibt, die Finanzierung von Tiefseebergbauaktivitäten als mit den Sustainable Blue Economy Finance Principles vereinbar anzusehen“. Sie verweist dabei auf erhebliche regulatorische, operative und Reputationsrisiken. Der WWF empfiehlt Finanzinstitutionen in seiner Publikation „Deep seabed mining: WWF’s guide for financial institution”, sich in Übereinstimmung mit der Position der UNEP FI unter anderem dazu auf, nicht in reine Tiefseebergbauunternehmen oder in Unternehmen zu investieren, die einen erheblichen Anteil ihrer Einnahmen oder Aktivitäten im Tiefseebergbau haben.

Auch im Rahmen des „Global Financial Institutions Statement to Governments on Deep Seabed Mining“ würden rund 40 institutionelle Investoren und Vermögensverwalter mit einem Gesamtvermögen von über 3,8 Billionen Euro Regierungen dazu aufrufen, die Meere zu schützen und den Tiefseebergbau nicht fortzusetzen, bis die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Risiken umfassend geklärt sind und Alternativen zu Tiefseemineralien vollständig untersucht wurden.

Kreislaufwirtschaft und Rohstoffwende statt Tiefseebergbau

Der AKI plädiert für mehr Kreislaufwirtschaft und eine Rohstoffwende. Der Arbeitskreis fordert, dass sich der Umgang mit Rohstoffen insgesamt ändern muss, da die planetaren Vorkommen mit oder ohne Tiefseebergbau endlich sind. Das bedeute, sich so bald wie möglich vom bisher praktizierten Weg abzuwenden, die Rohstoffnachfrage durch Ausbeutung zu befriedigen und die entstehenden Kosten zu externalisieren. Stattdessen sollten alle Anstrengungen in die Senkung des Primärrohstoffverbrauchs und in die Kreislaufwirtschaft fließen. Auch der technologische Fortschritt müsse berücksichtigt werden: Was heute an Rohstoffen für die Energiewende unbedingt nötig erscheint, kann morgen schon ersetzt werden. Entsprechende Forschungsanstrengungen würden jedoch zu wenig unternommen und finanziert, wenn die alten Technologien weitergenutzt werden können.

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