Investoren
8. November 2023

Investoren schrauben Renditeforderungen nach oben

Im deutschsprachigen Raum steigen die Renditeerwartungen über alle Branchen hinweg. Warum das so ist, zeigt die neue Kapitalkostenstudie von KPMG.

Angesichts geopolitischer Krisen, anhaltender Rezession, hoher Inflation, steigender Zinsen und deutlicher Nachfragerückgänge rechnen Unternehmen im deutschsprachigen Raum mit steigenden Renditeforderungen der Investoren und steigenden Fremdkapitalkosten. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Ausgabe der Kapitalkostenstudie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.

An der Befragung haben zwischen April und Juli 2023 insgesamt 322 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilgenommen, darunter 65 Prozent der Dax-40- sowie 46 Prozent der M-Dax-Mitglieder. Für die Studie gaben sie Auskunft darüber, wie sich das laut KPMG zunehmend unsichere wirtschaftliche Umfeld auf ihre Geschäftsmodelle, Planungsrechnungen und langfristigen Renditeerwartungen auswirkt.

Kapitalkosten steigen in allen Branchen

Im Vergleich zur Vorjahresstudie stiegen die Renditeerwartungen signifikant über alle Branchen hinweg an, wie die Studienmacher von KPMG hervorheben. In der aktuellen Untersuchung legten die durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten (Weighted Average Cost of Capital, WACC) branchenweit von 6,8 Prozent auf 7,9 Prozent zu.

Die Sektoren Technologie (9,2 Prozent) und Automobil (8,3 Prozent) sowie die Fertigungsindustrie (8,1 Prozent) nahmen die Spitzenpositionen mit den höchsten Werten ein. Damit seien vor allem die Branchen von einem hohen WACC betroffen, „in denen sich politische Vorgaben und technologiebedingte Veränderungen der Geschäftsmodelle besonders auswirken“, erklären die Wirtschaftsprüfer in einer Mitteilung.

Renditeerwartungen steigen vor allem in der Immobilienbranche

Den deutlichsten Anstieg der Renditeerwartungen im Vergleich zur Vorjahresstudie haben sie in der Immobilienbranche (plus 1,7 Prozentpunkte), im Bereich Medien und Telekommunikation (plus 1,3 Prozentpunkte) und in der Konsumgüterbranche (plus 1,3 Prozentpunkte) beobachtet. In keiner Branche seien die durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten zurückgegangen.

Das aktuelle Kapitalmarktumfeld ist nach Einschätzung von KPMG-Partner Dr. Andreas Tschöpel durch ein hohes Maß an Volatilität und Unsicherheit gekennzeichnet. In Zeiten anhaltender Krisen und hoher Inflationsraten versuchten Geldgeber, ihre Risiken und Inflationserwartungen durch höhere Renditeaufschläge abzusichern, so der Experte für Bewertungsfragen. Das spürten auch die Unternehmen in Deutschland. „Investitions- und Finanzierungsentscheidungen sind für sie aktuell zunehmend schwierig“, so Tschöpel.

Inflationsraten der Unternehmen deutlich oberhalb von zwei Prozent

Laut der Kapitalkostenstudie erwartet die Mehrheit der befragten Unternehmen unternehmensspezifische Inflationsraten, die deutlich oberhalb des mittelfristigen, konsumorientierten Inflationsziels der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent liegen. Als Hauptgründe hierfür nannten die Teilnehmer der Umfrage höhere Energiepreise, Rohstoffknappheit und geopolitische Krisen wie den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

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