Strategien
25. Oktober 2019

Jenseits der Welt von MSCI

Nicht nur weil Real Assets in Europa und Nordamerika zunehmend knapp werden, zieht es inzwischen einige Investoren in Entwicklungs- und Schwellenländer. Durch Kooperationen mit Entwicklungsbanken ist dieser Gang – auch wegen der Übernahme von First-Loss-Tranchen seitens öffentlicher Institutionen – mitunter auch jenseits reiner Impact-Investitionen attraktiv.

An regulierungsgetriebene Investoren wie Versicherer, für die ein ­Investment-Grade-Rating elementar ist, richtete sich Ioannis ­Papassavvas von Daidalos Investment Advisors auf dem SZ-Kapital­anlagetag 2019. Daidalos hat eine Versicherungslösung entwickelt, um Infrastructure Debt in Schwellenländer auf Investment-Grade-­Niveau zu hieven. Als Beispiel stellte er eine ägyptische Ölraffinerie vor, welche von einem ägyptischen staatlichen Ölunternehmen und internationalen Geldgebern (darunter die IFC und die DEG) ­finanziert wird. Zur Refinanzierung des 4,3 Milliarden UD-Dollar schweren ­Investments dient ein in Luxemburg angesiedeltes Verbriefungs­vehikel, welches eine Schuldverschreibung begibt. Diese Schuld­verschreibung wird von Versicherungspartnern versichert und kann von deutschen Investoren erworben werden. Die Schadens­regulierung erfolgt direkt zwischen Versicherung und Investor, wodurch aus ­Investorensicht ein Großteil der Risiken ausgeschaltet wird. ­Dadurch ergibt sich laut Papassavas ein sehr vorteilhaftes ­Risiko-Rendite-Profil: Für eine Nettorendite von 3,35 Prozent, welche Papassavas ­Präsentation durchschnittlich ausweist, erwartet Daidalos lediglich eine SCR-­Anforderung von vier Prozent.

Mit diesen Charakteristika können sich auch Mainstream-Investoren für Investitionen in diese Produkte begeistern. Bei den Gründen für eine Zeichnung stünde der Wunsch nach einem Impact jedoch noch recht weit vorn, so Graeber von EB-SIM. „Bei Erneuerbaren, gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern, ist die Wirkung sehr ­anschaulich.“ Allerdings gebe es bei den meisten Investoren den ­starken Wunsch, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in einen ­Einklang zu bringen. Aktuell sei der Investorenkreis jeweils hälftig kirchlich und nicht-kirchlich. So kann Graeber zwei Versorgungs­werke, zwei Stiftungen und eine Genossenschaftsbank zu den nicht-kirchlichen Investoren zählen. Auch das Depot-A der Evangelischen Bank sei investiert, was auch den Erwartungen der Investoren ­entspreche. Den Zugang zu Märkten und damit auch zu langfristigen Trends sieht Michael Hoelter von DWS als zentrales Argument für Impact Investments auch in Entwicklungs- und Schwellenländern, wie er beim BAI Workshop zu ESG ausführt. „Wir bieten breiten ­Zugang zu ineffizienten Märkten.“ Deutsche Investoren hätten den Wachstumstrend Asien in den vergangenen zwei Jahrzehnten im ­Großen und Ganzen verpasst. Frühe Erfahrungen mit Impact Investments in künftigen Wachstumsregionen lieferten eine Marktintelligenz, welche sich auch für Primärinvestments nutzen ließe, bricht er eine Lanze für Impact Investments als strategische Investitionen.

Immobilien in Emerging Markets

Weniger Impact, dafür mehr Real Asset und damit echtes Exposure zu Wachstumstrends in Asien können Immobilien sein. Benedict Lai von Savills Investment Management bearbeitet von der Singapurer ­Filiale aus den örtlichen Markt, der die Entwicklung von einem Schwellenland hin zu einem voll in das internationale Finanzsystem integrierten Immobilienmarkt bereits weitgehend abgeschlossen hat. Die umliegenden südostasiatischen Staaten sieht er überwiegend noch nicht so weit, um ein umfassendes Investment zu rechtfertigen. Besondere Aufmerksamkeit erhält derzeit Vietnam, welches durch die Verlagerung von chinesischen Produktionsunternehmen mit ­geringer Wertschöpfung und der Umleitung von Handelsströmen aus China aufgrund dessen Handelskonflikts mit den USA große Wachstums­raten verbuchen kann. Immobilieninvestoren haben jedoch hier mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie in anderen umliegenden Staaten: Geringe Transparenz und dadurch fehlende Datenverfügbarkeit, geringe Liquidität, oftmals fehlende Infrastruktur und nicht zuletzt regulatorische Probleme und Unsicherheiten. „Die Märkte werden sehr von lokalen Entwicklern dominiert. Man braucht also zwingend einen starken lokalen Partner, um Einblick zu bekommen.“ Zudem könnten die sich entwickelnden Märkte für Investoren an Attraktivität gewinnen, wenn sich die Markttransparenz im Einklang mit einer ­höheren Liquidität aufgrund der Einführung von Reits verbessert.

Immobilien in Asien hat die Verka seit kurzem auch im Visier, wie Stephan berichten kann. Dabei handelt es sich um eine Value-Add-Immobilienstrategie mit Fokus Asien eines großen Anbieters. ­„Bisher waren wir bezüglich dieses Anbieters aus Nachhaltigkeitsgründen ­relativ reserviert“, so Stephan. „Dieses Produkt hat uns jedoch auch aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten überzeugt.“ Der neuaufgelegte Fonds investiert in renovierungsbedürftige Büroimmobilien in ­großen asiatischen Städten wie Shanghai, Kuala Lumpur und Singapur und führt dort umfangreiche Refurbishment-Maßnahmen durch. Die Zielrendite liege dadurch im zweistelligen Bereich, was auch weitere deutsche Pensionskassen zu einem Investment bewegt hat. Bei der Einschätzung der Risiken kommt der Verka sicherlich entgegen, dass man durch liquide Investments inzwischen einen gewissen ­Erfahrungsschatz aufbauen konnte. Von den knapp zwei Milliarden Euro Kapitalanlagen, welche die Verka verwaltet, sind mittlerweile knapp zehn Prozent in Entwicklungs- und Schwellenländern ­investiert. Dabei dominieren noch immer Investments in ­Wertpapiere: Staatsanleihen, Anleihen von Firmen in Staatsbesitz, rein passiv ­investierte Aktien in Schwellenländern, Unternehmensanleihen. Die Zusagen für illiquide Investments liegen bei 25 Millionen Euro.

Damit ist die Verka sicherlich hinsichtlich ihres Emerging-Markets-Exposure eher die Ausnahme. Denn mehr als eine Beimischung seien Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländer auch für an ­Impact interessierte Investoren nicht, so DBU-Finanzchef Dittrich. Die DBU verfolgt mit diesen Investments zwei Interessen: So könne man einerseits dort viel für die Nachhaltigkeit erreichen, andererseits achtet die DBU sehr darauf, eine marktgerechte Rendite zu erwirtschaften. Dies sei bei den derzeitigen Investitionen gegeben. In ­verschiedenen illiquiden, auf Erneuerbare abzielenden Fonds hält die DBU einen zweistelligen Millionenbetrag. Hinzu kommen einige Green Bonds, welche die DBU gezeichnet hat. Insgesamt sind circa 70 Millionen Euro der 2,6 Milliarden Euro Kapitalanlagen in Green Bonds angelegt, davon jedoch auch viele von Emittenten in Industrienationen. Für Investments in deutlich größerem Umfang in ­Entwicklungs- und Schwellenländern seien die Risiken dann doch zu hoch. Zu den spezifischen Risiken zählt Dittrich politische Risiken, aber auch die Rechtssicherheit und Korruption seien ein Problem.

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