Alternative Anlagen
3. März 2023

Investoren zieht es in die privaten Kreditmärkte

Transaktionsvolumen bei europäischem High Yield bricht in 2022 ein. Zeit für Private-Debt-Co-Investments scheint günstig.

High-Yield-Investments mit Private Debt-Anlagen zu vergleichen, scheint im Augenblick interessant, wobei die Waage wohl eher deutlich für die illiquiden Märkte ausschlägt. So berichtet Golding Capital Partners im aktuellen Newsletter des Bundesverbands Alternative Investments (BAI) davon, dass das Transaktionsvolumen am Markt für europäische Hochzinsanleihen stark eingebrochen ist, während sich Private-Debt-Anlagen aus Deutschland, Frankreich, UK und anderen Ländern in Europa im Vergleich stabil auf hohem Niveau entwickelt haben.

Von 122 auf 20 Milliarden Euro

Demnach machten die liquiden Märkte für Hochzinsanleihen, zumindest in Europa, zunehmend dicht: „Das Transaktionsvolumen bei europäischen Hochzinsanleihen ist in den elf Monaten bis November 2022 um mehr als 80 Prozent auf nur noch 20 Milliarden Euro eingebrochen“, berichtet Florian Hofer, Director Investments bei Golding Capital Partners.  Zum Vergleich: Im Jahr 2021 hatte das Transaktionsvolumen noch bei 122 Milliarden Euro gelegen, so Golding unter Berufung auf Zahlen von LCD. Demgegenüber verzeichneten die privaten Märkte nach wie vor hohe Umsätze: Das Transaktionsvolumen bei Private Debt in Europa lag demnach allein im zweiten Quartal 2022 bei 216 Milliarden und bliebt damit auf relativ stabilem Niveau seit dem Höchststand von 229 Milliarden im zweiten Quartal 2021. Zahlen des Deloitte Alternative Lender Tracker zufolge lagen die Investments hier auch in den Folgequartalen bis Q2 2022 bei über 200 Milliarden Euro. Aktuellere Zahlen finden sich nicht in dem Beitrag.

Kreditgeber mit stärkerer Position

Investoren fänden derzeit „das beste Marktumfeld seit der Finanzkrise“ für Private Debt, findet Florian Hofer von Golding. Er sieht aktuell das Umfeld günstig speziell für Co-Investments. Er berichtet davon, dass sich der Trend des fortschreitenden Rückzugs der Banken aus der Unternehmensfinanzierung durch Ukraine-Krieg, schärfere Regulierung und den Sorgen um Inflationsentwicklung und Konjunktur fortsetzt und beschleunigt hat.

Auch größere Firmen nutzen private Finanzierungen

Wichtige Veränderungen gibt es ihm zufolge auch in der Struktur der Kreditnehmer. Neu sei zum Beispiel, dass nicht nur kleinere mittelständische Firmen, sondern zunehmend auch größere Konzerne private Finanzierungen nachfragten. „Dabei sind inzwischen auch Konzerne mit einem Ebitda von 100 oder 150 Millionen Euro, die sich noch vor einem Jahr problemlos über den liquiden Markt finanziert hätten“, so Hofer. Das ließe auch die Volumina einzelner Private-Debt-Transaktionen steigen. Zudem hätten die Kreditgeber und damit die Investoren aktuell eine günstigere Position, die sich in für sie günstigeren Covenants ausdrückt: „Die stärkere Position von Private-Debt-Gebern hat auch dazu geführt, dass Kreditnehmer wieder strengere Kreditverträge akzeptieren, die das Risiko für den Kreditgeber senken.“

Fonds fahren kleinere Tickets

Gleichzeitig habe die Fundraising-Dynamik bei vielen Fonds im vergangenen Jahr jedoch abgenommen. „Um Kapital für eventuelle Problemfälle im Portfolio zurückzuhalten und den Anteil einzelner Kredite am gesamten Fonds zu beschränken, haben Fonds ihre Ticketgrößen reduziert. Es kommt daher noch häufiger als in der Vergangenheit vor, dass Co-Investoren mit ins Boot genommen werden müssen“, stellt Hofer fest.

Die kleineren Ticketgrößen fahren Fonds Golding zufolge auch deshalb, um Klumpenrisiken im Portfolio der Fonds zu vermeiden. Die Größe der angepeilten Deals bewege sich zwischen 200 und 300 Millionen Euro, und um bei großen Transaktionen weiterhin zum Zuge zu kommen, seien die Fonds zunehmend auf Co-Investoren als Partner angewiesen, die einen Teil des Finanzierungsvolumens übernehmen.

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